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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Nilufer plötzlich und dachte dabei in keiner Weise an sich selbst.
    Zweifellos müsse man es mit Ana Tagaris wagen, war jedoch schließlich auch ihre Meinung. Zugleich aber verdichtete sich in ihr immer mehr mit dem Wunsch und dem Willen die Überzeugung, daß das Letzte und Größte von ihr, Nilufer, selbst getan werden müsse. Das freilich verschwieg sic. Nur darüber kam sie mit Osman überein, daß alles Nähere noch besprochen werden müsse. »Ich werde dich retten, mein Osman«, sagte sie nur, »ich verspreche es dir, ich . . .«
    Und für einen Augenblick waren Joannes und Ana vergessen.
    Um ein weniges später fand Perid die beiden allerdings wieder in zwei verschiedenen Winkeln des Zimmers.
    »Glaube mir«, sagte Perid am Abend zu ihrem Mann, »die beiden haben sich gezankt. Ich sah es ganz genau. Wie denn auch nicht? Sie ist eine Kröte!«

33
    Für Kir Joannes gab es angenehmere Laute als das Kratzen und Quietschen einer Feile, die dicke, an beiden Enden fest in die Mauern gefügte Eisenstangen ihres Haltes berauben sollten. Er war der Meinung: wie die Feile das Eisen, so zersäge das Mißgetön, stundenlang fortgesetzt, allmählich seine Nerven.
    Jedenfalls behauptete er es, und daß die Nerven des Täters Achmed den gleichen Angriffen ausgesetzt waren, brauchte er dabei seiner Beschaffenheit nach nicht in Betracht zu ziehen. Achmed war nur ein kleiner Marktmann, der wegen zu leichter Gewichte gehängt werden sollte Kir Joannes dagegen wäre als Pferdedieb beinahe schon geköpft worden, ein Schicksal, das noch immer über ihn kommen konnte. Kir Joannes also nahm ein Recht auf Nerven in Anspruch, weil doch Hängen weit weniger vornehm sei als Köpfen.
    Aus diesem Grunde und zugleich aus Abscheu über die Schweißperlen auf Achmeds verzerrtem Gesicht schüttelte Kir Joannes sein adeliges Haupt. Ihm war dieser Mann, mit dem er sein Gefängnis teilen mußte, durchaus nicht genehm, und er hatte seinem Unmut auch entsprechend Ausdruck verliehen, als ihm der andere vor einigen Tagen zugesellt worden war. Beileibe nicht als ein Gleichgestellter! Das lehrte glücklicherweise der Augenschein. Während nämlich der Mann Achmed
    sich mit einer Strohschütte begnügen mußte, schliefen Seine Edlen in einem Bett. Noch mehr! Auf eine geheimnisvolle Weise waren ihm sogar weiße Laken zugeteilt worden, nicht nur eines, sondern gleich mehrere, um ein unansehnlich gewordenes sofort wechseln zu können. Auch war sich Kir Joannes nicht nur seines Ranges, sondern auch seiner männlichen Reize genügend bewußt, um keinen Augenblick daran zu zweifeln, daß diese zarte Aufmerksamkeit ihm nur vom Harem erwiesen sein könne. Kein Wunder war es daher, daß er von Stund an mit weit größerem Vertrauen in die Zukunft blickte.
    Aus dieser gesicherten Lage sah er mit begreiflicher Mißbilligung auf das Tun des anderen.
    »Höre, Achmed . . .«, wollte er beginnen.
    »Euer Edlen«, unterbrach ihn aber der andere mit leisem Vorwurf, »ich wiederhole, daß ich ein Nadelmacher bin. Vielmehr sollte ich es sein. Aber ich war erst dabei, die Kunst zu erlernen, als die Verfluchten über Modreni kamen. Zwischen zwei kahlen Bergen liegt diese gesegnete Stadt, meine Heimat. Am gleichnamigen Fluß liegt sie, der sich bei Keiwa in den Sangaris ergießt. Sagte ich es Euer Edlen nicht schon, daß uns Osman, den die Hölle erwartet, vor sieben - nein - acht Jahren überfiel und mich mit vielen andern davonschleppte? Bei der Panagia! Ich bin ein Christ, so gut wie einer, und flehe Euer Edlen an, mir meinen ehrlichen christlichen Namen Philippos zu geben!«
    »Du warst Philippos«, entgegnete Joannes streng. »Um deines Bauches willen - pfui über dich! - verließest du unsern heiligen Glauben, verrietest du unsere hochheilige Mutter, die Kirche, und geselltest dich der Abgötterei der Beschnittenen. Jetzt bist du Achmed. Ich warne dich, Achmed! Lasse dich nie unter meiner Herrschaft in Melangeia antreffen, meiner Stadt, in der ich gegen alles göttliche Recht jetzt gefangengehalten werde und die sie obendrein noch Karadschahissar nennen! Ich ließe dich peitschen, bevor du gehenkt würdest.«
    Kaum begriff es Joannes, daß der Mann mit dem Namen
    Philippos, der nun Achmed sei, so vieler Würde und so großer Gerechtigkeit widersprechen könne. Dennoch tat der Unglückselige es.
    »Euer Gnaden«, seufzte er, »sollten weniger einer recht ungewissen Zukunft und mehr unserer gegenwärtigen, recht mißlichen Umstände gedenken. Ihr gnädiger Kopf sitzen

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