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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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hochrotem Gesicht und baute sich bedrohlich vor dem Fernsehreporter auf. »Wenn Sie nicht augenblicklich aus diesem Büro verschwinden, schleife ich Sie höchstpersönlich hinaus und stopfe Sie im Bündel in Ihre Scheißkarren!«
    Der Kerl vor ihm ließ sich nicht beirren. »Der Bürgermeister von Prizzi, Signor Santorini, hat uns über die Fahndung informiert. Er ist der Meinung, dass die Questura mit unverhältnismäßigem Aufwand den Fernsehmörder Sforzano jagt. Häuser und Wohnungen würden ungerechtfertigt durchsucht, es würde massiv in die Privatsphäre von unschuldigen Bürgern eingegriffen und deren Persönlichkeitsrechte würden eklatant verletzt. Was sagen Sie dazu?«
    »Aha!« D’Aventuras Blick durchbohrte den Berichterstatter von RAI Televisione. »Das sagt Signor Bettino Santorini?«
    Der dynamische Medienvertreter im feinen Outfit grinste süffisant. »Unsere Zuschauer haben ein Recht darauf, über den unnachgiebigen Einsatz der Carabinieri auf Sizilien informiert zu werden. Im Übrigen ist Signor Santorini voll des Lobes für Ihr Engagement, wenngleich er nicht einsehen kann, dass man die Bürger dieser Region pauschal wie Verbrecher behandelt.«
    D’Aventura starrte den Reporter konsterniert an. »Santorini? Will er uns auf den Arm nehmen?«
    »Wieso?«, fragte der Reporter mit ironischem Unterton.
    »Unwichtig!«
    Sandolo schien irritiert zu sein. »Signor Santorini hat sich bei unserem Sender beschwert, dass Sie mit einem Aufgebot von mehr als fünfhundert Carabinieri sechs Gemeinden der Region in Atem halten.«
    D’Aventura lachte gallig auf. »Ein Signor Santorini ruft nicht den Sender an, er ruft Don Romano Grasso an. Und der wiederum unseren allseits bekannten und beliebten Medienmogul und Regierungsvertreter.«
    »Interessante Darstellung! Würden Sie diesen Satz vor laufender Kamera wiederholen?«
    »Ich will es mal so sagen: Sie gestalten mit Hilfe Ihres Brötchengebers unsere Arbeit hier oben zur Seifenoper um. Ich vermute, Sie sind später auch für die spannenden Wiederholungen in den TV -Sendern zuständig«, erwiderte d’Aventura voller Abscheu.
    Sandolo schien die Anspielung zu überhören. »Wir haben uns umgesehen. Sie betreiben, was die Anzahl der eingesetzten Beamten und die schwere Bewaffnung betrifft, einen bemerkenswerten Aufwand, finden Sie nicht? Aber vielleicht geht es dabei um mehr? Sicher werden Sie unseren Zuschauern verraten können, was hinter dieser beispiellosen Aktion steht. Geht es etwa um interne Machtkämpfe der Mafia? Können wir von einem großen Schlag gegen die Paten ausgehen? Immerhin war unseren Recherchen nach der ermordete Cardone ein …«
    »Machen Sie mich, verdammt noch mal, nicht wütend!«, schnitt d’Aventura dem Reporter das Wort ab. Seine Stimme hatte eine steinige Kantigkeit angenommen. »Erstens: Sie behindern eine Fahndung. Zweitens: Sie machen sich durch Ihre Berichterstattung der Strafvereitelung schuldig. Und drittens: Sie gehen mir auf die Nerven.«
    »Jetzt wollen wir uns aber nicht so wichtig machen, Sie großer, starker Comandante! Oder wollen Sie sich mit der Presse anlegen?«
    D’Aventura bedachte den geschniegelten Sandolo mit einem vernichtenden Blick. »Erinnere ich mich richtig? Sie sind nicht zufällig dieser scheinheilige Betroffenheitsquerulant, der Fernsehmorde realitätsnah und blutauthentisch kommentiert?«
    »Probeaufnahme!«, brüllte sein Gegenüber den Technikern zu und sein Mienenspiel zeigte unverschämte Arroganz. »Unsere Zuschauer sind stets interessiert, wie Carabinieri mit den Medienvertretern umspringen. Und ja, ich bin der Typ, der unsere Zuschauer über die wahre Dimension grausamer Mafiahinrichtungen aufklärt.« Die Augen des Reporters blitzten vor Stolz.
    »Wie war doch gleich Ihr Name?« D’Aventuras Stimme erinnerte an ein aufkommendes Gewitter, das sich jeden Moment entladen kann.
    »Rodolfo Sandolo«, erwiderte der geschniegelte Berichterstatter und spreizte seine imaginären Federn wie ein bunter Pfau.
    »Hören Sie mir zu, Rodolfo!«, donnerte d’Aventura, so dass sich die Fernsehleute instinktiv duckten. »Vermutlich sind Sie der Meinung, Fernsehzuschauer hätten Anspruch darauf, einen Mord möglichst plastisch mitzuerleben. Und wenn Sie schon so authentisch wie möglich sein wollen, weshalb lassen Sie sich nicht einfach selbst umbringen? Dann könnten Sie aus eigener Perspektive berichten, wie sich das anfühlt.«
    »Schön, dass Sie unseren Bürgern ihren engagierten Befehlston vorführen.

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