Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
geblieben ist, und muss mit ansehen, wie er leidet.
Als Michael wieder aufsteht, nimmt er sie in die Arme, streicht ihr tröstend über den Kopf und flüstert leise in ihr Ohr: „Er ist stark, meine Liebe! Er wird das durchstehen, ganz bestimmt!“
Er sagt dies nur, um sie zu beruhigen, denn überzeugt ist er von seinen Worten nicht. Begreifen kann er Jonathans Handeln absolut nicht, er kann ja nicht ahnen, was ihm selbst noch bevorsteht.
***
Fast den ganzen Tag über reiten sie in Richtung auf jenen Berg zu, ohne ihm sichtlich näher zu kommen. Sie können mit der Schlepptrage einfach nicht schnell genug reiten. Nur ein einziges Mal ist Jonathan nochmals zu Bewusstsein gekommen, aber nur um vor Schmerzen zu schreien, sodass Saphira sich die Ohren zugehalten und sich abgewandt hat, da sie seine Qual nicht mehr auszuhalten glaubt.
Als dann in der Dämmerung das erste Dorf auftaucht, auf das sie seit Tagen treffen, halten sie gleich bei der ersten noch abseits stehenden Hütte an, um sich nach einem Arzt zu erkundigen, obwohl sie wenig Hoffnung haben, hier in dem Dorf jemand Heilkundigen zu finden. Doch die etwas ältere Frau, welche Michael auf sein Klopfen hin öffnet und deren Blick ihn und seine Begleiterin neugierig mustert, weist sie nicht ab, sondern erklärt ihnen, dass sie sich genau das richtige Haus ausgesucht haben.
„Die meisten Leute hier nennen mich nur Kräuterhexe, aber ich kann Euch versichern, Herr, dass meines Könnens durchaus mehr ist. – Bringt Euren Begleiter nur herein, ich werde versuchen, ihm zu helfen.“
Da der Prinz of Bannister ohnehin keine andere Möglichkeit sieht, hilft er zunächst Saphira vom Pferd und begibt sich dann zu der Schlepptrage, um die Decke zurückzuschlagen. Verwundert registriert die Alte, dass der Verletzte gefesselt ist und erst losgeschnitten werden muss.
Als Michael ihren Blick bemerkt, erklärt er: „Das war nur zu seinem eigenen Schutz. Aber seine Schmerzen waren so schlimm, dass er sich bereits das Leben nehmen wollte.“
Die Frau fragt erst gar nicht weiter nach, nickt aber wissend und zündet im Inneren der Hütte noch ein paar Kerzen an, während Michael seinen bewusstlosen Freund unter Aufbietung aller Kräfte hineinträgt und auf ein einfaches Strohlager niederlegt. Keuchend richtet er sich wieder auf, fühlt er sich doch selbst nicht richtig fit.
„Eine Schlange hat ihn in die Hand gebissen“, erklärt er schließlich der Frau, die bereits das Tuch entfernt.
Die ganze Hand hat sich dunkel verfärbt und ist so stark angeschwollen, dass sich die Finger kaum noch bewegen lassen.
Zu ihm aufschauend, fragt sie: „Wann ist das passiert?“
„Vor fast zwei Tagen.“
„Ihr sagt, eine Schlange habe ihn gebissen. War sie groß, hatte schwarze Ringe um den Leib und sah ein bisschen aus wie eine Ratte ohne Beine?“
So lächerlich die Beschreibung auch klingt, aber sie stimmt genau.
„Ja!“, antwortet die Prinzessin da von der Tür her. „Genauso hat sie ausgesehen.“
Auch Michael nickt, als die Alte die Bissspuren genauer untersucht und dabei den Schnitt mit dem Messer entdeckt.
Dann sieht sie ihn von unten herauf wieder an und stellt nüchtern fest: „Ihr habt die Wunde ausgesaugt, nicht wahr?“
Michael nickt stumm, doch ihre nun folgende Feststellung gefällt ihm ganz und gar nicht, und auch Saphira stößt ein erschrockenes ‚Nein‘ aus.
„Ich nehme an, ihr habt seit einiger Zeit Kopfschmerzen, und ab und zu ist Euch schwindelig, Herr. Habe ich recht? – Ihr braucht gar nichts sagen, ich sehe es Euch an. Ihr habt zwar nur sehr wenig Gift aufgenommen, aber das Wenige reicht, damit auch Ihr Euch schon sehr bald sehr krank fühlen werdet.
Ihr habt dem Mann hier zwar erst einmal das Leben gerettet, sonst wäre er schon nach wenigen Minuten gestorben, aber er hat auch so kaum noch Chancen und … leider auch Ihr nicht, Herr. Auch Ihr werdet in ein oder zwei Tagen genauso wie Euer Freund hier liegen und vor Schmerzen schreien.“
Michael ist bei diesen Worten leichenblass geworden, unfähig noch etwas zu erwidern.
Von diesen Aussichten am Boden zerstört starrt er die Frau fassungslos an.
Saphira stößt einen unterdrückten Schrei aus, starrt erschrocken auf Michael, dann auf ihren Bruder und schließlich auf die alte Frau.
„Aber – das kann doch gar nicht sein! Das darf nicht sein!“
Trotz dieser extrem schlechten Aussichten bewahrt der Prinz, auf dessen blass gewordenes Gesicht die Kerzenflammen ein gespenstiges Muster
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