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Maigret und der gelbe Hund

Maigret und der gelbe Hund

Titel: Maigret und der gelbe Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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für nebensächlich.
    Der Reporter des Petit Parisien kam zurück, schüttelte die Regentropfen von seinem Mantel ab.
    »Sieh mal an! Regnet’s? … Was gibt’s Neues, Groslin?«
    Ein Licht zuckte in den Augen des jungen Mannes, der zu dem Fotografen, der ihn begleitete, leise ein paar Worte sagte und dann den Telefonhörer abnahm.
    »Den Petit Parisien , Mademoiselle … Pressedienst … Bitte vorziehen! … Was? … Sie haben eine direkte Verbindung mit Paris? … Dann schnell her damit … Hallo! … Hallo! … Der Petit Parisien ? … Mademoiselle Germaine? … Holen Sie mir die diensthabende Stenotypistin an den Apparat … Hier Groslin!«
    Seine Stimme hatte etwas Ungeduldiges. Und sein Blick schien die Kollegen, die ihm zuhörten, herauszufordern. Maigret, der hinter ihm vorbeiging, blieb stehen, um ihm zuzuhören.
    »Hallo! … Sind Sie es, Mademoiselle Jeanne? Schnell, ja! … Es ist noch Zeit für einige Provinzausgaben. Die anderen bekommen es erst in der Ausgabe von Paris. Sagen Sie der Redaktionssekretärin, sie soll den Text abfassen. Ich habe keine Zeit …
    Fall Concarneau … Unsere Mutmaßungen waren zutreffend … Ein weiteres Verbrechen … Hallo! Ja, Verbrechen ! … Ein Mann ermordet, wenn Ihnen das besser gefällt …«
    Jeder war verstummt. Der Arzt näherte sich wie gebannt dem Journalisten, der fiebernd, triumphierend, mit den Füßen aufstampfend fortfuhr:
    »Nach Monsieur Mostaguen, nach dem Journalisten Jean Servières, nun Monsieur Le Pommeret! … Ja … Ich habe Ihnen den Namen vorhin buchstabiert. Er wurde soeben tot in seinem Zimmer aufgefunden … Zu Hause! Keine Verletzung. Die Muskeln sind steif, und alles deutet auf eine Vergiftung hin … Moment noch … Schließen Sie mit: ›Angst in …‹ Ja! Laufen Sie schnell zur Redaktionssekretärin. Ich werde Ihnen gleich einen Text für die Ausgabe von Paris diktieren, aber die Nachricht muß unbedingt in die Provinzausgaben.«
    Er legte auf, wischte sich den Schweiß ab, warf einen triumphierenden Blick in die Runde.
    Schon ging das Telefon.
    »Hallo! … Herr Kommissar? … Wir versuchen schon seit einer Viertelstunde Sie zu erreichen … Hier bei Monsieur Le Pommeret … Schnell! … Er ist tot! …«
    Und jammernd wiederholte die Stimme: »Tot …«
    Maigret sah rings um sich. Auf fast allen Tischen standen leere Gläser. Kreideweiß folgte Emma dem Polizisten mit ihren Blicken.
    »Weder ein Glas, noch eine Flasche anrühren!« ordnete er an. »Verstanden, Leroy? Rühren Sie sich nicht vom Fleck.«
    Der Arzt, von dessen Stirn der Schweiß tropfte, hatte sein Halstuch abgenommen, und man sah seinen dürren Hals und sein Hemd, das mit einem Knopf für den falschen Kragen zugeknöpft war.
     
    Als Maigret in der Wohnung von Le Pommeret eintraf, hatte schon ein Arzt, der im Nachbarhaus wohnte, die erste Untersuchung gemacht.
    Eine Frau von etwa fünfzig Jahren war zugegen, die Eigentümerin des Mietshauses, die auch angerufen hatte.
    Ein hübsches Haus aus grauem Stein mit Blick auf das Meer. Und alle zwanzig Sekunden wurden die Fenster vom Lichtbündel des Leuchtturms angestrahlt.
    Ein Balkon. Eine Fahnenstange und ein Schild mit dem Wappen Dänemarks.
    Die Leiche lag auf dem rötlichen Teppich des Studios, das mit wertlosen Nippes vollgepfropft war. Draußen hatten fünf Leute den Kommissar kommen sehen und hatten kein Wort gesagt.
    An den Wänden Fotos von Schauspielerinnen, Zeichnungen, die aus Liebesromanen ausgeschnitten und unter Glas gerahmt worden waren, ein paar Widmungen von Frauen.
    Das Hemd von Le Pommeret war herausgerissen. Die Schuhe waren noch schwer vom Schlamm.
    »Strychnin!« sagte der Arzt. »Wenigstens nehme ich es an. Sehen Sie seine Augen an. Und beachten Sie vor allem den steifen Körper. Die Agonie hat über eine halbe Stunde gedauert. Vielleicht noch länger …«
    »Wo waren Sie?« fragte Maigret die Vermieterin.
    »Unten … Ich vermietete Monsieur Le Pommeret die ganze erste Etage, und er nahm seine Mahlzeiten bei mir ein. Gegen acht Uhr ist er zum Essen heimgekommen. Er hat fast nichts gegessen. Ich erinnere mich, daß er behauptet hat, mit dem Strom sei etwas nicht in Ordnung, obwohl die Lampen normal leuchteten …
    Er hat mir gesagt, daß er wieder fortginge, zuvor aber wolle er eine Aspirintablette nehmen, denn er habe Kopfweh.«
    Der Kommissar sah den Arzt fragend an.
    »Stimmt genau! Die ersten Symptome.«
    »Die wie lange nach der Einnahme des Giftes auftreten?«
    »Das hängt von der Dosis ab

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