Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
Auswahl neue Kleidung für das gesamte Team. Matt hatte, was den Dresscode betraf, strikte Anweisungen erteilt. Sie sollten sich kleiden »wie all die Tausende von Amerikanern, die seit 1945 regelmäßig die Region hier besuchen«. Einige hatten kein Problem damit, wie ein typischer Amerikaner auszusehen; andere, die sich sonst eher an der Gangsterkluft aus Kinofilmen orientierten, schon.
Die Jüngsten von ihnen konnten sich problemlos zehnmal hintereinander den gleichen Film ansehen, nur um eine bestimmte Schuhmarke herauszufinden oder das Label einer Jacke. Nach der Aufnahme in die Mafia wurde für manche die Kleidung unwichtig, für andere dagegen wurde sie zur zweiten Haut. Doch die Anweisung, sich »wie all die Amerikaner« zu kleiden, verstanden sie alle nicht recht. Was bedeutete das genau? Zu versuchen, wie ein Vollidiot auszusehen? Oder wie der größte Langweiler? Auffallen zu wollen? Oder das Gegenteil? Herumzulaufen wie ein Redneck aus Texas, ein Obdachloser aus New York oder einfach wie ein hipper Jugendlicher? Es gab so viele Arten von schlechtem Geschmack. Welche sollte es denn sein?
Designer-Jacketts, maßgefertigte Hosen und Seidenhemden landeten nach und nach auf dem Boden und wurden gegen T-Shirts, Bermudashorts, Polohemden und Baseballcaps eingetauscht. Alles Schlabberkleidung, unförmig, grellbunt bedruckt und rein synthetisch. Doch es half nichts. Sie trösteten sich damit, dass sich ein jeder von ihnen mit seinen zwei Millionen Dollar schon bald in den Geschäften der 5th und der Madison Avenue neu eindecken konnte, ohne auf den Preis achten zu müssen. Matt ging mit gutem Beispiel voran und zog eine helle Bundfaltenhose, ein rotes T-Shirt und eine beige Weste an. Greg Sanfelice entschied sich für ausgewaschene Jeans und ein T-Shirt mit dem Logo der Universität von Colorado. Guy Barber zwängte sich in eine hautenge schwarze Jeans, dazu trug er ein marineblaues Leinenhemd, das viel Brust zeigte. Der Rest der Truppe drängte sich um die Kleidersäcke, und Julio Guzman hatte für jeden seiner Kollegen einen Spruch parat.
»Jerry, das ist ja verrückt. Du siehst wie ein waschechter Amerikaner aus!«
»Und du Mistkerl aus Puerto Rico, weißt du, wem du ähnlich siehst? Einem Bastard aus Amerika.«
Nach und nach wechselten alle die Kleider und ließen sich dabei als US -Schwein, degenerierter Ami oder beschissener Yankee beschimpfen.
Matt holte zwei Koffer aus dem Wagen, darin waren die Waffen. Inzwischen schwiegen wieder alle, sie fühlten sich ein bisschen unwohl in ihren neuen Kleidern. Die Handfeuerwaffen wurden verteilt. Jeder hatte die Wahl zwischen einer halbautomatischen .44 Magnum Research und einer .38 Special Smith & Wesson Ultra Lite. Die Pistole war ideal, wenn man von Weitem auf ein Ziel schoss, das sich bewegte; der Revolver dagegen bei einem Schuss aus nächster Nähe. Jeder Killer hatte so seine Gewohnheiten, jeder arbeitete anders, war in der einen Disziplin besser als in der anderen. Manche gerieten beim Anblick einer nagelneuen, noch nie gebrauchten Waffe in Verzückung, deren Oberfläche nicht die geringste Unebenheit aufwies, deren Duft das Schießpulver noch nicht verdorben hatte, die noch in reinem Stahlblau erstrahlte. Andere wiederum dachten mit Wehmut an ihre gute alte Waffe, die sie zu Hause lassen mussten. Dabei hatte ihnen dieser treue, lebenslange Begleiter schon so manches Mal das Leben gerettet. Es war an der Zeit für ein paar Übungen: Trommel und Magazin laden, zielen, die Waffe aus dem Gürtel oder dem Halfter ziehen und wieder einstecken, sie unter der Achselhöhle oder hinter dem Rücken verschwinden lassen und wieder hervorholen. Danach führte Matt seine Truppe zum Ufer der Avre für einen letzten Test. Alle sollten sich bei einem ausgiebigen Geballere warmschießen. Nicholas Bongusto schoss als Erster auf imaginäre Ziele am anderen Ufer, dann entdeckte er ein paar Meter flussaufwärts eine Fischerhütte, von der ein Steg ins Wasser führte. Bald standen alle zehn Männer in einer Reihe und richteten ihre Waffe auf das kleine Häuschen. Nach einem Nonstop-Beschuss von zirka fünf Minuten fiel das Blechdach ins Wasser, die Holzwände der Hütte, die an manchen Stellen durchlöchert waren wie ein Sieb, sackten in sich zusammen. Nun galt es, sich auf die Pfähle des Stegs zu konzentrieren, damit der ganze Steg nebst Hütte im Wasser landete. Was dann auch geschah. Die Waffen funktionierten tadellos, und jedes Mitglied der Truppe hatte die seine mit
Weitere Kostenlose Bücher