Malloreon 3 - Dämon von Karanda
knallroten Hummer, der mit scheinbar angriffsbereiten Zangen auf seinem Teller lag.
»Dafür ist das Spezialbesteck da, Durnik«, erklärte Polgara eigenartig milden Tones. »Du mußt seinen Panzer aufschlagen.«
Durnik schob seinen Teller zur Seite. »Ich habe nicht vor, etwas zu essen, das wie ein riesiger roter Käfer aussieht«, erklärte er ungewöhnlich hitzig. »Irgendwo muß man seine Grenzen ziehen!« »Hummer ist eine Delikatesse, Durnik«, sagte sie. »Manche essen auch Schnecken«, brummte er.
Ihre Augen blitzten, aber dann beherrschte sie sich und sprach weiter in demselben milden Ton zu ihm: »Ich bin sicher, daß wir dir etwas anderes bringen lassen können.« Er funkelte sie an.
Garion blickte von einem zum andern. Dann fand er, daß sie sich lange genug kannten und vor Problemen nicht aus Höflichkeit die Augen zu schließen brauchten. »Was ist los, Durnik?« fragte er geradeheraus. »Du bist so gereizt wie ein Dachs mit weher Nase.« »Nichts«, knurrte Durnik.
Da erinnerte sich Garion, worum Andel Polgara gebeten hatte. Er blickte die Tafel hinunter, wo der stumme Hüne saß, mit dem Blick gesenkt, fast als versuche er sich unsichtbar zu machen. Dann schaute er zu Durnik zurück, der starr das Gesicht von seinem früheren Freund abgewandt hielt. »Oh«, sagte Garion. »Ich glaube, jetzt verstehe ich. Tante Pol sagte dir etwas, was du nicht hören wolltest. Jemand, den du sehr gemocht hast, tat etwas, das dich zornig machte. Dann hast du erfahren, daß er gar keine andere Wahl hatte, und daß es schon richtig war, was er getan hat. Jetzt möchtest du wieder gut mit ihm sein, aber du weißt nicht, wie du es anstellen könntest. Ist das daran schuld, daß du dich so benimmst – und so unfreundlich zu Tante Pol bist?«
Zunächst starrte Durnik ihn bestürzt an, dann färbte sein Gesicht sich rot und gleich darauf weiß. »Das muß ich mir nicht anhören!« brauste er auf und sprang hoch.
»Oh, setz dich wieder, Durnik«, sagte Garion. »Wir lieben einander alle zu sehr, um uns so zu benehmen. Statt verlegen und gereizt zu sein, sollten wir uns lieber was einfallen lassen, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen, meinst du nicht?«
Durnik versuchte Garions Blick standzuhalten, doch schließlich senkte er den Kopf mit flammendem Gesicht. »Ich habe ihn schlecht behandelt, Garion«, murmelte er und ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen. »Stimmt«, bestätigte Garion. »Aber das lag daran, weil du nicht verstehen konntest, was er tat – und warum. Ich verstand es selbst nicht, bis vorgestern, als Zakath endlich seine Meinung änderte und beschloß, mit uns nach Mal Zeth zu reisen. Cyradis wußte, daß er das tun würde, und deshalb veranlaßte sie Toth, uns Atescas Männern auszuliefern. Sie will, daß wir zum Sardion kommen und mit Zandramas zusammentreffen, und deshalb arrangiert sie es. Toth ist derjenige, der tun wird, was ihrer Meinung nach getan werden muß, um das zu erreichen. Unter den gegenwärtigen Umständen gäbe es gar keinen besseren Freund.«
»Wie könnte ich denn bloß – ich meine, so wie ich ihn behandelt habe?«
»Sei ehrlich. Gib zu, daß du dich getäuschst hast und entschuldige dich.« Sofort wurde Durniks Miene abweisend.
»Es muß ja nicht in Worten sein, Durnik«, sagte Garion geduldig. »Du hast dich mit Toth monatelang wortlos unterhalten.« Er blickte überlegend zu der niedrigen Decke hoch. »Das ist ein Schiff«, stellte er fest, »und wir fahren aufs Meer hinaus. Könntest du dir vorstellen, daß es auch ein paar Fische in all dem Wasser gibt?« Sofort lächelte Durnik. Polgara jedoch seufzte schwer.
Fast schüchtern blickte der Schmied sie über den Tisch an. »Wie, hast du gesagt, kriegt man diesen Riesenkäfer aus seinem Panzer, Pol?«
Von Haggas Küste aus segelten sie nordostwärts und hatten den Winter bald hinter sich gelassen. Irgendwann überquerten sie den Äquator und gelangten wieder in die nördliche Welthälfte. Verlegen zunächst, doch dann mit wachsendem Vertrauen nahmen Durnik und Toth ihre Freundschaft wieder auf und verbrachten ihre Tage am Heck, wo sie ihr Glück mit grellbunten Ködern und verschiedenen Leckerbissen aus der Kombüse versuchten.
Zakaths Laune blieb uncharakteristisch sonnig, obgleich es bei seinen Gesprächen mit Belgarath und Polgara um Dämonen ging, ein Thema, das keinen Grund für Frohsinn bot. Eines Tages schließlich, als sie sich etwa eine Woche auf See befanden, kam ein Lakai zu Garion, der an der
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