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Malerische Morde

Malerische Morde

Titel: Malerische Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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Täterin. Und die Neuigkeit, dass sie nun offensichtlich versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, verwirrte ihn sehr.
    Er hatte unverzüglich im Krankenhaus nach ihr gefragt, aber dort konnte man ihm nichts Genaues sagen. Die einzige Auskunft, die er erhielt, war, dass sie sich nicht in Lebensgefahr befand, und dass man ihr vor einer halben Stunde den Magen ausgepumpt hatte. Am Nachmittag, so sagte man, könne er noch einmal versuchen, ihr einen Besuch abzustatten.
    Er beschloss, die Reaktivierung von Köbes’ Auto noch ein wenig aufzuschieben, da Ulrike ihr Auto ohnehin erst zum Feierabend benötigte.
    Ich gehe davon aus, dass du im Begriff bist, diese dottergelbe Etikettenkleberin aufzusuchen, stimmt’s?
    »Stimmt genau«, sagte Herbie grimmig. »Ich habe mittlerweile eine gesunde Wut aufgestaut, und die muss ich ja wohl langsam irgendwo loswerden.«
    Wut? Was hat unser Bübchen denn so zornig gemacht?
    »Die Tatsache, dass alle Welt mir Lügen und Halbwahrheiten auftischt.« Herbie rupfte verärgert mit der Rechten die Skizze aus Hermann Delamots frivoler Phase aus der Hosentasche, sodass das Auto leicht ins Schlingern geriet.
    Die Zeichnung hatte mittlerweile arg gelitten, und die zurückliegende Nacht und die unsachgemäße Lagerung hatten ihren künstlerischen und materiellen Wert nicht eben gesteigert. »Das werde ich diesem Mädchen jetzt gleich unter die Nase halten, und dann soll sie mir endlich erzählen, was wirklich abgelaufen ist zwischen Delamot, Nati und ihr.«
    Hoffentlich kommst du hier nicht auch zu spät
.
    »Was willst du damit sagen?«
    Nun, ganz einfach, mein Teuerster. Nur eine Theorie: Alle haben sich abgesprochen. Eine Verschwörung gegen Herbie Feldmann. Zuerst lügen sie dir alle die Hucke voll, und dann machen sich alle aus dem Staub
.
    Aber Anja war da. Sie sortierte Tütensuppen und kaute gelangweilt einen Kaugummi. Ihr grellgelbes Haar leuchtete schon von weitem, und sie wippte gut gelaunt im Takt eines alten Discohits aus der Lautsprecheranlage.
    Als sie Herbie herannahen sah, verdrehte sie die Augen, und als er schließlich vor ihr stand, sagte sie gereizt: »Mann, du gehst mir vielleicht auf den Senkel, Typ.«
    Aber Herbie blieb freundlich. Er zeigte ihr sein strahlendstes Lächeln und sagte: »Schade. Dann ist die Wiedersehensfreude wohl einseitig?«
    »Verpiss dich, Mann, sonst sag ich der Geschäftsführung Bescheid, dass du mich hier dauernd anbaggerst.«
    »Habt ihr hier ein ›Schwarzes Brett‹? So eine Infotafel oder so was?«
    »Ja, vorne, an der Leergutannahme ist so ein Zettelboard. Wieso?«
    Er entfaltete genüsslich die Zeichnung und hielt sie mit spitzen Fingern in die Höhe. »Wenn du mich fragst, ist das hier richtig gut getroffen. Ich halte das sogar für so gelungen, dass ich es gerne einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen möchte. Was hältst du davon?«
    Anja errötete. Damit hatte Herbie nicht ernsthaft gerechnet. Sie schickte hektische Blicke nach rechts und links und zischte: »Steck den Scheißdreck weg, Mann.«
    »Wie bitte? Gefällt es dir etwa nicht?« Herbie sah sie verblüfft an und drehte das Kunstwerk umständlich herum. »Das bist doch du, wie du leibst und lebst. Wie du leibst vor allen Dingen.«
    Julius kicherte vom Maggiregal herüber und zeigte den hoch gestreckten Daumen.
Gratuliere, mein Bester! Drei Punkte für dieses gelungene Wortspiel
.
    Anja versuchte, Herbie das Bild zu entreißen, aber er verbarg es mit einer schnellen Bewegung hinter seinem Rücken. Aus der Ferne hätte man sie für ein neckisches Geschwisterpaar halten können.
    »Jetzt hör mir mal gut zu«, sagte Herbie schließlich drohend. »Jeder Spaß hat mal ein Ende. Von diesen Skizzen gibt es noch eine ganze Menge. Eine schöner als die andere. Du kennst die ja. Entweder du erzählst mir jetzt etwas über Nati und Delamot, oder ich lasse die Polizei wissen, dass du das bist, die sich da von ihrer Schokoladenseite zeigt, klar?«
    In diesem Augenblick tippte ihm jemand auf die Schulter. Herbie fuhr herum. Vor ihm stand ein kräftiger Bursche in weißem Kittel. Jemand, der aussah, als könne er durchaus einen Spaß verstehen, der aber auch so aussah, als könne er gut mit zwei Fingern neue Gurkengläser öffnen. »Gibt es hier irgendwelche Probleme?«, fragte er mit skeptisch zusammengekniffenen Augenbrauen.
    Herbie warf lachend die Hände in die Höhe, wobei er Acht darauf gab, dass der Mann nichts von der Zeichnung zu Gesicht bekam. »Alles bestens. Wo steht denn

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