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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Sipahis war von Kir David lachend das Lösegeld für Nilufer und das Gesinde bewilligt worden. Darauf hatte er trotz Osmans anfänglichem Sträuben bestanden, und knauserig hatte er sich dabei auch nicht gezeigt. Kira Apollonia jedoch war dankbar gewesen, daß Osman - wie sie es sah sich des ungeratenen Kindes so onkelhaft angenommen habe, und hatte sich glücklich gefühlt, es wieder bei sich zu wissen. Ihrem fehlgeschlagenen Besserungsversuch hatte sie nicht lange nachgetrauert, und so war jedermann mit Ausnahme der Schaffnerin Eurydike fröhlich und guter Dinge gewesen.
    Ebenso sollte nach dem Wunsch und Willen aller Beteiligten die Reise nach Karadschahissar nur ein Ritt zu neuen Festen sein. Bis zu dem Tschardak der ersten Begegnung zwischen Nilufer und Osman hatte Kir David seinen Damen und Osman das Geleit gegeben. Nach dem Abschied war dann der Zug unter Voranritt einer Gruppe Sipahis mit den Klängen von
    Taul, Surna und Sil, von Trommeln, Pfeifen und Tschinellen aufgebrochen.
    Wie es sich gehörte, ritt Osman zur Linken Apollonias. Ihre Sänfte hatte die Herrin wohl auch in der Erwägung verschmäht, daß Nilufer in keiner Weise hineinzulocken gewesen wäre und um vor all den fremden Männern ihre mütterliche Autorität lieber gar nicht erst aufs Spiel zu setzen.
    Immerhin hatte sie es erreicht, daß ihre Tochter, statt nach Bubenart ein Roß zu reiten, sich in geziemendem Seitensitz eines Zelters bediente.
    Übel könne einem werden, meinte Nilufer gerade zu Kir Michaels Tochter. Als schauderhaft bezeichnete sie den vornehmen Paßgang, den sie ein Watscheln nannte. So wenig achtete sie die Mühe des Stallmeisters, aus guten Pferden fromme Damentiere zu machen.
    Aber Ana Tagaris antwortete nicht. Sie war drei Jahre älter als Nilufer, und die ihr in Jarhissar gewährte Gastfreundschaft hatte ihren tieferen Grund darin, daß Kira Apollonia der Meinung gewesen war, das sanfte Mädchen könne auf die eigenwillige Nilufer einen wohltätigen Einfluß ausüben. Daß Kir Michael mit dem Aufenthalt seiner Tochter in dem so viel reicheren Haushalt, als es sein eigener sein konnte, gern einverstanden sei, war von allen Seiten als selbstverständlich vorausgesetzt worden. Freilich hatte auch Kirina Ana das Temperament ihrer jungen Freundin nicht ganz zu dämpfen vermocht. Es war schon als Gewinn zu betrachten, daß es der stärkeren Nilufer nicht gelungen war, die Ältere ebenfalls in eine Ungebärdige und Aufsässige zu verwandeln. Aber eine zweite Nilufer zu werden war der Kirina Ana nun einmal nicht bestimmt. Dafür hatte sie sich zu deren ergebener Freundin und Untertanin entwickelt, die zwar mit Furcht und Zittern, aber dennoch, ohne zu wanken, alles tat, um die Streiche der jungen Herrin vor den Augen einer weniger nachsichtigen Welt und vor allem vor denen Apollonias zu verbergen. Weder hübsch noch häßlich war Ana. Auch das Braunblond, zu dem das Rot ihrer Kinderhaare nachgedunkelt war, konnte nicht auf sie aufmerksam machen, und ihre Augen schon deshalb nicht, weil sie sie meist unter den gesenkten Lidern verbarg.
    »Was hast du nur wieder«, nörgelte Nilufer, die den beklommenen Ausdruck ihrer Freundin nur gar zu gut kannte, »ich habe doch noch gar nichts angestellt! Daß ich mich mit Osman getroffen habe, weißt doch nur du, die ich aufpassen ließ, und das war sehr gut; denn so konntest du uns warnen . . .«
    »Es war schrecklich«, sagte Ana, »und ich werde mich schämen, so lange ich lebe. Der wildfremde Mann . . .«
    »Wildfremde Mann?« staunte Nilufer. »Er ist doch der Freund deines Vaters?«
    »Ach, Nilufer«, wehrte Ana ab, »der Bey war immer gütig zu uns, aber wir sind so viel ärmer als ihr - da kann man nicht gerade von Freundschaft zwischen dem Bey und meinem Vater sprechen. Und wenn ich nun noch denken muß, daß deine Mutter, die immer so gut zu mir . . .«
    »Meine Mutter weiß eben nichts«, unterbrach Nilufer sie mit ihrer handfesteren Moral. »So kann sie mir keine Predigt halten und dir auch nicht. Und was wäre schon, wenn Dike mich hätte verpetzen können - und das wäre geschehen, wenn sie mich erwischt hätte, das Ekel! Osman ist Tante Malchatuns Mann. Gerade von dir hätte ich am allerwenigsten erwartet. . .«
    »Ich weiß, Osman Bey steht euch nahe - ich meine ja auch nur - du bist noch schrecklich jung, und er ist schon so alt, und ein verheirateter Mann ist er auch . . .«
    »Alt?« widersprach Nilufer leidenschaftlich. «Salmenikos ist alt, und den soll ich heiraten.

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