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Maigret und Pietr der Lette

Maigret und Pietr der Lette

Titel: Maigret und Pietr der Lette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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versieht ein Angestellter den Nachtdienst.«
    »Wo sitzt der?«
    »Im Souterrain.«
    »Bringen Sie mich hin!«
    Wieder drang er in die Kulissen dieses für tausend Reisende konzipierten Luxusbienenstocks. In einem Raum, der an die Küche grenzte, fand er einen Angestellten vor einer Telefonanlage. Vor ihm lag ein Verzeichnis. Es war hier jetzt ruhig.
    »Hat Kriminalobermeister Torrence Sie zwischen neun und zwei Uhr morgens angerufen?«
    »Torrence?«
    »Der Polizeibeamte, der sich in dem blauen Zimmer neben Nummer 3 aufgehalten hat«, erklärte fachgerecht die Bürokraft.
    »Er hat nicht angerufen.«
    »Und niemand ist hinaufgegangen?«
    Diese Feststellung war wichtig. Torrence war innerhalb des Zimmers angegriffen worden, also von jemandem, der es betreten haben muß. Um ihm das Tuch vor den Mund zu drücken, hat der Mörder hinter seinem Opfer vorbeigehen müssen. Und Torrence hatte keinen Verdacht geschöpft.
    Nur ein Kellner erfüllte diese Voraussetzungen, sei es, daß der Beamte ihn gerufen hatte oder weil er von selbst erschienen war, um den Tisch abzuräumen.
    Maigret überlegte und stellte seine Frage anders.
    »Wer vom Personal hat seinen Dienst vorzeitig verlassen?«
    Der Telefonist war überrascht.
    »Woher wissen Sie das? Es war reiner Zufall … Pepito hat einen Anruf erhalten, daß sein Bruder krank ist …«
    »Um wieviel Uhr?«
    »Gegen zehn …«
    »Wo war er zu dem Zeitpunkt?«
    »Oben.«
    »Von welchem Apparat hat er das Gespräch angenommen?«
    Man rief die Zentrale an. Der dortige Telefonist versicherte, keinerlei Verbindung mit Pepito hergestellt zu haben.
    Das ging schnell! Dennoch blieb Maigret ruhig und finster.
    »Seine Personalkarte? … Sie müssen doch eine Personalkarte haben …«
    »Keine eigentliche Karte … Wenigstens nicht für das sogenannte Speisesaalpersonal, das oft wechselt.«
    Sie mußten ins Sekretariat gehen, wo zu dieser Stunde niemand war. Trotzdem ließ sich Maigret die Bücher geben und fand, was er suchte:
    ›Pepito Moretto, Hotel Beauséjour, Rue des Batignolles 3. Eingetreten am …‹
    »Verbinden Sie mich mit dem Hotel Beauséjour.«
    Unterdessen befragte er einen anderen Angestellten und erfuhr, daß Pepito Moretto auf Empfehlung eines italienischen Oberkellners seine Stelle drei Tage vor der Ankunft der Mortimer-Levingstons im Majestic angetreten hatte. Man hatte an seiner Arbeit nichts auszusetzen. Er war zunächst im Speisesaal eingesetzt gewesen und dann, auf eigenen Wunsch, beim Zimmerdienst.
    Das Hotel Beauséjour war am Apparat.
    »Hallo! … Kann ich bitte mit Pepito Moretto sprechen? … Hallo! … Was sagen Sie? … Mit seinem Gepäck? … Morgens um drei? … Danke! … Hallo! … Noch eine Frage … Kam seine Post zu Ihnen? … Niemals Briefe? … Danke, das ist alles.«
    Und Maigret legte mit gewohnter Ruhe wieder auf.
    »Wie spät ist es?« fragte er.
    »Zehn nach fünf.«
    »Rufen Sie mir ein Taxi.«
    Er gab dem Chauffeur die Adresse des Pickwick’s.
    »Sie wissen, daß die um vier Uhr schließen?«
    »Das spielt keine Rolle!«
     
    Der Wagen hielt vor der Bar, deren Läden geschlossen waren. Unter der Tür drang Licht hindurch. Maigret wußte, daß in den meisten Nachtlokalen das manchmal über vierzigköpfige Personal gewöhnlich noch zu Abend ißt, bevor es nach Hause geht. Das Mahl wird in dem Raum eingenommen, den die Gäste eben verlassen haben, während die Luftschlangen schon weggekehrt werden und sich die Putzfrauen an die Arbeit machen.
    Trotzdem klingelte er nicht im Pickwick’s. Er drehte der Bar den Rücken zu und steuerte eine Kneipe an der Ecke der Rue Fontaine an, wo im allgemeinen die Angestellten der Nachtlokale abends zwischen zwei Jazz-Stücken oder später in der Nacht hinkamen.
    Das Bistro hatte noch auf. Als Maigret es betrat, lehnten drei Männer an der Theke, tranken Kaffee mit Schuß und unterhielten sich über ihre Geschäfte.
    »Ist Pepito nicht hier?«
    »Er war da …«
    Der Kommissar sah, wie einer der Gäste, der ihn vielleicht erkannt hatte, dem Inhaber ein Zeichen gab, daß er seinen Mund halten sollte.
    »Ich war um zwei mit ihm verabredet …«, fuhr er fort.
    »Der ist schon lange weg!« erwiderte der Wirt.
    »Ich weiß! … Ich habe ihm von dem Tänzer drüben was bestellen lassen.«
    »José?«
    »Ja. Er sollte Pepito ausrichten, daß ich nicht frei bin.«
    »José ist auch hier gewesen … Ich glaub, die haben miteinander gesprochen …«
    Der Mann, der dem Wirt ein Zeichen gegeben hatte, trommelte mit

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