Malefizkrott
wie ein Wels. Sie versuchte das Bein anzuziehen oder den Unterarm aufzustützen, um hochzukommen, aber es gelang ihr nicht. Kichernd glitschte sie auf mich zurück. Ihre Bauchdecke zuckte an meiner Flanke. Ihre Augen glitzerten über mir. Ein übermütiges Lächeln lag auf ihren Lippen, zum Küssen nah.
Ich strich ihr einen Schlammspritzer von der Backe.
Das kindliche Lächeln verschwand. Ein eifriger Ernst erschien. Die Finger ihrer Hand, die schwer auf meinem Brustbein lag, spreizten sich suchend. Ich merkte, dass die Hand an meinem Arm, der unter ihrem Körper klemmte, an ihrem Hintern lag, und fasste zu.
Sie grunzte. Ihr Blick spritzte vor Gier. Eroberungslust machte ihre Hände geschäftig. Sie schob mein Shirt hoch, zog mit gespreizten Fingern eine Schlammspur über mei nen Bauch. Sie überlegte kurz, dann schaufelte sie Schlamm auf meine Bauchdecke, immer mehr und mehr, schweren kalten Matsch, der immer wieder zerfiel und abstürzte.
»He! Lach nicht!«
Wenn ich nicht lachen sollte, musste ich ernst werden. Ich krallte mir einen Ballen Matsch und klatschte ihn gegen ihren Unterleib, fasste zu und knibbelte ihren Jeansknopf auf. Lola kiekste. Ich stopfte nach. Sie ratschte mir die Hose auf und platzierte einen Batzen auf meinem Schambein. Das Wasser lief mir kalt zwischen die Schenkel und erhitzte sich. So eine Suhle war ein gutes Bett für Mordsschweinereien, von der sich eine aus der anderen ergab. Es war nichts mehr aufzuhalten.
Wir halfen uns aus nassen Jeans. Wir warfen die Re genjacken ab, dann die Shirts und matschten mit nassen Slips, bis wir auch die nicht mehr brauchten. Und damit: »Zur Sache, Schätzchen!«
»Das klingt auch nach was«, sagte Lola und griff mir in die Venus.
»Ein Film«, ächzte ich.
»Kenne ich nicht.«
»Sehr alt! Es geht um einen ziemlich entspannten jungen Nichtsnutz und Sprücheklopfer. Eine fesche Barbara lenkt die Polizei mit einem Striptease ab, damit er fliehen kann. Am Schluss schießt ein Polizist auf ihn, aber er trifft nicht.«
»Ach ja«, bemerkte Lola. »Mein Vater hat das mal erzählt. Eigentlich hätte er erschossen werden sollen, laut Drehbuch, aber die hatten gerade vorher diesen Benno Ohnesorg erschossen. Und man wollte die Realität nicht abbilden.«
»Was du so alles weißt!«
»Lauter intellektuellen Müll! Ich hasse das!«
Danach kamen wir zur Sache. Die Sonne brach durch Wolken und Baumwipfel, die Suhle kochte und der Schlamm spuckte Geysire. Cipión schaute zu. Schließlich gab es keinen Unterschied mehr zwischen uns, dem Schlamm und dem Wald.
Erschöpft, befriedigt und nackt suchten wir später einen halbwegs nutzbaren, aber eisig kalten Bach, um uns und unsere Klamotten zu waschen. In Kleidern wie nasses Schmirgelpapier kehrten wir am Spätnachmittag zur Talstation in Bregenz zurück, wo ein Fernsehteam auf uns wartete.
»Handyortung ist fei verboten!«, sagte ich.
»Ihr Vater hat uns gesagt, wo Sie sind!«, verteidigte sich die Redakteurin. »Ich habe auch mehrmals angeru fen. Aber wahrscheinlich haben Sie es auf Ihrer Wanderung nicht gehört.«
Lola zog ihr iPhone und musterte die roten Nummern entgangener Anrufe. »Mein Vater hat Zugriff auf das Programm, mit dem man mein iPhone orten kann«, erklärte sie. »Aber dass er das für so was benutzt!«
»Na ja, jetzt haben wir uns ja glücklich gefunden«, sagte die Redakteurin. »Wir haben zwar ein bisschen gewartet, aber wir wussten ja, Sie würden hierher zurückkommen. Wir dachten nur, Sie kämen mit der Gondel.«
»Der Aufstieg ist verschüttet«, erklärte ich. »Wir haben es versucht, aber … na ja, viel Schlamm!«
Die Redakteurin in ihrer telegenen Wetterjacke mit Fri sur nickte mit fingiertem Verständnis. »Entschuldigen Sie die sen Überfall. Aber es soll noch ins Abendprogramm.«
Wir starrten sie an.
Sie lachte. »Sagen Sie nur, Sie haben es noch gar nicht mitgekriegt. Ganz Deutschland verfolgt Ihre Tour. Lola Schraders Wanderwochen! Und jetzt, wo Sie den Preis bekommen …«
»Ich bin nur nominiert, zusammen mit zwei anderen!«, stellte Lola klar.
»Aber Sie kriegen den Preis, das ist doch klar!«
»So klar ist das absolut nicht.«
Das war der Redakteurin schnurzpiepegal. Die saß eh auf Kohlen, denn der Film musste noch sonst wohin überspielt werden. Lola richtete sich auf der Toilette der Talstation zivilisationsecht her, und ein Filmchen wurde gedreht. »Sammeln Sie hier am Bodensee Ideen für Ihr nächstes Buch?«
Abends schauten wir in unserer
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