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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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gestört«, entgegnete Senna gereizt.
    »
Madonna mia!
Wobei? Beim Packen etwa?«
    »Mir scheint, du solltest dich mit einer einfachen, wenn auch bitteren Tatsache abfinden, mein Lieber. Soweit ich weiß, hat sich dein Bruder in einem dieser dubiosen Viertel Palermos herumgetrieben. Weiß der Teufel, was er dort wollte. Vielleicht hat er eine Nutte gesucht und wollte sich einen heißen Abend machen. Stattdessen ist er von ihrem geldgierigen irren Luden überfallen worden, der Enrico ausgenommen und dann umgebracht hat. So und nicht anders wird es gewesen sein.«
    »Jetzt hör du mir zu, Senna! Dieser Lude, wie du ihn nennst, war offensichtlich so weitsichtig, einen Kameramann zu bestellen und sich bei dem bestialischen Mord filmen zu lassen. Und noch etwas! Der Eiertanz, den du hier aufführst, die Art, wie du um den heißen Brei redest, die Tatsache, dass du vor meinen Augen brisante Unterlagen vernichtest, das alles bedeutet für mich, dass du mir nicht die Wahrheit sagst.« Cardone unterbrach seinen wütenden Redefluss und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Da fällt mir ein, kurz bevor ich hier oben ankam, begegnete mir ein Lkw. Wenn ich richtig vermute, hatte er eine Ladung voller Akten und Dokumente. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, welche Akten zur Vernichtung abtransportiert wurden …«
    Sennas Gesichtszüge gefroren zu Eis, und seine Augen flackerten gefährlich. »Ich habe im Laufe meines Lebens eine Menge Großkotze kennengelernt. Irgendwie glichen sie alle dem Nenner in einem Bruch. Je größer er sich macht, desto geringer fällt das Ergebnis aus. Bei dir verhält es sich genauso, wenn man dir zuhört. Pass auf, dass du nicht versehentlich zur Null wirst!«
    Cardone biss die Zähne zusammen. Am liebsten hätte er auf Senna eingeprügelt. »Deine Arroganz sucht ihresgleichen! Glaube mir, auch wenn Enrico und ich nicht das beste Verhältnis zueinander hatten, wenn ich herausfinden sollte, dass du und Pantrini hinter diesem Verbrechen steckt, dann Gnade euch Gott! Ich werde keine Ruhe geben, bis ich es herausgefunden habe. Verlass dich darauf!«
    »Du führst dich auf wie der große Rächer in einem schlechten Western.« Senna lächelte und fuhr höhnisch fort: »Zu dumm, dass du im falschen Film bist. Enrico hat dich nie für voll genommen. Für ihn warst du ein Versager, genauer gesagt, ein armes Schwein mit romantischen Träumen. Geh nach Hause und schreib Gedichte! Vielleicht kannst du das besser.«
    Cardone starrte Senna fassungslos an, doch einen Wimpernschlag später hatte er sich wieder in der Gewalt. »Liegen hier irgendwo noch Enricos Hausschlüssel herum?«
    »In seinem Büro am Haken neben der Tür hängen die Ersatzschlüssel. Nimm sie dir und verschwinde!«
    »Weißt du, Senna, was mir noch aufgefallen ist?« Cardone ballte die Fäuste in den Hosentaschen, während ihm Enricos ehemaliger Partner mit gerunzelter Stirn und abweisendem Blick gegenüberstand. »Enricos Bestattung scheint dich absolut nicht zu interessieren. Nicht wann, nicht wo, überhaupt nicht.«
    »Sollte mich das interessieren?«, gab Senna zurück und lächelte böse.
    Cardone machte auf dem Absatz kehrt, ging in Enricos Arbeitszimmer und holte sich die Hausschlüssel. Er konnte nicht sehen, dass aus Sennas Miene tiefe Verachtung sprach. Er konnte auch nicht sehen, dass der Anwalt beobachtete, wie er mit Enricos Kiste durch den Gang stürmte und die Kanzleitür mit Wucht hinter sich zuschlug.

    Vor dem kleinen Palazzo blieb Cardone stehen und atmete tief durch. Die Sonne stand im Zenit und brannte unbarmherzig herab. Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und drehte sich noch einmal um. Im Zimmer hinter dem Fenster glaubte er einen Schatten wahrzunehmen. Der Vorhang hatte sich bewegt, als habe ihn jemand beiseitegeschoben.
    Mit Genugtuung konstatierte Cardone, dass Senna ihn nicht aus den Augen ließ, und das vermutlich aus gutem Grund. Er ging mit energischen Schritten zum Parkplatz, mit dem Gefühl, dass Sennas Blick ihm im Nacken saß. Als er in die schmale, schattige Gasse zum Ortskern eintauchte, schlug ihm der Geruch von frischer Fleischsoße entgegen. Prompt meldete sich sein Magen. Seit dem Frühstück hatte er keinen Bissen gegessen. Der Golfplatz oberhalb von Premeno fiel ihm ein. Er hatte einmal mit seinem Bruder im rustikalen Clubhaus gegessen. Nicht nur die Küche, sondern auch die charakteristischen Räumlichkeiten hatten sich unter den

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