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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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verdammten Dickschädel, das Parkett ist so überfüllt. Doch habe nur Geduld. Sie müssen gleich hier vorbei ... – Ich glaube, ich sehe nicht recht, ich bringe ihn um!«
    James bemerkte das cremefarbene Kleid in demselben Augenblick wie Anthony. Der wollte gleich losstürzen. James aber hielt ihn zurück.
    »Immer langsam«, sagte er belustigt. »Bevor du voreilige Schlüsse ziehst, erinnere ich dich daran, daß Amy viel zu jung ist für diesen Mistkerl. Großer Gott, denkst du wirklich, er könnte etwas gegen solch einen Unschuldsengel im Schilde führen?«
    »Du verteidigst ihn?«
    »Verrückt, was? Doch laut George behandelt er Frauen mit größter Gleichgültigkeit, sucht sich aber solche aus, die das in Kauf nehmen, also keine Jungfrauen. So verdorben ist er nun auch wieder nicht, so lieb mir das auch wäre.«
    Anthony schien wenig überzeugt. »Und warum tanzt er dann mit Amy?«
    »Warum sollte er nicht? Schließlich ist sie außer deiner Frau das einzige weibliche Wesen, das er hier kennt.«
    »Warum hat er dann nicht gewartet, bis der Tanz zu Ende war?« fragte Anthony.
    »Vielleicht, weil er sonst zwischen den Tänzen nicht bis zu unserer begehrten Amy vorgedrungen wäre. Oder ist dir noch nicht aufgefallen, daß immer mehr von diesen jungen Gecken um sie herumscharwenzeln? Und sie tanzt ununterbrochen, seit wir hier sind.«
    Anthony seufzte. »Ich gebe zu, das klingt plausibel.«
    »Plausibler als das, was du dachtest.«
    »Ich glaube, wir können sogar annehmen, daß er an der Person, die er vorher so finster angestarrt hat, etwas mehr als nur oberflächlich interessiert ist.«
    »Du bist ja heute abend ganz groß mit deinen Vermutungen, altes Haus. Kannst du mir das etwas genauer erläutern?«
    »Liegt doch auf der Hand! Er benutzt Amy, die ganz eindeutig das hübscheste weibliche Wesen auf dem Ball ist – abgesehen von meiner Frau, versteht sich –, um das Weibsbild hinter dem er tatsächlich her ist, eifersüchtig zu machen.«
    »Deine Theorien sind wirklich großartig, Tony, doch der Grund für seine finstere Laune muß gar nicht unbedingt eine Frau oder Eifersucht sein. Es kann genausogut sein, daß er wütend auf einen seiner Brüder ist.«
    »Aber sie sind gar nicht auf der Tanzfläche. Drei sind im Kartenzimmer, und der andere plaudert dort drüben mit einer von Edens Ex-Geliebten.«
    »Ach so.« James runzelte nachdenklich die Stirn und hielt erneut Ausschau nach Warren und Amy. »Jetzt hast du mich neugierig gemacht. Ich werde hingehen und fragen ...« James sprach den Satz nicht zu Ende. Er hatte Warren ausfindig gemacht, und dessen Blick war noch finsterer als zuvor und auf niemand anders als Amy gerichtet. Mit ruhiger, aber dennoch drohender Stimme sagte James: »Der Kerl kann sich sein Grab schaufeln.«
    Anthony sah, was James gesehen hatte. »Es ist also Amy, die er so mit Blicken durchbohrt hat. Aber weshalb?«
    »Weshalb wohl, du Trottel?«
    »Du meinst, ich hatte recht? Moment mal.« Jetzt war es Anthony, der James zurückhielt, freilich nicht, um Warrens Haut zu retten, sondern um einen Teil davon für sich selbst zu beanspruchen. »Ich meine, der erste Schlag steht mir zu, Bruderherz.«
    »Du kriegst, was übrigbleibt.«
    »Du läßt mir ja nichts übrig, zum Kuckuck«, protestierte Anthony. »Übrigens können wir ihn nicht hier erledigen. Die Leute mögen kein Blut auf dem Tanzparkett. Und außerdem können wir uns täuschen, wie du schon mehrfach an diesem Abend vermutet hast.«
    »Das können wir dem Yankee nur wünschen.«
    Kapitel 23
    »Darf ich hoffen, daß du mit mir tanzt, weil es dir Spaß macht
    – und nicht, weil du ein Hühnchen mit mir zu rupfen hast?«
    fragte Amy.
    Er antwortete nicht auf ihre Frage, das heißt, er tat es indi-rekt. »Mußt du mit allen flirten?«
    Sie lachte entzückt. »Während du zuschaust? Natürlich!
    Nur um dir den Unterschied zu zeigen.«
    »Welchen Unterschied?«
    »Wie es jetzt ist, bevor du um mich anhältst, und wie es sein wird wenn ich nur noch mit dir flirte. Dir wird das Nachher sehr viel besser gefallen, darauf kannst du dich verlassen. Und hör auf, mich so finster anzustarren. Die anderen könnten es bemerken und glauben, du seiest wütend auf mich. Bist du’s?«
    »Mir ist vollkommen gleichgültig, was immer du tust«, versicherte er ihr.
    »Unsinn«, kam ihre Antwort, wobei sie äußerst undamen-haft schnaubte. »Aber das macht nichts. Ich kann die Wahrheit für uns beide sagen, und ich fange gleich mit meiner an. Ich habe

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