Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
Vom Netzwerk:
der dunklen Hälfte zuckten Funken auf – unsichtbar, aufglühend, wieder dunkel, leuchtende Steine, die in einem dunklen See versanken; es war unmöglich, Treffer von Abfangversuchen zu unterscheiden. Sam erwartete fast, den Planeten sichtbar zittern zu sehen. Die Erde schüttelte sich, das wußte er. Stöße durchzuckten die Erdkruste, und die endgültige Zerstörung würde umfassender sein, als das der Mensch noch bewältigen konnte.
    Er dachte an das Haus in Neu-Mexiko und fragte sich, ob der Wüstensand zu glühen beginnen und den Kakteen das Leben entziehen würde, während das Bulerit immer instabiler wurde, von innen zu brennen anfing, als sei es eine urtümliche Materie, aus der ein Universum gemacht wird, um schließlich in ewiger Finsternis zu ersterben, in der selbst das Licht der Sterne eingefangen werden würde …
    Die Narren wußten nicht, daß Bulerit allein nicht genug war.
    Janet kam und stellte sich neben ihn. Die Vergrößerung verstärkte sich, so daß die gesamte nördliche Halbkugel zu sehen war. Riesige Rauchschwaden erfüllten die Tageslichtseite und wurden von den Winden im oberen atmosphärischen Bereich langsam in dünne Fäden auseinandergezogen. Die Leuchtkäfer vermehrten sich ständig und erinnerten Sam an die zuckenden Lichter eines Computerpaneels.
    „Sie hören nicht auf“, sagte Janet.
    „Vergeltungsangriffe auf alle möglichen Ziele sind durchgeführt worden“, sagte Alards atemlose, zitternde Stimme über dem Bild.
    Die Städte glühten in der Nacht und wollten auch nach mehrfachen Treffern nicht verblassen. Sam fragte sich, ob auch gegen Asterom Raketen abgefeuert worden waren. Sie würden die Kolonie erst viel später, nachdem auf der Erde schon lange alles vorbei war, erreichen. Das Bulerit aber würde als zweitbester Zerstörer sein Werk fortsetzen.
    Ich werde nie wieder einen Sonnenaufgang auf der Erde erleben, dachte er, als er seinen Arm um Janet legte. Orton und Richard hatten etwas gewollt, das die Menschheit vor die Wahl zwischen einer Schaufel für das eigene Grab und die Sterne stellte: Unsterblichkeit oder Tod. Entweder warten wir, bis die Sonne stirbt und die Kälte des Weltraums uns packt, oder wir gehen, solange wir noch können und uns dessen bewußt sind, was aus uns werden kann. Klammerte er sich an Worten fest, um das alles hier erträglich zu machen? Auch vorher schon waren Zivilisationen gestorben, erinnerte er sich selbst, und neue sind gewachsen, um an ihre Stelle zu treten.
    Margot kam herein und stellte sich neben Janet. „All die Menschen“, sagte sie, „all die Freunde, die ich in der Schule gekannt habe, alle sterben sie. Jetzt werden wir hier draußen überleben müssen.“
    „Richard“, flüsterte Janet und drückte ihr Gesicht gegen Sams Schulter.
    Sam hörte, wie etwas brach. Er drehte sich um und konnte gerade noch sehen, wie Orton die beiden Stücke seines Stocks zerbrach, sich mit einem Grunzen erhob und aus der Lounge herausging.
    Als Sam wieder zur Erde sah, spürte er in seinem Kopf ein Rauschen, das sich von dem Schrecken im Innersten seines Gehirns aus verbreitete. Seine Vorstellungskraft beschwor das herauf, was seine Augen nicht sehen und seine Ohren nicht hören konnten. All die, die ihn kannten und deren Beziehung zu ihm seine Identität ausgemacht und seine Karriere begründet hatten, würden bald tot sein. Seine Vergangenheit starb und mit ihr die Geschichte des Planeten. Diese Insel im Weltraum würde die Erde sicher nicht um mehr als ein paar Tage überleben. Ein Sprengkopf war in der Lage, die Siedlung an einem Tag zu erreichen.
    „Seht mal – dort, in der Karibik“, sagte Margot.
    Er sah einen glühend roten Punkt, wo das warme Blut der Erde hochstieg und sich durch den Magmaschacht in das Meer ergoß. Dampfwolken erhoben sich, die die Bewegung des Risses durch die Erdkruste markierten.
    Sam hielt Janet fest und sah Margot an. Sie schien sich trotz des Schreckens in ihren Augen noch unter Kontrolle zu haben.
    „Er kann nicht tot sein“, sagte sie, „das kann er einfach nicht sein. Entschuldigt mich.“ Sie drehte sich um und ging aus dem Zimmer. Janet löste sich von Sam und ging hinter ihr her.
    Sam beobachtete den Schirm und begrüßte dabei die schmerzhafte Härte seiner Nackenmuskeln. Vor langer Zeit, so schien es, waren alle Pläne gemacht und die Probleme der Welt identifiziert worden.
    Die Menschheit hatte sich darangemacht, die Zukunft umzugestalten. Nichts so Offensichtliches wie die Rivalitäten des

Weitere Kostenlose Bücher