Malory
solltest auch unsere Wette nicht vergessen und dich schon mal auf einen Monat der Enthaltsamkeit einrichten.«
Bei dieser Aussicht fuhr ihm der Schreck in die Glieder. »Und du wirst mich darauf festnageln, wenn ich das richtig verstehe?«
»Selbstverständlich.«
»Nun, diese Plauderei scheint Wunder gewirkt zu haben«, sagte er mißmutig.
»Jetzt schau nicht so grimmig drein. Du wirst Warren schon mögen, sobald es mir gelungen ist, ihn zu ändern.«
»Und wie willst du das anstellen? Mit einem Zauberstab vielleicht?«
Während Jeremy noch in Amys Zimmer war, trug James seine Frau hinauf in ihr Bett. »Das wirst du nicht noch einmal machen«, sagte er mit drohendem Unterton und half ihr aus den Kleidern. »Das war viel zu anstrengend für dich.«
»Unsinn. Wo du mich dauernd auf Händen trägst. Es war eher zu anstrengend für dich.«
Er musterte sie mit hochgezogener Braue. »Soll das heißen, du zweifelst an meiner Männlichkeit?«
»Gott behüte. Doch du mußt dich noch etwas gedulden, bis du sie mir wieder unter Beweis stellen kannst, James Malory –
ich lasse dich wissen, wann es soweit ist.«
Er gab ihr einen Kuß und machte dann die Lichter aus, die ihre Zofe hatte brennen lassen. Sie folgte ihm dabei mit den Augen, eine angenehme Gewohnheit, die von der Zeit her stammte, als sie noch sein »Schiffsjunge« auf der Maiden Anne gewesen war.
Sie wartete, bis er mit ihrem Nachthemd ans Bett trat, und sagte dann: »Wenn Clinton und die anderen abreisen, wird Warren allein im Albany sein.«
»So?«
»Und wir haben so ein großes Haus, James.«
»Das schlag dir mal gleich aus dem Kopf, George.«
Sie ignorierte seinen warnenden Tonfall. »Tut mir leid, aber das werde ich nicht. Ich bin nämlich seine Schwester, und ich sehe keinen vernünftigen Grund, weshalb er nicht bei uns wohnen sollte.«
»Da irrst du dich aber gewaltig. Ein äußerst vernünftiger Grund ist zum Beispiel, daß wir uns gegenseitig an die Gurgel springen würden.«
»Ich hoffe doch, daß du dich inzwischen etwas besser zusammennehmen kannst.«
»Kann ich auch. Es ist dieser Banause von Warren, der sich nicht zusammennehmen kann.«
»Er hat sich gebessert.«
»Ach, tatsächlich? Und wieso läßt er sich dann in Knighton’s Hall Privatstunden geben?«
»Das tut er doch gar nicht.«
»Da muß ich dir leider widersprechen. Ich habe ihn dort mit eigenen Augen gesehen.«
»Du brauchst deshalb noch lange nicht so verdammt selbst-gefällig zu sein. Er braucht einfach ein bißchen Bewegung.«
»Das glaubst du doch selbst nicht, George.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist wirklich kein Grund zur Sorge.«
»Sehe ich vielleicht besorgt aus?«
»Allerdings. Ich habe dich kämpfen sehen. Warren hat nicht die geringste Chance, mit oder ohne Privatstunden. Das sollte er inzwischen begriffen haben.«
»Ach übrigens, Tony hat vor, ihm ein paar miese Tricks zu zeigen.«
»Und wozu?«
»Weil es ihm Spaß macht.«
»Wirklich?« fragte sie leicht gereizt. »Dabei sollte es mich eigentlich nicht wundern. Schließlich läßt dein Bruder keine Gelegenheit aus, sich bei mir unbeliebt zu machen.«
»Er tut es weder deinetwegen noch wegen deines Bruders, Liebste. Er tut es meinetwegen.«
»Das habe ich auch schon gemerkt.«
»Und ich weiß es zu schätzen.«
»Natürlich.«
James legte sich lächelnd neben sie und nahm sie in die Arme. »Du verlangst doch wohl nicht von mir, ihm auch noch die andere Wange hinzuhalten, wenn er mich angreift?«
»Nein, aber ich hoffe, du wirst etwas an dich halten, wenn er es tut.«
»Hoffen darfst du, Liebste.«
»Du wirst aber doch meinem Bruder nicht richtig weh tun, oder?«
»Kommt darauf an, was du unter ›weh tun‹ verstehst.«
»Gut, ich sehe, daß ich mit ihm über die Sache sprechen muß, da du ja nicht vernünftig sein willst.«
»Damit wirst du nichts erreichen. Er wird sich nicht eher zufriedengeben, als bis er mich ein zweites Mal angegriffen hat. Aus Prinzip, verstehst du?«
»Aus Stolz, willst du sagen. Ach, mir ist das alles verhaßt.
Ich sehe einfach nicht ein, warum ihr beide nicht miteinander auskommen könnt.«
»Ich war außergewöhnlich nett zu ihm.«
Sie seufzte. »Das weiß ich, und ich bin dir unendlich dankbar, aber selbst deine Nettigkeit ist für Warren einfach zuviel.«
»Wenn du willst, spreche ich kein einziges Wort mehr mit ihm.«
»Nein, es ist Warrens Problem«, sagte sie bekümmert. »Ich würde ihm so gern helfen, doch ich glaube, ich kann es
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