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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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geschnitten, mit einem Wirbel in der Mitte, seine Augen waren haselnussbraun, ein Grübchen schmückte das Kinn. Aus der Innentasche seiner smaragdgrünen Jacke zog er einen kleinen Fotoapparat, den er immer bei sich hatte, und richtete ihn auf eine Nippesfigur im Schaufenster. Er nahm den weißen Brunnen aus Keramik aus verschiedenen Winkeln auf.
    »Was machst du da für einen Blödsinn?«, fragte Guzman.
    »Siehst du das nicht? Ich will ein Souvenir von dem Souvenir. Außerdem kenne ich jemanden, dem das gefällt.«
    Guzman, leicht untersetzt, mit dem Blick einer Dogge und einer angeborenen Ungeduld, zog seine Waffe und bearbeitete mit ihrem Griff das Schaufensterglas. Er brauchte keine zehn Schläge, bis es zerschellte.
    »Komm, bedien dich.«
    »Guzman, du bist krank.«
    »Nein, du bist krank.«
    Paul hatte das Foto für seine Schwester Alma gemacht, die fünfzehn Jahre älter war. Alma war sitzen gelassen worden. Ihr Verlobter hatte sich aus dem Staub gemacht, als er erfahren hatte, dass die Gizzis mit der »Familie« von Staten Island eng verbandelt waren. Etwas widerwillig befreite Paul das Brünnchen aus der mit Scherben übersäten Auslage. Er blies den Staub von der Nippesfigur und hörte im Geist schon Alma lachen.
    Auf dem Place de la Libération spazierte Franck Rosello, in sich gekehrt wie meistens, zwischen den Ständen umher. An so viel Lärm war er nicht gewöhnt. Er blieb kurz vor einem Stand mit Töpferwaren und Salzteigfiguren stehen, die religiöse Szenen darstellten. Er sah die Kinder, die sich den Bauch mit Süßigkeiten vollschlugen, und bekam auch Appetit auf einen der roten Äpfel, von denen der Karamell tropfte. Bevor er zu dem kleinen Verkaufsstand mit den glasierten Früchten ging, sah er sich um. Er wollte weder seinem alten Chef Giovanni Manzoni in die Arme laufen – was ja durchaus möglich war – noch wollte er von seinen Kollegen beim Naschen erwischt werden. Seit seiner Kindheit war er mit Matt befreundet. Die Familie von Don Mimino hatte ihn adoptiert und als einen Gallone großgezogen. Scharfschütze war er in der Truppe von Giovanni geworden. Seine Spezialität war die Beseitigung von Zeugen. So hatte er viele Prozesse verhindert und die Haut von einigen hohen Tieren der Cosa Nostra gerettet. Die war ihm zu Dank verpflichtet und feierte ihn wie einen Helden. Er ließ sich für seine Dienste fürstlich entlohnen, er saß keinen einzigen Tag im Gefängnis, sein Strafregister war leer, obwohl er seit zwanzig Jahren im Dienst der Mafia stand. Berühmte Verräter wie Cesare Tortaglia und Pippo l’Abbruzzese hatte er mundtot gemacht. Nur bei einem war er gescheitert, bei Giovanni Manzoni. Wenn die Umstände es erlaubten und Matt ihn mit einem Schuss aus weiter Entfernung erledigen wollte, hätte Franck Anrecht auf eine zweite Chance. Den Mund voll mit einem Liebesapfel, blieb er vor einem Schießstand stehen. Der erinnerte ihn an eine Bude im Vergnügungspark seiner Geburtsstadt Atlantic City.
    »Fünf Kugeln für nur drei Euro«, rief der Schausteller. »Mit jedem Schuss können Sie bis zu vierzig Punkte gewinnen. Fünfzig, wenn Sie in den roten Kreis treffen, und hundert, wenn Sie genau ins Schwarze treffen. Mit vierhundert Punkten gehört der Teddybär Ihnen. Sie sind wohl Amerikaner?«
    Franck hatte nur das letzte Wort verstanden. Er legte einen Fünf-Euro-Schein auf die Theke, griff nach dem Gewehr und zielte. Er schoss fünfmal hintereinander, ohne die Schussposition zu korrigieren. Der Standbesitzer zeigte ihm seine Scheibe, vier Einschüsse fast genau im Schwarzen, der fünfte war danebengegangen. Bei der nächsten Serie konnte Franck den Parallaxenwinkel verbessern, der von einer leichten Wölbung im Gewehrlauf herrührte, und kam auf vierhundertfünfzig Punkte.
    Vierhundertfünfzig Punkte? Schon beim zweiten Versuch? Unmöglich. Der Standbetreiber zögerte. Das war noch niemandem gelungen. Selbst er würde das mit seinen eigenen Waffen nicht hinkriegen. Und dennoch, als er die Scheibe ins Licht hielt, da waren da vier Einschüsse genau im Schwarzen und einer im roten Kreis. Franck wollte den Stand ohne seinen Preis verlassen, als er zu seinen Füßen ein kleines Mädchen entdeckte, das ihn frech anstarrte. Die Kleine war empört, das verriet unmissverständlich ihr strenger Blick. Er hob die Kleine hoch und zielsicher deutete sie in dem Meer von Stofftieren auf das größte, einen Gorilla, fünfmal größer als sie.
    »Für den brauchen Sie achthundert Punkte«, sagte der

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