Malory
nicht.
Aber jetzt sind wir ganz vom Thema abgekommen. Sollen wir Warren nicht trotzdem unsere Gastfreundschaft anbieten?«
»Wenn du mich fragst: nein.«
»Du hast doch heute abend gehört, daß er nach einer dauer-haften Bleibe sucht, wo sie alle wohnen können, wenn sie in London sind. Deshalb wäre es nicht für lange.«
»Nein.«
»Dann muß ich eben vorübergehend ins Albany ziehen, um ihm Gesellschaft zu leisten.«
»Jetzt hör mal, George ...«
»Ich meine es ernst, James.«
Er gab sich geschlagen. »Also gut, lade ihn ein. Aber er wird ablehnen, du wirst schon sehen. Es ist ihm ebenso verhaßt, mich zu sehen, wie umgekehrt.«
Mit einem Lächeln kuschelte sie sich fest an ihn. »Wo du schon dabei bist, mir entgegenzukommen, warum hilfst du mir nicht, eine Frau für meinen hitzigen Bruder zu finden? Er will zwar nicht heiraten, aber die richtige Frau könnte vielleicht ...«
»Vergiß es, George. Im Ernst, vergiß es. Nicht einmal meiner schlimmsten Feindin würde ich einen wie ihn wünschen.«
»Und ich sage dir, ich bin sicher, die Ehe könnte ihn zum Besseren verändern, James.«
»Wohl kaum.«
»Aber ...«
»Könntest du dir vorstellen, bis ans Ende deiner Tage mit ihm zu leben?«
»Nein, nicht wenn er so ist wie jetzt. Aber versteh doch, James, er kommt um vor Unglück.«
»Dann laß ihn umkommen!«
»Aber ich will ihm helfen«, entgegnete sie starrköpfig.
»Wenn du eine arme, ahnungslose Frau ins Unglück stürzen willst, dann bitte.«
»Das ist überhaupt nicht lustig, James Malory.«
»So war es auch nicht gemeint.«
Kapitel 22
»Was zum Teufel machst du denn hier?« fragte Anthony überrascht, als er James auf der Schwelle zum Ballsaal in die Arme lief.
»Dasselbe könnte ich dich fragen.«
Anthony verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Meine Liebste hat eine Schwäche fürs Tanzen. Ich weiß nicht, wie sie es fertigbringt, mich immer wieder auf diese gräßlichen Veranstaltungen zu schleppen. Und was hast du für eine Entschuldigung?«
»Amy«, sagte James und deutete mit dem Kinn auf das cremefarbene Ballkleid, das eben an ihnen vorbeiwirbelte.
»Die kleine Göre hat in letzter Minute beschlossen, auf diesen Ball zu gehen, und ließ es sich nicht ausreden.«
»Und da Eddie und Charlotte verreist sind, darfst du wohl jetzt die Anstandsdame spielen? Und obendrein ganz allein?
Ist George immer noch nicht auf den Beinen?«
»Nicht ganz, doch sie überfiel mich mit Worten wie Pflicht, Verantwortung und Übung, was also sollte ich tun? Aber wenn ich gewußt hätte, daß du herkommst, hätte ich dir das Vergnü-
gen überlassen. Ach, übrigens, da du schon hier bist ...«
»O nein«, lachte Anthony. »Kommt gar nicht in Frage. Ich habe meinen Teil geleistet und unsere Reggie unter die Fittiche genommen. Tut mir leid aber das hier ist jetzt deine Sache.«
»Das werde ich mir merken, darauf kannst du Gift nehmen«, entgegnete James verdrießlich.
Anthony legte den Arm um James’ Schulter. »Kopf hoch, mein Alter! Wenigstens ist er da, um dir ein wenig Unterhaltung zu bieten.«
James folgte dem Blick seines Bruders zu dem baumlangen Amerikaner am anderen Ende der Tanzfläche. Warren sah in seiner formellen Kleidung völlig verändert aus – fast zivilisiert. Man sah von weitem, daß er sich genausowenig amüsierte wie James, doch das konnte dessen Laune nicht bessern.
Viel lieber wäre James jetzt zu Hause bei seiner Frau gewesen.
»Habe ihn schon bemerkt«, knurrte er. »Dabei dachte ich, das Glück sei mir hold nachdem ich ihn die letzten Tage nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen habe.«
»Das hast du mir zu verdanken, mein Bester. Ich könnte mir vorstellen, daß er nach dem mörderischen Training jeden Abend ächzend und stöhnend ins Bett fällt.«
»Dann hat er dein Angebot also angenommen?«
»Hast du etwa daran gezweifelt?« fragte Anthony. »Er ist richtig darauf versessen, etwas dazuzulernen, und bei seiner größeren Reichweite ... Wundere dich nicht, altes Haus, wenn er dich bei eurer nächsten kleinen Auseinandersetzung k.o.
schlägt.«
»Ich glaube, Bruderherz, es ist schon zu lange her, daß du k.o. geschlagen worden bist«, gab James zurück. »Ich würde mich glücklich schätzen, das zu ändern.«
»Laß uns noch etwas warten, bis unsere Frauen uns ein biß-
chen besser verstehen. Ros wird regelrecht ungenießbar, wenn ich irgend etwas tue, was ihr nicht paßt.«
»Das kann meinen Eifer leider nicht bremsen.«
»Und was würde Georgie
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