Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer
Unterschied macht es?«, fuhr er ihn an.
»Weil mich das hoffen lässt, dass sie mich doch noch heiratet.«
»Aha. Und wie kommst du darauf, dass der Rest von uns dich nicht vom Hof jagen wird?«
»James Malory«, hob Georgina mit warnender Stimme an.
Doch Boyd lachte nur über die Bemerkung seines Schwagers. »Es ist schon schlimm genug, dass ich mit all meiner Kraft darum kämpfen muss, dass sie endlich zugibt, mich zu lieben – aber auch noch gegen die Malorys zu kämpfen?«
»Ich hätte da ein paar Neuigkeiten für dich, Yank. Wir werden bestimmt nicht zugeben, dass wir dich lieben. Niemals.«
Boyd verdrehte die Augen. »Du weißt genau, was ich meine. Ich möchte Katey zu meiner Frau nehmen. Wenn mich nicht alles täuscht, war dir das auch schon vor meiner Abreise aus England klar.«
»Das war es, ehe ich wusste, dass sie meine Nichte ist. Und genau deshalb ist sie jetzt für dich tabu.«
»Das hast nicht du zu entscheiden, sondern allein Katey.«
»Wollen wir wetten, dass sie dir einen Korb gibt?«
Boyd rastete nicht aus. Dazu war das Thema viel zu wichtig.
»Ihr einziger Einwand, warum sie mich nicht heiraten konnte, war die Weltreise. Aus unerfindlichen Gründen hat sie angenommen, sie könnte nie wieder in ihrem Leben verreisen, wenn sie erst einmal verheiratet ist und Kinder hat. Wenn sie jedoch gewillt ist, die Reise den Winter über auf Eis zu legen, kann es doch durchaus sein, dass sie der Familienzusammenführung wegen ihre Prioritäten neu geordnet hat oder zumindest der Familie einen neuen Stellenwert einräumt.«
»Und du denkst allen Ernstes, das würde einen Unterschied machen?«
Boyd seufzte. »James, sie hat mich darum gebeten, auf sie zu warten. Was sagt dir das?«
»Dass ihr beide ein ernstes Gespräch hattet. Gab es sonst noch etwas von Interesse?«
Boyd blieb ihm eine Antwort schuldig. Georgina schob sich schnell zwischen die beiden und legte die Hände um die Wangen ihres Gemahls. James war nicht dumm. Boyds Schweigen war die Antwort, die er nicht hatte hören wollen.
»Dir ist schon klar, dass damit alles anders ist«, sagte sie ihm. »Zumindest war es so bei meinen Brüdern. Sie haben uns erlaubt, dass wir heiraten und …«
»Darauf bestanden haben sie«, unterbrach er sie rüde.
Georgina schürzte die Lippen. »Fein, und wenn du es unbedingt darauf anlegst, ins Detail zu gehen, dann lass dir gesagt sein, dass …«
»Fang bloß nicht wieder davon an«, warnte James sie.
Georgina schenkte ihrem Gemahl ein zuckersüßes Lächeln. Boyd konnte sich gerade noch davon abhalten, über die beiden zu lachen. Dachten die beiden wirklich, er und seine Brüder wären nie dahintergekommen? James hatte ihre Hand erzwungen, indem er ihnen mitgeteilt hatte, dass sie seine Kajüte – und noch so manches andere – mit ihm geteilt hatte. Er war freiwillig mit der Sprache herausgerückt.
»Und was ist mit Amy und Warren?«, fuhr Georgina fort. »Als du und deine Brüder die beiden im Bett überrascht habt, da habt ihr euren Widerstand gegen ihn aufgegeben, so war es doch, oder? Ihr hättet die beiden geradewegs vor den Altar geschleppt, wenn Amy nicht unmissverständlich klargemacht hätte, dass sie ihn erst dann nähme, wenn er ihr einen richtigen Heiratsantrag machte.«
»Schon gut, George, ich habe verstanden«, sagte James mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck, der in erster Linie Boyd galt. »Ich nehme mal stark an, dass das, was ihr getan habt, ihre Zustimmung hatte.«
»Natürlich, wo denkst du hin, Malory?«
»Das rückt die Geschehnisse natürlich in ein anderes Licht. Wenn du jedoch denkst, dass du auch Tony so leicht überzeugen kannst wie mich, dann hast du dich getäuscht. Wenn es um Katey geht, kennt er nämlich keinen Spaß. Vor allem nicht, weil er wertvolle Jahre mit ihr verloren hat. Egal, wie schnell sie sich in die Familie einfindet, er wird immer das Gefühl haben, nicht genug für sie da gewesen zu sein.«
»Mag sein, aber du wirst dich dieses eine Mal auf Boyds Seite stellen, haben wir uns verstanden?«, sagte Georgina mit strenger Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
Wie so oft wanderte James' Augenbraue auch dieses Mal nach oben, wenn seine Frau in einem solchen Ton mit ihm sprach. »Reicht es denn nicht, dass ich ihn nicht über die Klinge springen lasse?«
Kapitel 52
Katey blickte durch das Kutschenfenster nach draußen, wo der Prachtbau der Millards vor ihnen aufragte. Die Bäume, die die Zufahrt und das Gebäude selbst säumten, hatten
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