Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
geistesabwesend auf den Einband und will nicht wahrhaben, was sie soeben gelesen hat. Zu schrecklich sind die Tatsachen, die sie erfahren hat.
Minuten später, in denen sie wie erstarrt dagesessen hat, atmet sie tief ein und hat sich wieder gefasst. Noch einmal wagt sie es, das Buch aufzuschlagen, muss einfach nochmals nachlesen, um sich zu vergewissern, dass sie nichts falsch verstanden hat. Doch als sie diesmal endet, ist sie noch deprimierter als zuvor. Ein paar Tränen laufen über ihr hübsches Gesicht und tropfen auf den ledernen Einband des Buches, das ihr ein schreckliches Geheimnis offenbart hat.
Ja, es stimmt, sie weiß jetzt wohl als einziges menschliches Wesen, wie ein Magier in seiner Geistgestalt vernichtet werden kann. Und diese Tatsache wühlt sie innerlich so auf, dass sie schließlich weinend über dem Buch zusammensackt. – Nie, so schwört sie sich, nie darf Malcolm erfahren, wie er gegen Bultrax vorgehen kann! Nie! Denn ginge er den Weg, der dort beschrieben ist, so würde es seinen sicheren Tod bedeuten! Dieses Geheimnis muss sie unter allen Umständen für sich behalten!
***
In der Tat hat der Königssohn in dieser Nacht wieder von seiner geliebten Shiela geträumt, sehr intensiv sogar, sodass er fast geglaubt hat, ihre Anwesenheit und ihren Kummer zu spüren. Sie verzehrt sich nach ihm. Wenn er ihr doch nur helfen könnte!
„Ich vermisse dich auch, Shiela“, will er rufen, als er unsanft geweckt wird.
Zwei kleine Steinchen fallen auf seinen Körper, sodass er im ersten Moment glaubt, der Drache wolle ihn ärgern. Doch dann sieht er eins der Steinchen neben sich im Gras liegen und hell leuchten. Das kann kein Stein sein! – Er greift danach, setzt sich auf und betrachtet es in den ersten Strahlen der Morgensonne genauer.
„Das ist eine Perle!“, stößt er aufgeregt hervor. „Eine tropfenförmige Perle!“
Und während er sie so zwischen zwei Fingern in die Sonne hält, begreift er plötzlich, dass es sich um eine erstarrte Träne handelt, eine Träne – aus Liebe vergossen! Sofort sucht er im Gras nach dem vermeintlichen zweiten Steinchen und entdeckt eine weitere Perle, die genauso geformt ist wie die erste. Wie im Schmerz schließt sich seine Hand um die beiden Tropfen, und er glaubt förmlich zu spüren, dass sie von seiner Shiela stammen. Er hat im Traum ja auch ihre Stimme gehört, lauter und deutlicher als beim ersten Mal.
Er versucht, sich an ihre Worte zu erinnern, versucht zu begreifen, was sie ihm mitteilen wollte. – Ja, er soll den Flugdrachen finden und zähmen. Das hat er bereits getan. Und er soll zur Burg über den Wolken fliegen, doch wo findet er diese Burg? Aber sie hat noch etwas gesagt, ja, jetzt erinnert er sich. Sie hat ihm geraten, den Drachen einfach fliegen zu lassen, da er seinen Weg selbst finden wird.
Malcolm sieht zu dem großen Tier hinüber, das gerade seine Flügel streckt, als wolle es die Steife der Nacht vertreiben. Ja, wenn überhaupt, dann kann er es mit diesem Drachen schaffen.
„Und wir werden es schaffen, Shiela!“
Laut und bestimmend stößt er diese Worte hervor, rafft seine Habseligkeiten zusammen und bindet alles wieder auf dem Rücken des Drachen fest, der dies ohne Probleme geschehen lässt. Die beiden Perlen hingegen verwahrt er in einem kleinen Lederbeutel, den er um den Hals trägt, direkt auf seiner Brust. Darin befinden sich auch noch einige Goldstücke.
Doch Malcolm weiß auch, dass sie beide für den Weiterflug etwas zu essen brauchen, denn bevor sie hoch in die Wolken hineinstoßen, müssen sie sich beide stärken! Wer kann schon wissen, wie lange sie unterwegs sein werden und wie hart der Kampf werden wird, den er zu bestreiten hat, da darf er sich und den Drachen nicht schon im Vorfeld zu sehr schwächen.
„Komm, mein Großer, wir suchen uns in einem Tal erst einmal etwas zu jagen, und dann kannst du mich hoch in die Lüfte tragen, noch höher als die Wolken schweben!“
Hat der Drachen das Knurren seines Magens gehört? Ein belustigtes Leuchten scheint in seinen kleinen Augen zu stehen, dann stößt er sich auch schon ab und schießt in eleganten Kehren bis tief ins Tal hinunter, über die Wipfel der Bäume hinweg, und Malcolm müsste lügen, wenn er behaupten wolle, dass es ihm nicht gefiele und ihm keinen Spaß mache.
Es dauert auch gar nicht lange, bis in der Ferne eine lang gestreckte Lichtung zu erkennen ist, auf der der Prinz etliche kleinere Tiere zu erkennen glaubt, vielleicht Rehe. Das wäre doch
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