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Maigret und das Verbrechen in Holland

Maigret und das Verbrechen in Holland

Titel: Maigret und das Verbrechen in Holland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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sind, rufen Sie auch Oosting, den wir gleich anschließend befragen werden.«
    »Wegen der Mütze? Jetzt klärt sich alles auf, nicht wahr? Ein Matrose hat im Vorbeigehen die Mütze auf dem Deck liegen sehen, hat sie aufgehoben und …«
    »Natürlich!«
    Pijpekamp war zum Weinen zumute. Maigrets bein a he unmerkliche, unerträgliche Ironie verwirrte ihn so, daß er sich am Türrahmen stieß, als er in die Telefonze l le ging.
    Der Kommissar blieb einen Augenblick allein mit Jean Duclos, der nicht von seinem Teller aufblickte.
    »Sie haben ihm nicht zufällig gesagt, er solle mir ein paar Gulden zustecken?«
    Er sagte dies ganz ruhig und ohne jede Bitterkeit; Duclos hob den Kopf, machte den Mund auf und wollte sich dagegen verwahren.
    »Pst! Wir haben keine Zeit mit Diskussionen zu ve r lieren. Sie haben ihm geraten, mich zu einem opulenten Essen mit viel Wein einzuladen. Sie haben ihm gesagt, daß man so in Frankreich die Beamten herumkriegt … Ruhe, sag ich! … Und daß man mich danach um den Finger wickeln könne.«
    »Ich schwöre Ihnen, daß …«
    Maigret zündete seine Pfeife an, wandte sich zu Pi j pekamp, der vom Telefon zurückkam und mit einem Blick auf den Tisch stammelte:
    »Ich darf Sie doch noch zu einem Gläschen Kognak einladen … Sie haben hier ganz alten.«
    »Erlauben Sie, daß ich Sie dazu einlade! Wenn Sie nur Madame sagen, daß sie eine Flasche Kognak und Pr o biergläser bringen soll.«
    Aber Madame Van Hasselt brachte kleine Gläser. Der Kommissar stand auf, holte selber andere aus einem R e gal und füllte sie bis an den Rand.
    »Auf das Wohl der holländischen Polizei!« sagte er.
    Pijpekamp wagte nicht zu widersprechen. Der K o gnak war so stark, daß ihm Tränen in die Augen traten. Aber der Kommissar hob lächelnd und unbarmherzig immer wieder sein Glas und wiederholte:
    »Auf das Wohl Ihrer Polizei! … Wann ist Barens in Ihrem Büro?«
    »In einer halben Stunde! … Eine Zigarre?«
    »Danke! Ich rauche lieber meine Pfeife.«
    Und wieder füllte Maigret die Gläser nach, ohne zu fragen, und weder Pijpekamp noch Duclos wagten abz u lehnen.
    »Das ist ein schöner Tag«, sagte er zwei oder dreimal. »Vielleicht täusche ich mich. Aber ich habe das Gefühl, daß heute abend der Mörder dieses armen Popinga ve r haftet wird.«
    »Falls er nicht auf der Ostsee herumfährt!« antwortete Pijpekamp.
    »Bah! Glauben Sie, daß er so weit weg ist?«
    Duclos hob sein blaßes Gesicht.
    »Ist das eine Verdächtigung, Kommissar?« fragte er schneidend.
    »Was für eine Verdächtigung?«
    »Sie scheinen zu behaupten, daß er, wenn er nicht weit weg ist, vielleicht ganz in der Nähe ist …«
    »Was Sie sich nicht alles vorstellen, Professor!«
    Fast wäre es zu einem Streit gekommen. Das kam b e stimmt von den großen Gläsern Schnaps. Pijpekamps Gesicht war ganz rot. Seine Augen glänzten.
    Bei Duclos dagegen wirkte sich die Trunkenheit in einer krankhaften Blässe aus.
    »Ein letztes Glas, meine Herren, und dann werden wir uns das arme Bürschchen vornehmen!«
    Die Flasche stand auf dem Tisch. Jedesmal wenn Ma i gret nachgoß, befeuchtete Madame Van Hasselt mit dem Mund die Bleistiftspitze und machte einen Strich in i h rem Buch.
    Als sie hinausgingen, empfing sie drückende Hitze und Stille. Oostings Schiff lag an seinem Platz. Pijpekamp ha t te das Bedürfnis, sich aufrechter als sonst zu halten.
    Sie brauchten nur dreihundert Meter zu gehen. Die Straßen waren menschenleer. Ein Laden lag neben dem anderen; sie hatten geschlossen, waren aber sauber und einladend wie auf einer Weltausstellung, deren Pforten jeden Augenblick geöffnet werden.
    »Es wird beinahe unmöglich sein, den Matrosen au s findig zu machen«, sagte Pijpekamp. »Trotzdem ist es gut, daß wir wissen, daß er es war und niemand anderen mehr verdächtigen. Ich werde einen Bericht schreiben, damit Monsieur Duclos, Ihr Landsmann, sich wieder frei bewegen kann.«
    Mit unsicherem Gang betrat er die Büros der Ortsp o lizei, stieß im Vorbeigehen an ein Möbelstück und setzte sich dann etwas ungestüm hin.
    Er war eigentlich nicht betrunken. Aber er hatte durch den Alkohol etwas von dieser liebenswürdigen Höflichkeit verloren, die für die meisten Holländer t y pisch ist.
    Lässig drückte er einen Klingelknopf und lehnte sich ganz in seinem Stuhl zurück. Auf holländisch wandte er sich an einen Polizisten in Uniform, der verschwand und gleich darauf in Begleitung von Cornelius wieder e r schien.
    Obgleich ihn der Polizeibeamte

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