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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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alles weiß, was jeder Dalaser, der je gelebt hat, wußte.« »Dann müssen sie sehr gute Schulen haben«, sagte Garion.
    Darüber lächelte Toth nur. Es war ein eigenartiges Lächeln, in dem ein Hauch Mitleid unverkennbar war. Dann winkte er Durnik, glitt vom Pferd und schritt los. »Wohin geht er?« fragte Silk. »Zu Cyradis«, antwortete Durnik. »Sollten wir ihn nicht begleiten?«
    Durnik schüttelte den Kopf. »Sie wird zu uns kommen, wenn sie dazu bereit ist.«
    Wie alle Dalaser, denen Garion je begegnet war, trugen auch die Bewohner von Kell einfache weiße Gewänder mit weiten Kapuzen. Sie wandelten gemessen über die Rasenflächen oder saßen in ein Gespräch vertieft auf den Bänken. Einige trugen Bücher oder Schriftrollen. Andere nicht. Es erinnerte Garion an die Universität von Tol Honeth und auch an die Schule in Melcene. Er war jedoch überzeugt, daß diese Gelehrten sich mit Studien befaßten, die viel tiefgründiger waren als die häufig engstirnigen Forschungen, denen die Professoren an jenen berühmten Lehranstalten ihr Leben widmeten.
    Die Dalaser, die sie in dieses Juwel von Stadt geleitet hatten, führten sie nun auf einer in sanften Kurven verlaufenden Straße zu einem einfachen Haus hinter einem der gepflegten Gärten. Ein weißgewandeter Greis stand auf seinen Stock gestützt unter der Tür. Er hatte leuchtend blaue Augen und schneeweißes Haar. »Wir haben lange auf Euch gewartet«, sagte er mit altersschwacher Stimme, »denn das Buch der Zeitalter hat vorhergesagt, daß das Kind des Lichtes sich mit seinen Gefährten im Fünften Zeitalter nach Kell begeben würde, um unseren Rat zu suchen.«
    »Und das Kind der Finsternis?« fragte ihn Belgarath und saß ab. »Wird es ebenfalls hierherkommen?«
    »Nein, Ehrwürdiger Belgarath«, antwortete der Greis. »Das kann es nicht, aber es wird anderswo und anderswie seine Anleitungen erhalten. Ich bin Dallan, und ich bin hier, Euch zu begrüßen.« »Herrscht Ihr hier, Dallan?« fragte Zakath, der ebenfalls absaß.
    »Niemand herrscht hier, Kaiser von Mallorea«, erwiderte Dallan, »nicht einmal Ihr.« »Ihr kennt uns offenbar«, bemerkte Belgarath.
    »Wir kennen Euch, seit uns zum erstenmal ein Blick in das Buch des Himmels vergönnt war, denn Eure Namen stehen groß in den Sternen geschrieben. Und nun werde ich Euch zu einem Ort führen, wo Ihr ausruhen und auf die heilige Seherin warten könnt.« Er blickte auf die erstaunlich ruhige Wölfin an Garions Seite und den aufgeregten Welpen hinter ihr. »Wie geht es dir, kleine Schwester?« erkundigte er sich höflich.
    »Ich bin zufrieden, Freund«, antwortete sie in der Sprache der Wölfe. »Das freut mich«, erwiderte er in ihrer Zunge.
    »Spricht denn jeder auf der Welt Wolf, oder wie man es nennt?« fragte Silk leicht gereizt. »Hättest du gern Unterricht?« entgegnete Garion. »Nein, danke!«
    Und dann führte der Weißhaarige sie mit schwerem Schritt über den saftig grünen Rasen zu einem großen Marmorbau mit einer polierten Freitreppe. »Dieses Haus wurde Anfang des Dritten Zeitalters für Euch erbaut, Ehrwürdiger Belgarath«, erklärte der Greis. »Sein erster Stein wurde an dem Tag gelegt, als Ihr das Auge Aldurs, Eures Herrn, aus der Stadt der Ewigen Nacht zurückgeholt habt.« »Das ist sehr lange her«, bemerkte der Zauberer.
    »Die Zeitalter dauerten zunächst sehr lange«, bestätigte Dallan. »Sie werden jetzt kürzer. Ruht Euch alle gut aus. Wir sorgen für Eure Pferde.« Dann drehte er sich um und kehrte auf seinen Stock gestützt zu seinem eigenen Haus zurück.
    »Wenn ein Dalaser einmal ohne Umschweife sagt, was er meint, und ohne all das rätselhafte Gebrabbel, ist es bestimmt das Ende der Welt«, knurrte Beldin. »Gehen wir hinein. Falls das Haus schon so lange steht, wie er sagt, liegt der Staub wahrscheinlich kniehoch und muß erst einmal ausgefegt werden.«
    »Ein plötzlicher Sauberkeitsfimmel, Ohm?« Polgara lachte, während sie alle die Treppe hinaufstiegen. »Ausgerechnet du?« »Ein bißchen Schmutz stört mich nicht weiter, Pol, aber bei Staub muß ich immer niesen.«
    Doch im Haus hätte es nicht sauberer sein können. Schleierfeine Vorhänge waren vor die zum Teil offenstehenden Fenster gezogen und blähten sich in der süß duftenden Sommerbrise, und die Möbelstücke waren trotz ihrer ungewöhnlichen Bauart und obwohl sie sehr fremdartig aussahen, ungemein bequem. Die Innenwände waren eigentümlich geschwungen und wiesen nirgendwo Ecken auf. Sie wanderten durch

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