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Maigret und die Affäre Saint Fiacre

Maigret und die Affäre Saint Fiacre

Titel: Maigret und die Affäre Saint Fiacre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Hüfte gestützt, ging die Frau hin und her, nach dem jungen Mann Ausschau haltend.
    Der Anwalt redete noch immer:
    »Es geht um sehr komplexe Interessen, und wir sind unsererseits geneigt …«
    »Zu was?« unterbrach ihn Saint-Fiacre.
    »Nun, zu …«
    Er vergaß, daß es nicht sein Glas war, das in seiner Reichweite stand, und trank aus jenem Maigrets, um Haltung zu bewahren.
    »Ich weiß, es ist vielleicht nicht der richtige Ort … Und auch nicht der richtige Augenblick … Aber bedenken Sie, daß wir besser als jeder andere informiert sind über die finanzielle Situation …«
    »Meiner Mutter! Was sonst?«
    »Mit einem Feingefühl, das ihn ehrt, hat mein Klient es vorgezogen, in den Gasthof zu ziehen …«
    Der Anwalt war zu bedauern. Unter Saint-Fiacres starrem Blick kamen ihm die Worte nur noch stockend über die Lippen.
    »Sie begreifen mich, nicht wahr, Herr Kommissar? … Wir wissen, daß ein Testament beim Notar hinterlegt ist … Sie können unbesorgt sein! Die Rechte des Herrn Grafen sind berücksichtigt … Doch Jean Métayer ist darin trotzdem bedacht … Die Finanzgeschäfte sind verwickelt … Mein Klient ist der einzige, der sich darin auskennt …«
    Maigret bewunderte Saint-Fiacre, dem es gelang, eine geradezu übermenschliche Ruhe zu bewahren. Er hatte sogar ein leichtes Lächeln auf den Lippen!
    »Ja! Er war ein Muster-Sekretär«, sagte er ohne Ironie.
    »Bedenken Sie, daß er aus ausgezeichneter Familie kommt und eine tüchtige Ausbildung genossen hat. Ich kenne seine Eltern … Sein Vater …«
    »Kommen wir doch wieder zum Nachlaß, einverstanden?«
    Das klappte ja großartig! Der Anwalt traute seinen Ohren kaum.
    »Gestatten Sie, daß ich eine Runde offeriere? …
    Garçon! … Dasselbe, Messieurs? … Für mich einen Raphael-Citron …«
    Zwei Tische weiter suchte die Frau mit trüber Miene ihren Platz wieder auf. Sie hatte nicht gefunden, wen sie suchte und machte sich nun daran, einen der Billar d spieler zu erobern.
    »Ich sagte, daß mein Klient bereit sei, Ihnen zu helfen … Es gibt gewisse Personen, denen er mißtraut … Er wird Ihnen selbst sagen, daß da recht fragwürdige Transaktionen von Leuten arrangiert wurden, die kaum von Skrupeln geplagt sind … Kurz …«
    Jetzt wurde es schwierig! … Trotz allem mußte der Anwalt zunächst leer schlucken, bevor er weiterredete:
    »Sie haben die Kassen im Schloß leer vorgefunden … Indessen muß unbedingt Ihre gnädige Frau Mama …«
    »Gnädige Frau Mama!« wiederholte Maigret bewundernd.
    »Ihre gnädige Frau Mama …«, fuhr der Anwalt unbeeindruckt fort. »… Was wollte ich sagen? … Ja! Daß die Bestattung unbedingt so stattfinden muß, wie es den Saint-Fiacre würdig ist … Bis die Nachlaß-Angelegenheiten im besten Interesse aller Beteiligten g e regelt sind, übernimmt mein Klient …«
    »Mit anderen Worten, er will das Geld für das Begräbnis vorschießen … Ist das richtig?«
    Maigret wagte nicht, den Grafen anzuschauen. Er fixierte Emile Gautier, der bei einer weiteren Serie meisterlicher Stöße war, und er wartete gespannt auf den Krach, der alsbald neben ihm losbrechen mußte.
    Doch nein! Saint-Fiacre erhob sich. Er redete mit einem Neuankömmling:
    »Setzen Sie sich doch zu uns, Monsieur.«
    Es war Métayer, der hereingekommen war, und dem der Anwalt zweifellos signalisiert hatte, daß alles nach Wunsch verlief.
    »Nehmen Sie auch einen Raphael-Citron? … Garçon …«
    Beifall im Saal, weil ein Musikstück zu Ende war. Als das Klatschen aufhörte, trat ein peinlicher Augenblick ein, weil die Stimmen stärker hallten. Das Geräusch der Elfenbeinkugeln war nicht mehr da, um die Stille zu brechen.
    »Ich sagte dem Herrn Grafen, der das gut verstand …«
    »Für wen ist der Raphael?«
    »Sie sind mit dem Taxi von Saint-Fiacre hergekommen, Messieurs? … In diesem Fall stelle ich Ihnen für die Rückfahrt meinen Wagen zur Verfügung … Es wird ein bißchen eng sein … Ich nehme auch den Kommissar mit … Garçon, was macht das? … Nein, lassen Sie! … Das ist meine Sache …«
    Doch der Anwalt war aufgestanden und drückte eine Hundertfranc-Note in die Hand des Kellners, der fragte:
    »Alles?«
    »Ja, natürlich.«
    Und der Graf murmelte mit freundlichstem Lächeln:
    »Sie sind zu liebenswürdig.«
    Emile Gautier, der sie zu viert weggehen und sich gegenseitig an der Türe den Vortritt anbieten sah, vergaß darüber die Fortsetzung seiner Serie.
     
    Der Anwalt fand sich auf dem Vordersitz, neben dem Grafen,

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