Malloreon 3 - Dämon von Karanda
blickte er auf das Beil. Widerstrebend holte er sein Messer hervor und händigte es aus.
»Gut. Ihr bekommt es in Mal Zeth zurück. Ach, übrigens, ich schlafe mit einem offenen Auge und dem da in der Hand.« Er hielt Balsca die Axt vor die Nase. »Wenn Ihr mir auch nur zu nahe kommt, schlage ich Euch den Schädel ein!« Balsca wich erschrocken zurück.
»Ich bin froh, daß wir einander verstehen.« Der Fuhrmann schüttelte die Zügel, und sie rumpelten aus Mal Gemila.
Balsca fühte sich nicht sehr gut, als sie Mal Zeth erreichten. Er nahm zunächst an, daß es am Schwanken des Wagens lag. Er war zwar als Seemann noch nie seekrank gewesen, wohl aber hin und wieder einmal landkrank. Diesmal jedoch war es anders. Gewiß, sein Magen begehrte auf, doch im Gegensatz zu seinen früheren Übelkeiten an Land schwitzte er jetzt auch heftig, und sein Hals schmerzte so sehr, daß er kaum noch schlucken konnte. Er hatte abwechselnd Fieber und Schüttelfrost und einen abscheulichen Geschmack im Mund.
Der mürrische Fuhrmann ließ ihn am Haupttor von Mal Zeth aussteigen, dann warf er ihm sein Messer vor die Füße und blinzelte ihn überrascht an. »Ihr seht gar nicht gut aus«, stellte er fest. »Geht zu einem Arzt.«
Balsca sagte abfällig: »Bei einem Arzt sterben die Leute bloß, und wenn sie doch gesund werden, ist ihr Beutel leer.«
»Macht, was Ihr wollt«, brummte der Fuhrmann. Achselzuckend lenkte er sein Gespann in die Stadt, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
Balsca schickte ihm ein paar Verwünschungen nach, dann hob er sein Messer auf und ging in die Stadt. Eine Weile irrte er herum, bis er schließlich einen Seemann anhielt.
»Verzeiht, Kamerad«, sagte er, und seine Stimme klang seiner Halsschmerzen wegen krächzend, »könnt Ihr mir eine Schenke nennen, wo man einen guten Grog zu einem vernünftigen Preis bekommt?«
»Versucht die Taverne Zum Bunten Hund«, riet ihm der Seemann. »Sie liegt zwei Straßen weiter an der Ecke.« »Danke, Kamerad.« »Fühlt Ihr Euch nicht gut?«
»Nur eine leichte Erkältung, glaube ich.« Balsca dankte ihm mit schwachem Grinsen. »Nichts, was ein paar Becher Grog nicht kurieren könnten.«
»Da habt Ihr recht.« Der Seemann lachte bestätigend. »Grog ist die beste Medizin der Welt.«
Die Taverne Zum Bunten Hund war eine dämmrige Schenke, die wie die Back eines Schiffes aussah. Sie hatte eine niedrige Holzdecke mit dunklen Balken und statt Fenstern Bullaugen. Der Wirt war ein leutseliger, rotgesichtiger Mann mit Tätowierungen an beiden Armen, der nicht vergaß, in jedem dritten oder vierten Satz darauf hinzuweisen, daß er zur See gefahren war. Sein »Ahoi« und »Hallo, Maat« begann Balsca bald auf die Nerven zu gehen, doch nach drei Grogs störte es ihn nicht mehr so sehr. Sein weher Hals schmerzte kaum noch, sein Magen beruhigte sich, und seine Hände hörten zu zittern auf, nur die stechenden Kopfschmerzen wollten nicht vergehen. Er gönnte sich noch zwei Grogs, dann schlief er mit dem Kopf auf den verschränkten Armen ein.
»Ahoi, Maat. Sperrstunde«, weckte der Wirt ihn später und rüttelte ihn leicht.
Balsca setzte sich blinzelnd auf. »Muß wohl ein paar Minuten eingenickt sein«, murmelte er heiser.
»Schon eher ein paar Stunden, Maat.« Der Wirt zog die Brauen zusammen, dann drückte er eine Hand auf Balscas Stirn. »Ihr glüht ja, Maat«, stellte er fest. »Seht besser zu, daß Ihr Euch hinlegt.«
»Wo ist eine preiswerte Kammer zu kriegen?« Balsca erhob sich schwankend. Sein Hals schmerzte noch mehr denn zuvor, und sein Magen verkrampfte sich.
»Versucht es an der dritten Tür, die Straße hoch. Sagt dort, daß ich Euch geschickt habe.«
Balsca nickte, kaufte sich noch eine Flasche und steckte rasch unbemerkt einen Marlspieker von einem Wandbrett neben der Tür ein. »Schöne Taverne«, lobte er, ehe er ging. »Mir gefällt, wie Ihr sie hergerichtet habt.« Der Tätowierte nickte stolz. »Meine eigene Idee. Ich dachte mir, daß Seefahrer gern in vertrauter Umgebung trinken – selbst wenn sie so weit vom Meer liegt wie wir hier. Kommt bald wieder.« »Das werde ich«, versprach Balsca.
Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis er auf einen einsamen Fußgänger stieß, der mit gesenktem Kopf und den Händen in den Kitteltaschen nach Hause eilte. Balsca verfolgte ihn etwa einen Block fast lautlos mit seinen Gummisohlen, dann, als der Einheimische an einem dunklen Gasseneingang vorbeikam, trat Balsca hinter ihn und schlug ihm geschickt mit seinem
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