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Makers

Makers

Titel: Makers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Anderson
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dass alles immer weiter wächst und die Lebensbedingungen immer besser werden, aber diese Vorstellung ist tatsächlich nur wenige Hundert Jahre alt. Vorher war mehrere Tausend Jahre lang alles mehr oder weniger so geblieben, wie es war: ziemlich schlecht. Zwischen den Jahren 1200 und 1600 erhöhte sich die Lebenserwartung eines britischen Adligen (für die es die meisten Daten gibt) um nicht einmal ein Jahr. 15 Zwischen 1800 und heute dagegen hat sich die Lebenserwartung männlicher Weißer im Westen verdoppelt, von 38 auf 76 Jahre. Verantwortlich dafür ist vor allem der Rückgang der Kindersterblichkeit. Aber auch für diejenigen, die die Kindheit überlebten, erhöhte sich die Lebenserwartung in dieser Zeit um etwa 20 Jahre. Einen solchen Anstieg hatte es nie zuvor gegeben.
    Die Gründe hierfür sind die vielfältigen Veränderungen, von einer Verbesserung der hygienischen Bedingungen und der medizinischen Versorgung bis zu Urbanisierung und Bildung. Generell kann man aber sagen, dass die Menschen gesünder wurden, als sie reicher wurden. Und sie wurden reicher, weil Maschinen ihre Arbeitsleistung erhöhten, vor allem in der Produktion. Natürlich haben Menschen seit Urzeiten Werkzeuge benutzt, und man könnte argumentieren, dass »Technologien« wie Feuer, der Pflug oder die Haltungund gezielte Züchtung von Nutztieren genauso bedeutsam sind wie die Dampfmaschine. Aber diese landwirtschaftlichen Technologien ermöglichten es lediglich, mehr Menschen zu ernähren. Bei den Maschinen sah die Sache etwas anders aus, denn sie ermöglichten die Herstellung von Produkten, die den Lebensstandard erhöhten, von Kleidung bis Transportmitteln.
    Diese Güter wurden weltweit nachgefragt, und sie förderten dadurch den Handel. Der Handel wiederum förderte den Wettbewerb, sodass einzelne Länder das herstellten, was sie am besten konnten, und den Rest importierten. Dadurch stieg die Produktivität insgesamt und sorgte für mehr Wachstum. Dem Aufstieg der Baumwollspinnereien in Manchester folgte schnell die ganze Weltwirtschaft.
Die zweite industrielle Revolution
    Der Begriff »industrielle Revolution« wurde im Jahr 1799 von Louis-Guillaume Otto geprägt, einem französischen Diplomaten. Er berichtete in einem Brief über entsprechende Vorgänge in Frankreich (Revolutionen waren damals groß in Mode). 16 Auch Friedrich Engels, dessen Kapitalismuskritik Mitte des 19. Jahrhunderts dem Marxismus den Weg bereitete, beschrieb den industriellen Wandel als »Revolution«. Endgültige Verbreitung erfuhr der Begriff im späten 19. Jahrhundert durch den britischen Wirtschaftshistoriker Arnold Toynbee, der eine Reihe berühmter Vorträge darüber hielt, warum diese industrielle Bewegung so große Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hatte.
    Grundsätzlich aber bezeichnet »industrielle Revolution« eine Reihe von Technologien, die die Produktivität der Menschen drastisch erhöhen und ebenso Einfluss auf die Lebensdauer und -qualität haben wie darauf, wo die Menschen leben und wie viele es von ihnen gibt.
    Ein Beispiel: Um das Jahr 1850 kam zum Aufstieg der Fabriken (oder »Manufakturen«, wie sie ursprünglich hießen) eine Welle weiterer technologischer Neuerungen hinzu: die Entwicklung dampfbetriebener Schiffe und Eisenbahnen. Die Erfindung des Bessemer-Verfahrens für die Produktion von Stahl in großen Mengen in den1860er-Jahren führte zur Massenproduktion von Metallwaren und schließlich zur Fließbandproduktion.
    Viele Historiker bezeichnen diese nächste Transformationsphase des Sekundärsektors, die mit dem Aufstieg der chemischen Industrie, der Ölraffination sowie der Verbrennungsmotoren und Elektrizität zusammenfiel, als die »zweite industrielle Revolution«. Sie wird auf die Zeit von 1850 bis gegen Ende des Ersten Weltkriegs datiert. In diesem Zeitraum entwickelte auch Henry Ford die Fertigungslinie für sein Modell T. Neu daran waren die Lager mit austauschbaren Teilen und der Einsatz von Fließbändern, auf denen erstmals die einzelnen Stücke zur Produktion zu stationären Arbeitern transportiert wurden (die jeweils einen Arbeitsgang ausführten), während es vorher genau andersherum gewesen war.
    In der vollständig industrialisierten Wirtschaft von heute vergisst man leicht, wie sehr die erste und die zweite industrielle Revolution die Gesellschaft verändert haben. In erster Linie denkt man dabei an die Produktivitätssteigerungen, aber mindestens genauso wichtig ist ihre Auswirkung auf das Leben der Menschen. Als

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