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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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dich entsetzlich vermißt. Es war richtig gemein von dir, so lange nicht im Haus deiner Schwester zu erscheinen, nur um mir etwas zu beweisen.«
    »Aber ich habe es bewiesen, oder?«
    »Rede nicht so überheblich. Bewiesen ist nur, wie dickköpfig du sein kannst. In Wahrheit hast auch du mich vermißt. Du würdest mich glücklich machen, wenn du es nur zugeben könntest.«
    Sie glücklich machen? Kaum zu glauben, er verspürte das Bedürfnis, ein sehr heftiges sogar, genau das zu tun. Herr im Himmel, das grenzte an Wahnsinn. Was also, wenn er sie wirklich vermißt oder wenigstens allzu oft an sie gedacht hatte? Sie war amüsant, wenn sie ihn nicht gerade mit ihren Verführungskünsten in Bedrängnis brachte. Doch ihr das gestehen? Er konnte unmöglich von seinem Entschluß abweichen, sie zu entmutigen.
    Warum aber in drei Teufels Namen tanzte er dann mit ihr?
    Weil sie bezaubernd aussah heute abend. Weil sie, in Seide gehüllt und mit Perlen geschmückt, bedeutend reifer wirkte.
    Weil er ihren letzten Tanzpartner, der sich so eng an sie geschmiegt hatte, am liebsten umgebracht hätte. Weil er einfach nicht anders konnte.
    Sie wollte nicht länger auf seine Antwort warten. »Dein Blick wird immer finsterer. Soll ich dir einen Witz erzählen?«
    »Nein.«
    »Soll ich dich küssen?«
    »Nein!«
    »Soll ich dir sagen, wo du die nächste Gerte findest?«
    Das Geräusch, das er von sich gab, war eine Mischung aus Lachen und Stöhnen. Es war, genaugenommen, ein abscheuliches Geräusch, im Augenblick aber war es Musik in Amys Ohren.
    »Schon sehr viel besser.« Sie blickte grinsend zu ihm auf.
    »Doch wir haben noch immer kein Lächeln zustande gebracht.
    Glaubst du, ein paar Komplimente könnten da helfen? Du siehst heute abend blendend aus. Und mir gefällt es, wie du dein Haar trägst.« Er hatte es zur Feier des Tages streng zurückgekämmt. »Du wirst es doch nicht abschneiden?«
    »Um englischer auszusehen?«
    »Deshalb also deine unmoderne Aufmachung! Daß ich nicht schon früher darauf gekommen bin!«
    Nach einem Augenblick des Schweigens stachelte sie ihn an. »Nun?«
    »Was?«
    »Willst du das Kompliment nicht erwidern?«
    »Nein.«
    »Hatte ich auch nicht erwartet, aber ein Versuch wird ja wohl noch erlaubt sein.«
    »Kannst du nicht mal für fünf Minuten still sein, Amy?«
    »Schweigen bringt niemanden weiter.«
    »Du würdest dich wundern.«
    »Du möchtest mich also nur im Arm halten? Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    Er stöhnte. Warum wollte sie nicht aufgeben? Es sei denn ...
    »Du bist schwanger, stimmt’s?« Endlich hatte er begriffen.
    »Was?«
    »Und er will dich nicht heiraten; deshalb bist du so verzweifelt auf der Suche nach einem, der dich zur Frau nimmt.«
    Sie seufzte. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich nicht wütend auf dich werde, Warren Anderson. Ich liebe dich wohl schon. Ja, das wäre eine logische Erklärung.«
    Seine Miene wurde starr. »Neulich hast du gesagt, du liebst mich nicht.«
    »Ich habe nur gesagt, ich sei mir nicht sicher. Aber warum lasse ich mich sonst so von dir behandeln, ohne dich dafür zu ohrfeigen?«
    »Dann hatte ich also doch recht«, entgegnete er. »Und versuche nicht, es zu leugnen.«
    »Tue ich auch nicht«, sagte sie in einem Ton, der ihm ganz fremd an ihr war. »Du sollst es selbst herausfinden, wenn es soweit ist. Aber inzwischen habe ich meine Meinung geändert.
    Ich bin jetzt doch wütend auf dich.«
    Damit löste sie sich aus seinen Armen und rauschte von der Tanzfläche. Einen Augenblick stand er da und konnte kaum fassen, daß sie die Beherrschung verloren hatte. Also gut.
    Schließlich konnte sie ihn mit ihren provozierenden Anspielungen nicht verführen, solange sie sich weigerte, mit ihm zu sprechen.
    Sie sollte zum Teufel noch mal abstreiten, schwanger zu sein. Er mußte hören, daß sie es abstritt – oder zugab. Er war selbst überrascht, wieviel es ihm bedeutete.
    Er beschloß, ihr zu folgen. Er kam indes nicht weiter als bis zum Rand der Tanzfläche, wo James und Anthony ihn rechts und links unterhakten, um ihn in die entgegengesetzte Richtung zu führen. Er wollte protestieren. Denn er hatte nicht die geringste Lust, sich mit den beiden abzugeben, und auf ihre Späßchen konnte er erst recht verzichten. Doch sie hatten es verdammt eilig und zerrten ihn hartnäckig fort.
    Warren begriff nicht, was sie von ihm wollten. Vielleicht suchten sie nur einen dritten Mann für ein Kartenspiel.
    Obwohl es bei James Malory auch einfach bedeuten

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