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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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niemanden sehen“, murmelte er lahm. Er hatte das Gefühl, als hätte er nicht die Stärke, ihrer Gegenwart zu widerstehen.
    „Miklos hat sich das Dorf angesehen und die Toten begraben. Wir haben eine recht gute Vorstellung von dem, was sich dort abgespielt hat, Rob, Frank und ich.“
    Sie kam in das Zimmer und setzte sich auf die Bettkante. „Der Planet hat deinen Körper abgehärtet. Du siehst rauher aus, älter, zu dünn für deinen gedrungenen Körperbau.“
    „Ich bin dort unten zum Mörder geworden.“
    Einen Augenblick lang sagte sie nichts. „Es wird dich nicht beruhigen, mir zuzuhören, das weiß ich, aber bitte tu es trotzdem.“
    Er setzte sich neben sie und seufzte nervös. Er bemerkte, daß er zitterte. Sie berührte ihn beruhigend tief am Rücken.
    „Ich war ein Schrecken“, sagte er. Er drehte sich um und sah sie an. Er bemerkte, daß sie noch immer ihr Haar hinten hochgesteckt hatte. „Ich … ich bin an allem schuld, was sich dort unten abgespielt hat – an der Feindschaft zwischen Jerad und dem Dorf, an dem Überfall.“
    „Hör zu“, sagte sie. „Die Angreifer haben das Dorf zerstört und nicht du. Wie hättest du sie anders beurteilen können als auf ihre eigene Art?“
    „Ich bin aber hinuntergegangen, weil ich helfen wollte, siehst du das nicht?“
    „Die Angreifer wären vielleicht im Winter umgekommen, wenn sie die geraubten Vorräte nicht bekommen hätten.“
    „Aber sie mußten nicht so viele töten.“
    „Das Dorf wäre ohne seine Vorräte verhungert.“
    „Ich mußte nicht so viele töten.“
    „Du warst wütend und auf nichts vorbereitet. Für ihre Morde bist du nicht verantwortlich, allein für deine eigenen und auch für die nur teilweise. Was glaubst du wohl, warum du auf Lea gegangen bist?“
    John zuckte die Achseln. „Ich glaube, ich weiß es nicht mehr. Ich wollte es auf jeden Fall sehr – vielleicht, um etwas anderes zu sehen, nehme ich an.“
    „Nach deinem Gefühl war es wichtig, und später wolltest du das verändern, was du gesehen hast. Eine ähnliche historische Erfahrung hat den Begründern des Makrolebens das Motiv geliefert. Viele von uns haben sich schon ernsthafte Gedanken über die verstreuten Erdkolonien gemacht. Wir wissen, daß sie isoliert und rückständig sind. Die Menschheit besteht zur Zeit aus einer Sammlung von Bruchstücken – jene, die an Planeten gebunden sind, weil sie keine andere Wahl haben, und vielleicht einem Dutzend Makrowelten wie wir.“
    „Das weiß ich alles. Worauf willst du hinaus?“
    „Einfach dies: Wir verfolgen unseren eigenen Weg, und vielleicht sind wir nicht weise oder mächtig genug, um zu helfen.“
    „Und wir neigen dazu, die Möglichkeit einer erfolgreichen Zivilisation auszuschließen – das steht in Wirklichkeit hinter unserem Widerwillen zu helfen.“
    „Das ist wahr. Wir haben nicht viel gesehen, was unsere Meinung ändern könnte. So scheinen Kulturen zu wachsen. Frühere Sozialformen sind – na, eben früher. Ein Kind ist kein Erwachsener. Eine Ansammlung von Staub im Weltraum muß nicht unbedingt zum Stern werden.“
    „Aber alles, was wir gesehen haben, ist der Ausfluß aus einem ruinierten Sonnensystem“, sagte John. „Wie steht es mit fremden, außerirdischen Kulturen? Vielleicht haben andere mit Planeten Erfolg gehabt.“
    „Möglich, aber nur wenn sie von einer Industrie im Weltraum aus ihre Welt in einen Garten verwandelt haben. Selbst dann wären sie gezwungen, die Bevölkerung ihrer Welt einzuschränken, während eine außerirdische Bevölkerung unbeschränkt wachsen könnte, weil man sich das ohne viel Mühe leisten könnte.“
    „Gehst du davon aus, daß jede wachsende Kultur Makroformen entwickeln wird?“
    „Das ist nicht so schrecklich, wie du zu denken scheinst. Planeten sind geothermische Bomben, Schollen aus Dreck und Fels, die auf einem geschmolzenen Kern schwimmen – und das alles sind Überreste von Objekten, die nicht groß genug sind, um zu Sternen zu werden. Die Oberflächen sind gefährlicher als alles, was du jemals gesehen hast. Sie haben im Verlauf der historischen Zeit Myriaden von intelligenten Lebewesen umgebracht. Die Rohstoffe sind knapp, und der Grad der Industrialisierung wird von der Kapazität des Planeten begrenzt, Wärme zu absorbieren. Öko-biologische Erwägungen verlangsamen das Tempo der industriellen Entwicklung und verhindern effektiv die Entwicklung einer effizienten Technologie und ökonomischen Struktur, die für die Erfüllung menschlicher

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