Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
eine schöne Jagdbeute. Doch noch bevor er zu seiner Armbrust greifen kann, geht der Drache in einen rasanten Sinkflug über, scheint nur knapp die obersten Baumwipfel zu verfehlen, sodass sich sein Reiter mit aller Macht an dem Strick festklammern muss. Dann befinden sie sich auch schon über der Lichtung. Eine Gruppe Rotwild steht dort unten, und Malcolm wünscht sich wirklich, jetzt seine Waffe parat zu haben, doch der Drache scheint davon gar nichts zu halten.
Urplötzlich macht er ein seitliches Flugmanöver, das den Prinzen fast von seinem Rücken stößt, und greift die Gruppe Rotwild von vorne an, stürzt sich mitten hinein in ihre Fluchtbahn. Schneller, als das Auge es zu registrieren vermag, greifen die mächtigen Klauen des Drachen zu, packen eine Hirschkuh mit aller Kraft am Rücken, halten fest und ziehen das Opfer mit in die Höhe.
Malcolm erscheint das alles wie in einem Traum, kann er doch kaum glauben, was er da mit eigenen Augen sieht und selbst erlebt, es geht ja auch alles rasend schnell. Und schon setzt der Flugdrache am anderen Rand der Lichtung zur Landung an, lässt, kurz bevor er aufsetzt, seine Beute los, um die Klauen freizuhaben, und schnappt kaum, dass er sicher am Boden sitzt, mit einer raschen Seitwärtsbewegung seines langen Halses nach der Hirschkuh und trennt mit nur einem Zuschlagen seiner mächtigen Kiefer den Hals des Tieres vom Rumpf.
Noch etwas benommen von dem Flug, rutscht Malcolm von seinem Rücken. So also sehen die Jagdmethoden eines Flugdrachen aus. Er kann kaum glauben, was er da eben erlebt hat. Trotzdem packt er jetzt seine Armbrust, um sich auch etwas zu erjagen, obwohl der Drache wahrscheinlich mit seinem Manöver alles Wild verscheucht hat, als wieder dieses Knurren aus der Kehle des Ungeheuers zu hören ist.
„Was hast du, Großer? Schön, dass du etwas zu futtern hast, aber ich brauche auch etwas zwischen die Zähne.“
Er will weitergehen, als der Drache eine Klaue auf die Beute stützt, mit dem Maul das eine Hinterbein der Hirschkuh am Fuß packt und die ganze Keule mit einer einzigen kräftigen Bewegung seines Halses vom Körper reißt. Mit diesem Stück Wildbret zwischen den Zähnen senkt er jetzt vor Malcolm den Kopf und legt es direkt vor ihm ab.
Staunend starrt der Prinz auf die Keule und dann auf den Drachen. Will er sich für die paar Fleischbrocken von gestern revanchieren?
„Danke, Großer, das ist richtig nett von dir!“
Er hebt die Hirschkeule hoch, legt sie etwas abseits und schlägt sie aus dem Fell. Da der Drache die Beute freundlicherweise nur am Fuß gepackt hat, kann er den Großteil des Fleisches ohne Probleme heraustrennen und an einem Ast aufspießen, um es zu braten. Neugierig äugt der Drache zu ihm herüber und beobachtet sein Tun, dann macht er sich in aller Ruhe über die Reste seiner Jagdbeute her, die Stück für Stück in dem riesigen Rachen verschwindet.
Als das Fleisch dann endlich gar ist, kann sich auch der Prinz sättigen. Immer wieder blickt er zu seinem neuen Freund und kann doch nicht glauben, dass diese wilde Bestie freiwillig mit ihm die Beute geteilt hat. Außer dem Fell und ein paar großen Knochen ist von der Hirschkuh nichts mehr übrig geblieben. Aber jetzt können sie wenigstens ihren Weg in eine ungewisse Zukunft antreten.
***
Inzwischen erlebt Prinzessin Shiela in der Burg über den Wolken eine der weniger schönen Szenen, die ihr klarmachen, dass sie wirklich nicht auf die Hilfe der Wachposten rechnen kann. Einer der Männer in Rüstung hat ihr gerade ein Tablett mit dem Frühstück für sie und ihr Kind in den Raum gebracht, während ein zweiter Mann in der offenen Tür stehen bleibt, damit jeder Fluchtversuch schon im Keim erstickt wird.
Der Wächter wendet sich wieder um und will gehen, als Michael, der auf dem Boden auf einem Fell hockt und dort mit kleinen Holzklötzen und anderen Dingen spielt, einen Ball wegrollen lässt, und zwar genau vor die Füße des Mannes. Das Unvermeidliche geschieht, der Wächter tritt darauf, verliert den Halt, rudert zwar noch mit den Armen, stürzt aber trotzdem unsanft zu Boden. Shiela stößt einen erschreckten Ruf aus, doch ihr Söhnchen findet die Situation wohl eher lustig und lacht lauthals und über das ganze Gesicht. Fast eine ganze Minute benötigt der Wächter, bis er in seiner Rüstung wieder auf den Füßen steht, hört das Lachen, und die Zornesröte steigt ihm ins Gesicht. Wutschnaubend packt er den Jungen an einem Arm und zieht ihn hoch.
„Das hast
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