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Mainfall

Mainfall

Titel: Mainfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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war.
    »Nicht direkt«, sagte Rotfux, »aber es könnte sein, dass Sie in schwere Straftaten verwickelt sind.«
    »In Straftaten verwickelt?« Ich war sprachlos. »Und was soll das sein? Welche Art von Straftat?«, wollte ich wissen.
    Rotfux, der wie üblich einen gelben Pulli trug, sah mich prüfend an. »Sie haben also wirklich keine Ahnung?«, fragte er, wobei sein rotbrauner Oberlippenbart auf seiner Lippe tanzte.
    »Nein! Wovon denn?«
    »Man hat Bilder von Ihnen in der Wohnung einer jungen Frau gefunden, die ermordet wurde.«
    »Bilder von mir?«, stammelte ich.
    »Ja, Bilder von Ihnen.«
    »Und wo bitte?«
    »Das müssten Sie eigentlich besser wissen als ich«, sagte Rotfux und sah mich wieder prüfend an, als ob er mich mit seinem Blick durchbohren wollte. Sein Blick war mir unangenehm und es wurde mir klar, dass er mich soeben verhörte.
    »Wo waren Sie am vergangenen Dienstag?«, fragte er.
    »Am Dienstag?« Ich überlegte. Dann sagte ich, dass ich tagsüber bei Brenners im Garten gewesen sei und abends mit Isabell und den Kindern das Restaurant Zum Ochsen besucht hatte.
    »Mhmmm«, brummte Rotfux nachdenklich. »Kennen Sie eine Maria Oberwiesner?«
    Ich zögerte. Irgendwie kam mir der Name bekannt vor, aber ich wusste nicht, woher.
    Rotfux schaute mich fragend an. »Nun?«, sagte er. »Kennen Sie Maria?«
    In meinem Hirn arbeitete es fieberhaft, ich konnte mich jedoch nicht wirklich erinnern. »Den Namen kenne ich, bloß woher? Vielleicht hat sie mir nach der Talkshow geschrieben. Woher stammt diese Maria denn?«
    »Haben Sie wirklich keine Ahnung?«, fragte Rotfux.
    Er konnte es wohl einfach nicht fassen, dass ich mich an nichts erinnern konnte.
    »Nein, es tut mir leid«, sagte ich. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Sie wohnte in München. Man hat sie tot in der Isar gefunden. Könnten dieselben Täter gewesen sein, die Sie in den Main gestoßen haben«, sagte Rotfux jetzt.
    »In München«, meinte ich, »ja, aus München hatte ich eine Zuschrift.«
    Rotfux zog ein Foto aus seinem Aktenhefter. »Hier. Kennen Sie die?«
    Ich sah mir das Bild sorgfältig an. Die Person darauf kam mir irgendwie bekannt vor.
    »Ich glaube, so sah die Frau aus, die mir aus München geschrieben hat«, sagte ich.
    »Warum haben Sie mir davon nicht berichtet?«, fragte Rotfux vorwurfsvoll. Er legte seine Stirn in Falten und sah mich ärgerlich an.
    »Ich weiß nicht. Ich dachte, es sei nicht so wichtig.«
    »Nicht so wichtig, nicht so wichtig. Das überlassen Sie mal besser uns, was wichtig ist oder nicht«, brummte er. »Die Frau ist tot! Vielleicht hätte man sie retten können. Man hat sie gestern tot aus der Isar gezogen und heute kam die Mitteilung, dass man auch Fotos von Ihnen in ihrer Wohnung gefunden hat«, sagte Rotfux. »Können Sie sich das erklären?«
    »Vielleicht kannte ich sie früher«, antwortete ich kleinlaut.
    »Und in den letzten Monaten haben Sie Maria nie mehr gesehen?«, hakte Rotfux nach.
    »Nein. Nie mehr«, antwortete ich.
    »Haben Sie die Zuschrift von dieser Frau noch?«
    »Ja, die habe ich aufgehoben. Ich dachte, dass ich sie vielleicht besuchen würde, um sie etwas über mich fragen zu können.«
    »Ich lasse Sie jetzt nach Hause bringen«, sagte der Kommissar, »und Sie geben Ihre Zuschriften den Beamten mit. Wir müssen die natürlich alle überprüfen.«
    Mist, dachte ich. Wenn er sämtliche Zuschriften überprüfen würde – auch die von Melanie. Das wäre ja schrecklich. Ich nahm mir vor, ihm auf keinen Fall den Brief von Melanie zu geben.
    »Sie müssen uns unbedingt die Wahrheit sagen«, beschwor mich der Kommissar, als ob er Gedanken lesen konnte. »Vielleicht sind noch weitere Mädchen in Gefahr.«
    Irgendwie hatte ich das deutliche Gefühl, dass mir Rotfux nicht wirklich glaubte. Wahrscheinlich dachte er sogar, die ganze Geschichte mit meinem Gedächtnisverlust sei in Wirklichkeit nur der Trick eines ausgebufften Ganoven.
    Rotfux telefonierte kurz mit dem Streifendienst und ließ mich mit einem Polizeiauto bis vor Brenners Haus fahren. Wie ein Verbrecher kam ich mir vor, es war mir unangenehm, dass der Streifenwagen direkt vor Brenners Haus hielt. Zum Glück saßen Paul und Corinna in der Schule und Isabell arbeitete im Buchladen, sodass ich mit den beiden Polizisten unbemerkt ins Haus gehen konnte.
    Oskar begrüßte mich wie immer. Ihn schienen die Polizisten nicht zu interessieren. Er wedelte mit dem Schwanz, sprang an mir hoch und folgte mir in mein Zimmer, wo ich nach den

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