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Maigret und die Tänzerin Arlette

Maigret und die Tänzerin Arlette

Titel: Maigret und die Tänzerin Arlette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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hingegangen.«
    »Wie lange ist das her?«
    Er überlegte und schien selber ganz überrascht, als er dann sagen mußte:
    »Drei Wochen.«
    »Und da hast du Arlette kennengelernt?«
    »Sie hat sich an unseren Tisch gesetzt. Mein Freund, der sich darin nicht auskennt, hat sie für eine Nutte gehalten, und wir haben uns auf dem Nachhauseweg gezankt.«
    »Ihretwegen?«
    »Ja. Ich hatte gleich gemerkt, daß sie nicht wie die anderen war.«
    Maigret hörte ihm ernst zu, während er eine seiner Pfeifen gründlich reinigte.
    »Und du bist dann in der folgenden Nacht wieder dort gewesen?«
    »Ja, ich wollte mich für das Benehmen meines Freundes entschuldigen.«
    »Was hatte er denn getan?«
    »Er hatte ihr Geld angeboten, wenn sie mit ihm schliefe.«
    »Hatte sie es abgelehnt?«
    »Selbstverständlich. Ich bin ziemlich früh dorthin gegangen, weil ich wußte, daß dann noch kaum ein Gast da war, und sie war gleich bereit, etwas mit mir zu trinken.«
    »Ein Glas oder eine Flasche?«
    »Eine Flasche. Der Wirt erlaubt den Mädchen nur, sich an die Tische der Gäste zu setzen, wenn diese nicht nur einen Schnaps bestellen. Man muß Champagner trinken.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich weiß, was Sie denken, aber sie ist trotzdem gekommen, um zu sagen, was sie wußte, und ist dann erdrosselt worden.«
    »Hat sie zu dir von einer Gefahr gesprochen, die ihr drohte?«
    »Nicht ausdrücklich. Aber ich wußte wohl, daß es in ihrem Leben allerlei Geheimnisvolles gab.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Das ist schwer zu erklären, und Sie werden es mir doch nicht glauben, weil ich sie geliebt habe.«
    Er sagte die letzten Worte mit leiser Stimme, hob dann den Kopf und blickte den Kommissar fest an, bereit, sich gegen das kleinste ironische Lächeln zur Wehr zu setzen.
    »Ich wollte ihr helfen, ein anderes Leben zu beginnen.«
    »Wolltest du sie heiraten?«
    Lapointe zögerte verlegen mit der Antwort. Dann sagte er: »Daran habe ich nicht gedacht. Ich hätte sie bestimmt nicht gleich geheiratet.«
    »Aber du wolltest nicht mehr, daß sie sich vor allen nackt in einem Kabarett zeigte.«
    »Ich bin sicher, daß sie darunter litt.«
    »Hat sie dir das gesagt?«
    »Das ist alles etwas komplizierter, Chef. Ich verstehe, daß Sie die Dinge anders sehen. Ich kenne auch die Frauen, die man in solchen Lokalen trifft. Zuerst einmal läßt sich schwer sagen, was sie eigentlich dachte, weil sie viel trank. Denn gewöhnlich trinken diese Mädchen nichts, und Sie werden nicht das Gegenteil behaupten wollen. Sie tun nur so, um die Gäste zum Trinken zu animieren, und bekommen immer nur in einem kleinen Glas Limonade serviert, die wie Likör aussieht. Stimmt das?«
    »Fast immer.«
    »Arlette dagegen trank, weil sie das brauchte. Beinahe Abend für Abend. So daß der Wirt, Monsieur Fred, sich vor ihrem Auftritt immer vergewissern mußte, ob sie auch noch fest auf den Beinen stand.«
    Lapointe fühlte sich dort schon so dazugehörig, daß er ›Monsieur Fred‹ sagte, so wie der Wirt gewiß von den Angestellten genannt wurde.
    »Bist du nie bis zum Morgen geblieben?«
    »Sie wollte das nicht.«
    »Warum?«
    »Weil ich ihr gestanden hatte, daß ich wegen meiner Arbeit früh aufstehen muß.«
    »Hast du ihr auch gesagt, daß du zur Polizei gehörst?«
    Er wurde von neuem rot.
    »Nein. Aber ich habe ihr auch erzählt, ich wohnte mit meiner Schwester zusammen und dürfe deshalb nicht zu spät nach Hause kommen. Ich habe ihr nie Geld gegeben. Sie hätte es auch nicht angenommen. Ich durfte nie mehr als eine Flasche bestellen, und sie suchte immer den billigeren Champagner aus.«
    »Glaubst du, daß sie verliebt war?«
    »In der letzten Nacht war ich davon überzeugt.«
    »Warum? Wovon habt ihr gesprochen?«
    »Immer von demselben, von ihr und von mir.«
    »Hat sie dir gesagt, wer sie wirklich war und aus was für einer Familie sie stammte?«
    »Sie hat mir nicht verheimlicht, daß sie einen falschen Personalausweis hatte und daß es furchtbar sein würde, wenn man ihren richtigen Namen entdeckte.«
    »War sie gebildet?«
    »Das kann ich nicht beurteilen. Aber sie war bestimmt nicht für diesen Beruf geschaffen. Sie hat mir nichts aus ihrem Leben erzählt. Sie hat nur einen Mann erwähnt, von dem sie nie mehr loskäme, und hinzugefügt, das sei allein ihre Schuld, es sei zu spät, daß das je anders werden könne, und ich sollte nicht mehr dorthin kommen, weil ihr das nur unnütz weh täte. Und darum glaube ich, daß sie mich zu lieben begann. Während sie das alles zu mir

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