Make Me Gluecklich
meinem deutlich begrenzten Englisch versuchte ich, ihm zu verklickern, worum es ging. Er hörte mir konzentriert zu, warf hin und wieder eine Frage dazwischen, und als ich fertig war, lehnte er sich gemächlich zurück wie ein richtiger Anwalt im Kino und sagte: »Miss äh . . . Tessner? Selbstverständlich übernehmen wir solche Klagen, jederzeit – alles, was die Mandanten wünschen!« Er strahlte. »Diebstahl, Unterschlagung, Vertragsbruch und Vorspiegelung falscher Tatsachen, alles strafbar im Bundesstaat New York! Sollen wir sofort zivil- und strafrechtlich vorgehen oder eins nach dem anderen?«
Mir war etwas komisch zumute. Gleich so zuschlagen? »Na ja, müssen wir denn gleich Klage erheben? Wir wissen doch noch nicht genau, was eigentlich passiert ist. Vielleicht kann man . . .«
»Nun, wir können natürlich auch erst Aufklärung fordern! Einen Brief als ersten Schritt, in dem wir vom Beklagten eine Versicherung an Eides statt verlangen! Wenn Sie das wünschen . . .« Mr. Glitz – Jamie – kritzelte ein paar Worte auf den Block, der vor ihm lag, und lächelte mich dann wieder an. »Sind Sie die Firmeninhaberin oder Ihre Mutter? Sie verstehen, ich brauche eine Bevollmächtigung, Ihre Interessen zu vertreten . . .«
Wir besprachen das Ganze noch ein bisschen. Ich versuchte, die Angelegenheit auf kleiner Flamme zu halten. Jamie allerdings war ziemlich enthusiastisch und holte sich gleich bei einem Vorgesetzten das Okay ein, für uns tätig zu werden, obwohl er noch keinen schriftlichen Auftrag meiner Mutter vorliegen hatte. Einstweilen würden sie sich mit meiner Unterschrift begnügen. Es deutete wirklich alles darauf hin, dass Jamie noch nicht lange in dieser Kanzlei war.
Er erklärte mir dann in groben Zügen die Vorgehensweise, die er plante, aber ich verstand nur die Hälfte davon. Einen Brief würde er sofort schreiben, das allerdings war wichtig, damit ich dem Fernsehteam etwas vorweisen konnte – den Beweis dafür, dass wir für unsere Kunden weder Kosten noch Mühen noch Ärger mit der Partnerfirma scheuten.
Dann geleitete er mich in den Eingangsbereich zurück, um mich zu verabschieden.
»Miss Tessner«, sagte er und lächelte, »ich bin sehr froh, dass Sie ausgerechnet zu mir gekommen sind.«
Er machte mich ein klein wenig verlegen, wie er so dastand und mich mit blauen Augen anstrahlte. Er war groß und schlaksig, und sein hellbraunes Haar hing um zwei Zentimeter zu lang über seinem blütenweißen Hemdkragen. Irgendwie war er süß, und als ich kurz darauf mit dem Aufzug wieder herunterfuhr, schoss mir durch denKopf, dass er ein idealer Mann sein könnte – für Denise, natürlich. Ich hatte seine Visitenkarte eingesteckt . . . zur Not würde ich ihm einfach mal auf den Zahn fühlen.
Brooke teilte mir mit, dass Don zwar nicht angerufen, sie aber schon zwei bis drei gute Vorschläge für mein Sorgenkind Greg herausgesucht hatte. Max Brannigan erwähnte sie nicht mehr, und ich war ihr dankbar dafür.
Während ich die Unterlagen von Maggie, Amber und Ingvild studierte, allesamt New Yorker Enddreißigerinnen, die eigentlich einen europäischen Mann suchten, machte ich mir Sorgen um Don. Da ging es schließlich um was – sollte ich ihm einfach auf die Nerven fallen und selbst nochmal anrufen?! Er hatte eigentlich zuverlässig gewirkt – ich würde ihm noch bis mittags Zeit lassen.
Ich nahm mir wieder Ingvild vor: 38, Übersetzerin bei einem Buchverlag, als Kind mit den Eltern aus Schweden eingewandert. Offensichtlich wollte Ingvild wieder ins beschauliche alte Europa zurück; sie hatte angegeben, von New Yorker Männern (eigentlich allen amerikanischen) die Schnauze voll zu haben – zu viel Statusdenken, zu viel Jagd nach dem Geld, zu viel Fassade und zu wenig Herz. So war das also, dachte ich. Gut, dass ich schon so einen alten Europäer hatte. Der hatte genug Herz – auch wenn man es nicht immer gleich fand.
Für Greg waren die drei nicht wirklich ideal, aber was sollte ich machen? Niemand hier kam auf die Idee, zu Matches Worldwide zu gehen, wenn er im heimischen Revier seine Beute suchte. Beinahe gedankenverloren griff ich zum Telefonhörer, um Ingvild dennoch anzurufen. Gerade noch rechtzeitig hielt ich inne. Was um aller Welt tat ich hier eigentlich? Ich benahm mich ja genau wie meine Mutter! Und mir hatte noch nicht mal jemand den Auftrag gegeben, mich nach Frauen für Gregory Summit umzusehen!
Beinahe erschrocken ließ ich die Hand wieder sinken. Ich hatte die
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