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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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zu unterstützen, aber es war gar nicht nötig. Die Anderson-Brüder blieben viel zu kurz, um einen Streit anzufangen.
    Amy konnte sich schon denken, warum sie es so eilig hatten, wieder fortzukommen, obwohl sie es in diesem Fall vorge-zogen hätte, etwas unwissender zu sein. Aber mit verheirateten Schwestern, einem verheirateten Cousin und jungen verheirateten Tanten, die alle sehr offen über ihre eigenen Männer und das männliche Geschlecht sprachen, wußte sie mehr über sie, als es sich für ein Mädchen ihres Alters geziemte. Was nun die Andersons betraf, so war das ihr zweiter Abend in London nach einer langen Zeit auf See. Sie hatten ihre Schwester besucht. Sie hatten sich um ihre Geschäfte gekümmert. Sie waren alle nicht verheiratet. Männlich und attraktiv, wie sie waren, würden sie sich jetzt natürlich auf die Suche nach weiblicher Gesellschaft machen.
    Diese Gewißheit war niederschmetternd – ja, empörend.
    Amy sah Warren schon als den ihren, obwohl es eigentlich noch nicht zutraf. Deshalb glaubte sie, den Gedanken nicht ertragen zu können, daß er nachts in den Armen einer anderen schlief, während sie ihn tagsüber umwarb.
    Sie hatte ihm gesagt, daß sie am Ende zusammenfinden würden, daran ginge kein Weg vorbei, aber jetzt war sie sich gar nicht mehr so sicher, nicht nach dem, was heute vorgefal-len war. Sie mußte etwas unternehmen, unbedingt dafür sorgen, daß er heute nacht allein schlafen und nur an sie denken würde. Aber was? Und wie, wo sie doch nicht einmal wußte, wo er war?
    Wie sie das herausfinden könnte, fiel ihr ein, als sie Jeremy sah, der sich eben anschickte, das Haus zu verlassen. Sie rief ihn zurück.
    »Hast du einen Augenblick Zeit, Jeremy?«
    »Für dich immer, meine Süße, heute abend allerdings wirklich nur einen Augenblick.«
    »Bist du spät dran?«
    »Nein, nur begierig.« Er grinste. »Immer begierig.«
    Sie lächelte zurück. Er trat wirklich in die Fußstapfen seines Vaters, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, daß Onkel James jemals so charmant und sorglos wie sein Halunke von Sohn gewesen war. James war bestimmt weit ernster bei seinen Verführungen vorgegangen. Jeremy dagegen war niemals ernst.
    »Ich halte dich auch nicht lange auf«, versprach sie. »Aber könntest du deine Begierde noch ein wenig zügeln?« Sein elegantes Äußeres verriet, daß er auf eine oder mehrere jener schicken Partys gehen würde, zu denen sie selbst eingeladen war, aber abgesagt hatte. »Nur so lange, bis du herausgefunden hast, wohin Warren heute abend gegangen ist.«
    Mit dieser Bitte schien sie ihn wahrhaft verblüfft zu haben, denn er sah sie ungläubig an. »Und wozu soll das gut sein?«
    Sie hatte keine Zeit, sich eine glaubhafte Ausrede auszuden-ken. »George wollte es wissen.« Etwas Besseres fiel ihr so schnell nicht ein. »Sie hat eine dringende Botschaft für ihn und möchte nicht bis morgen warten.«
    »Gut, aber erwarte bitte nicht von mir, daß ich mit der Nachricht hierher zurückkomme. Ich schicke einen Boten.«
    »Klar, das ist völlig ausreichend.«
    Sie fühlte sich hundeelend, nachdem er gegangen war. Es war nicht ihre Art, ihn oder irgendein anderes Familienmitglied zu belügen.
    Aber Jeremy hätte ihr den Gefallen nie getan, wenn sie ihm gesagt hätte, daß sie, nicht Georgina, Warren eine Nachricht zukommen lassen wollte. Er hätte lästige Fragen gestellt und wissen wollen, warum sie die Botschaft nicht in sein Hotel schicken oder bis morgen früh warten konnte.
    Daß sie Warren aus dem Bett irgendeines Flittchens fernhalten wollte, hätte sie ihm nun wirklich nicht gestehen können.
    Damit wäre ihr eine Standpauke von Warren sicher gewesen, und der Rest der Familie hätte noch an demselben Abend gewußt, daß sie ein Auge auf den finstersten von Georginas Brüdern geworfen hatte. Sie wäre so lange aufs Land geschickt worden, bis Warren die Rückreise nach Amerika angetreten hätte, das stand fest.
    Jeremys Antwort kam eher, als sie erwartet hatte. Schon nach knapp einer Stunde kannte sie Warrens Aufenthaltsort, The Hell and Hound – eine Taverne, wie sie annahm. Sie hatte noch nie davon gehört, sah aber anhand der Adresse, daß sich die Schänke in einem nicht eben vornehmen Stadtviertel befand. Jetzt mußte sie sich nur noch eine Nachricht einfallen lassen, etwas Dramatisches, Welterschütterndes, etwas, das Warren garantiert aus dem Bett der Dirne fernhalten würde.
    Kapitel 13
    »Was zum Teufel tust du hier?«
    Beim Klang von Warrens

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