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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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wenig herunter. Im dämmrigen Lichtkreis lagen mehrere Ordner aufeinandergestapelt, obenauf ein roter Schnellhefter. Er trug die Beschriftung: »Enrico Cardone«.
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach d’Aventuras Gedanken. Bevor er »herein« rufen konnte, trat der schlaksige Venaro ein. »Immer noch hier?« Er lächelte breit.
    »Wo sonst?«, fragte d’Aventura knapp und ordnete einige Meldungen auf dem Schreibtisch. »Wie üblich opfere ich meine Freizeit unserem Land.«
    »Ich weiß nicht, wie du es siehst, ich jedenfalls denke, Freiheit ist nicht Genuss, sondern Arbeit, unausgesetzte Arbeit an den großen Kulturaufgaben des modernen Staates.« Commissario Venaro plumpste übermütig in den gepolsterten Sessel der Besprechungsecke neben d’Aventuras Schreibtisch, und musterte vergnügt seinen Chef.
    Venaro war trotz seiner jungen Jahre bereits ein erfahrener und überdies hochintelligenter Kriminalist mit überdurchschnittlichem Einfühlungsvermögen. Er beherrschte die Klaviatur aller Verhörmethoden perfekt, spielte Verdächtige mit unglaublicher Effektivität gegeneinander aus, kannte jeden schmutzigen Trick und ließ keine Falle aus, um Täter zu überführen. Seit fünf Jahren war er d’Aventuras zuverlässiger Assistent und engster Vertrauter. In den wenigen Jahren seines Dienstes bei der Antimafiabehörde hatte er die schlimmsten Verbrechen erlebt: erschossene, erstochene, erwürgte Opfer, brutal erschlagene und ertränkte Menschen. Doch niemals zuvor hatte er eine grauenhaftere Bluttat erlebt wie die an Enrico Cardone.
    Die beiden Carabiniereoffiziere ergänzten sich bei der Bekämpfung organisierter Verbrechen nicht nur menschlich, sie waren überdies perfekt aufeinander eingespielt. Venaro stellte den intellektuellen Typus dar, der wegen seines Scharfsinns gefürchtet war, während d’Aventura eher als Pragmatiker mit untrüglichem Spürsinn galt. Hatten die beiden erst einmal eine Spur, verfolgten sie diese mit zermürbender Ausdauer, was ihnen einen gefürchteten Ruf in der Unterwelt eingebracht hatte.
    »Du solltest den Questore ignorieren. Wenn du dich über ihn ärgerst, bestrafst du dich nur mit seiner Dummheit.«
    »Oder mit seiner vorsätzlichen Ignoranz«, erwiderte d’Aventura gereizt. »Auf ein Magengeschwür habe ich keine Lust. Wie sage ich immer? Vorurteilskraft befähigt zum höchsten Amt. Manchmal frage ich mich, ob es ein Leben vor der Rente gibt.«
    Der Comandante ging hinüber zur Besprechungsecke, setzte sich mit einem bitteren Lächeln und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. »Man hat Minetti nicht versehentlich zum Questore gemacht. Er ist nach oben ungefährlich und nach unten hinderlich, das ist der Grund. Und er funktioniert auf Knopfdruck.«
    »Letztendlich hat Pallardo das Sagen, was willst du mehr«, fügte Venaro mit ernstem Gesicht hinzu. »Immerhin ist er direkt dem Innenministerium unterstellt. Ich weiß zwar auch nicht, was ich von diesem Typen halten soll, aber wenn man sich gut mit ihm stellt, dann erreicht man bei ihm alles.«
    »Wie man hört, weist der Oberst rektal gemessen in seiner Behörde den höchsten Staubzuckergehalt auf«, blaffte d’Aventura ärgerlich.
    »Dann kauf dir einen Sack Puderzucker, der Kerl liebt das, und damit bremst du Minetti aus.«
    »Ich kann nur hoffen«, antwortete d’Aventura lachend, »dass bei der Masse an Kriechern sein Arsch auf Dauer nicht wählerischer wird. Aber im Ernst, du weißt genau, was mich auf die Palme bringt. Man weiß nie so richtig, wie die Kräfteverhältnisse in den Ministerien sind. Gestern noch hat mir Oberst Pallardo die volle Verantwortung für den Fall Cardone übertragen. Und jetzt? Du hast es selbst erlebt. Es hat nicht einmal zwei Tage gedauert, und schon schießt dieser uniformierte Gnom quer.«
    »Minetti kann dir nicht die Kompetenzen entziehen. Jedenfalls nicht, solange der Fall ungelöst ist. Außerdem hat Procuratore Ponti noch ein Wörtchen mitzureden.«
    D’Aventura lachte bitter auf. »Sei nicht so blauäugig! Da weißt du auch nicht, hinter wem der Signor Staatsanwalt letzten Endes steht. Ich verstehe nicht, weshalb er Minetti vor den Fernsehfritzen den Rücken gestärkt hat. Man kann sich auf niemanden verlassen, nicht auf Pallardos Zusicherungen und auch nicht auf den Rückhalt unseres werten Staatsanwaltes. Großspurige Anweisungen mutieren spätestens dann zu Worthülsen, wenn wir bei unseren Ermittlungen auf Dynamit stoßen. Wenn es diffizil wird, bekommen alle massiven

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