Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
unwahrscheinlich vorgekommen ist. Doch jetzt sind seine Zweifel beseitigt. Er hat der Stute heute Morgen eine Bandage aus einem Fetzen Stoff angefertigt, der von seinem eigenen Hemd stammt, aus dem er einfach ein Stück herausgerissen hat, und genau diesen Fetzen trägt Shiela jetzt um ihren linken Unterarm.
Sie bemerkt seinen verstörten Blick, ahnt bereits, was kommen wird, und ist doch unangenehm berührt, als er jetzt direkt fragt: „Shiela, wieso trägst du dieses …? Die Stute hat doch auch die linke Vorderhand …? Wo bist du denn …?“
So verstört, wie der Junge ist, da er die Wahrheit noch immer nicht richtig begreifen kann, formuliert er keine Frage fertig.
„Was meinst du, Mike?“, will Malcolm ihm auf Sprünge helfen. „Du musst deine Frage schon komplett formulieren. Sag einfach, was du denkst.“
Trotzdem schluckt der Junge erst einen dicken Kloß herunter und räuspert sich, bevor er die Frage stellt, die ihm eigentlich schon eine Weile auf der Seele brennt: „Deine Braut Shiela und die Stute Shiela sind ein und dieselbe Person, nicht wahr? Sind sie wirklich identisch?“
Fast angstvoll harrt er der Antwort, die Malcolm ihm nun, da er selbst hinter das Geheimnis gekommen ist, getrost geben kann: „Ja, Mike, es stimmt! Es gibt eigentlich nur eine Shiela.“
„Aber wieso? Ich verstehe das alles nicht!“
„Mike, du weißt doch selbst, dass es Magier und Zauberer gibt. Ein solcher Zauberer ist daran schuld, dass Shiela, die in Wirklichkeit eine Prinzessin ist, in ein Pferd verwandelt worden ist. Nur eine einzige Stunde am Tag, nämlich von elf bis Mitternacht, kann sie sich in ihrer wahren Gestalt zeigen. – Wir sind schon lange unterwegs, um eine Aufgabe nach der anderen zu lösen, die schließlich zu ihrer Erlösung führen sollen.“
Mit offenem Mund starrt Mike die beiden an und kann es noch immer nicht fassen. Kann es so etwas wirklich geben? –
„Doch eines musst du uns versprechen, Mike: Du darfst niemals ein Wort darüber verlieren! Nur wer alleine begreift, so wie du, was sich hinter der Sache verbirgt, darf es genauer erfahren. – Bitte, gib uns dein Ehrenwort, Mike. Denn würdest du darüber sprechen, müsste Shiela auf ewig ein Pferd bleiben, dann können wir beide nie zueinanderfinden!“
Noch immer aufs Äußerste erstaunt, hat Mike seiner Erklärung zugehört und ihn ungläubig angestarrt, doch jetzt atmet er tief ein und sagt im Brustton der Überzeugung: „Ihr könnt euch auf mich verlassen! Über meine Lippen wird kein Sterbenswörtchen kommen!“
Dankbar drückt ihm Malcolm die Hand und Shiela haucht ihm einen Kuss auf die Wange.
„Danke, Mike, du hast schon so viel für uns getan!“
***
Wie sehr sie auf Mike angewiesen sind, bemerken Malcolm und Shiela dann auch schon sehr bald, denn der Prinz kann es noch immer nicht wagen, eine lange Wegstrecke zurückzulegen, um etwa zu jagen, und Shielas Sehnenzerrung braucht auch noch ihre Zeit, sodass es allein an dem Jungen liegt, sie alle drei mit Essbarem zu versorgen. Für die Stute frisches Grün zu finden ist dabei das geringste Problem, doch jedes Mal bis zum Fluss zu laufen, um dort zu fischen, ist schon etwas anderes. So beschließt Malcolm dann auch, rund um die Höhle mehrere Kaninchenfallen aufzustellen, die er geschickt aus Stricken und Stöcken bastelt. Jetzt kann er froh sein, dass er als Junge oft mit dem königlichen Jäger im Wald unterwegs gewesen ist und von ihm so etliche Tricks gelernt hat, wie man auch ohne Waffe an Jagdbeute gelangen kann. Einige saftige Kräuter dienen ihm dabei als Köder. Auf diese Weise muss er sich nie sehr weit von ihrem Lager entfernen.
Und so vergehen mehr als vier Wochen, die die drei Flüchtlinge mehr schlecht als recht in der Höhle hausen, eine Zeit, in der Malcolm dann doch wieder zu Kräften kommt und Shiela ihre Zerrung auskuriert, sodass sie sich eines Abends, als sie beisammensitzen, dazu entschließen, diesen Zufluchtsort dann doch zu verlassen und das, obwohl mittlerweile der Winter hereingebrochen ist. Es hat zwar noch nicht geschneit, doch gerade die nächtliche Kälte macht den drei Flüchtlingen zu schaffen. Sie benötigen dringend warme Kleidung, und so bleibt ihnen nur der Weg ins nächste Dorf. Zum Glück besitzt Malcolm noch immer etliche von den Goldstücken, die er in Shielas Sattel versteckt hat, sodass sie sich hoffentlich ohne Probleme eindecken können.
Der nächste Morgen sieht die drei dann auch, mit dem Nötigsten wie Wasser und
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