Malerische Morde
Schönheit entblößt. Herbie beeilte sich, sie wieder zu bedecken.
Schieb es nicht immer auf andere
. Julius hatte bereits wieder auf dem Rücksitz Platz genommen.
»Und jetzt?«, fragte Herbie entgeistert. »Was soll ich denn jetzt, bitteschön, machen?«
Wir warten einfach, bis die ersten Touristen aus Köln kommen und dich anschieben. Oder Holländer! Mit denen kannst du dann direkt an ihrem Campingtischlein Platz nehmen und frühstücken. Oder warte, bis die Polizei kommt. Die wird froh sein, schon wieder das rote Auto hier stehen zu sehen
.
Langsam drehte sich Herbie zu ihm um. Seine Augen hatten sich geweitet, und er starrte seinen Begleiter staunend an. »Du kannst manchmal ganz kluge Sachen sagen.«
Nun war es an Julius, entgeistert zu gucken.
Du wirst doch nicht wirklich hier warten wollen?
»Nein, nein!« Herbie fuhr herum und griff sich mit einem Aufschrei an den Nacken. Dann zog er den Schlüssel ab, stieß wieder die Tür auf und sprang ins Freie. »Jetzt werden wir die Sache mal etwas beschleunigen. Kommt mit, wir haben heute viel vor«, rief er, während er abschloss und sich in Marsch setzte.
Darf ich wissen, was? Oder ist es eine große Überraschung?
»Wir haben ein paar Gespräche zu führen. Und irgendwie sollten wir der Polizei noch die Information zukommen lassen, dass in Mirbach eine neue Leiche auf sie wartet. Ich überlege nur noch, wie wir das anstellen, ohne denen zu verraten, dass ausgerechnet wir die beiden sind, die darüber gestolpert sind.«
*
Sie stiefelten voller Elan die Straße durch den Wald. Der Schwung ließ bei Herbie allerdings nach einer halben Stunde deutlich nach. Das verpackte Gemälde wechselte immer häufiger von der rechten in die linke Hand.
Herbies Ziel war die Klinik in der Altburg. Angesichts der Tatsache, dass es bereits zehn Uhr war, hoffte er, dass Ulrike ihren Dienst schon angetreten hatte. Wenn nicht, konnte er dort zumindest das Telefon benutzen und sich ein Taxi besorgen.
Als sie an der Toreinfahrt ankamen, war Herbie erschöpft, und seine Oberbekleidung wies neben den Schokoladenspuren jetzt auch monumentale Schweißringe auf. Julius hingegen sah aus wie frisch gebügelt, lief die letzten paar Meter im Schnellschritt, tippte gegen den Torpfosten und rief:
Erster!
Die Altburg lag auf einer Anhöhe unweit der Straße, inmitten des Waldes. Das Haupttor stand weit offen, und Herbie schritt zaghaft auf das schmucke Gebäude mit den kleinen Spitztürmchen zu. Von Ulrike wusste er nur, dass hier junge Drogenabhängige von ihrer Sucht befreit werden sollten. Die Tatsache, dass Köbes hier am Haupteingang sturztrunken herumrandaliert haben sollte, musste für Ulrike besonders beschämend gewesen sein.
Er hatte gerade die ersten beiden Stufen der Haupteingangstreppe erklommen, als die große hölzerne Tür aufgerissen wurde und Ulrike auf dem Absatz erschien. Offensichtlich hatte sie ihn bereits kommen sehen.
»Die Klinik ist tabu. Das hatten wir doch so ausgemacht, oder?«
»Mein Auto … das Auto deines Mannes hat den Geist aufgegeben. Ich brauche deins. Nur für ein paar Stündchen, bitte.«
»Wie bist du hergekommen?«
»Zu Fuß. Es steht am Holzmaar.«
Ulrike machte eine kraftlose Handbewegung. »Hat mich gewundert, dass es überhaupt bis heute gefahren ist. Warte hier und rühr dich bitte nicht vom Fleck. Ich hole den Schlüssel.« Sie machte kehrt und verschwand für ein paar Minuten.
Herbie betrachtete die Fassade mit Skepsis. Er selbst hatte vor vielen Jahren einige Zeit in einem Klinikum verbracht, in dem man versucht hatte, seine Psyche wieder gerade zu biegen.
Und bei dieser Gelegenheit hast du dann Bekanntschaft mit mir gemacht. Denkst du gerne daran zurück?
»Kann man nicht gerade sagen«, knurrte Herbie. Die Erinnerung an seine Tage in Düren hatte er weitgehend verdrängt. Die Altburg war offensichtlich etwas ganz anderes. Kein anonymer Betonkasten, sondern ein Platz des Friedens und der Erholung.
An einem Fenster im Erdgeschoss wurde eine Gardine bewegt. Man ließ ihn anscheinend nicht unbeobachtet.
Als Ulrike wieder zurückkehrte, nestelte sie an ihrem Schlüsselbund herum und löste den Autoschlüssel von den anderen.
»Du siehst schlecht aus, Uli«, sagte Herbie, als sie ihm den Schlüssel in die Hand drückte. Tatsächlich hatte die Feier am Vorabend deutliche Spuren hinterlassen. Sie sah müde und verquollen aus. »Habt ihr noch lange gefeiert? Ich nehme an, zum Spaß hat der Junggesellenverein noch schnell das gesamte
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