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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 05. Zaertliche Suenderin
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Hochzeitsempfang sicherlich lange dauern würde. Daß er nun doch da war und mitten in der Nacht in ihrem Schlafzimmer saß, war allerdings eher normal und kein Grund zur Besorgnis.
    »Willkommen zu Hause, mein Schatz.«
    Und das war er. Jason Malory war ihr halbes Leben lang ihr Schatz gewesen. Molly hatte es nie richtig glauben können, daß ein Mann wie der Marquis of Haverston sich in sie verliebt hatte. Aber mittlerweile zweifelte sie seine Gefühle schon lange nicht mehr an.
    Im Anfang hatte er mit ihr geschäkert, wie es jeder junge Lord mit jedem hübschen Zimmermädchen tut, das unter seinem Dach lebt. Damals war er zweiundzwanzig und unverheiratet gewesen. Sie war gerade achtzehn geworden und überwältigt gewesen von seinem guten Aussehen und seinem Charme, von dem nur sehr wenige Leute etwas wußten.
    Natürlich
    waren
    sie
    diskret
    vorgegangen
    –
    sogar
    äußerst zurückhaltend –, weil seine jüngeren Brüder noch bei ihm wohnten und weil er meinte, ihnen ein gutes Beispiel geben zu müssen. Einmal hatte er sogar versucht, ihre Affäre zu beenden, als einer seiner Brü-
    der sie beinahe entdeckt hätte. Und ver versuchte sie noch einmal zu beenden, als er sich verpflichtet fühlte, zu heiraten. Eigentlich hätte er sie wegschicken müssen, aber das konnte er natürlich nicht, nicht nach den Ver-sprechungen, die er ihr gemacht hatte.
    Es gelang ihm jedoch, sich beinahe ein Jahr lang von Molly fernzuhalten. Doch dann traf er sie eines Tages, als sie allein war, und in Sekunden flammte ihre Leidenschaft wieder auf, als habe sie nicht monatelang geschlafen, was natürlich auch nicht der Fall gewesen war. Es war fast ein physischer Schmerz für sie beide, sich nicht berühren zu können, wenn sie das Bedürfnis danach hatten. Sie litten beide zu sehr unter diesen Trennungen.
    Und nach dem letzten Mal hatte er ihr geschworen, daß es nie wieder vorkommen würde.
    Und er hatte sein Wort gehalten. Sie war seine Frau, abgesehen vom Eheversprechen, das sie erst wirklich zu seiner Frau gemacht hätte. Er besprach seine Entscheidungen und Sorgen mit ihr. Er war zärtlich zu ihr, wenn sie alleine waren. Und er verbrachte jede Nacht mit ihr, wenn er zu Hause war, ohne Angst vor Entdeckung, da er in ihrem Zimmer eine Geheimtür angebracht hatte, die durch einen Gang zu der Tür führte, die es in seinem Zimmer bereits gab.
    Da Haverston ein altes Gebäude war, gab es zahlreiche Geheimausgänge, die in politisch und religiös unsiche-ren Zeiten nötig gewesen waren. Der verborgene Ausgang im Schlafzimmer des Herrn führte über Treppen und Gänge in den Keller, wo es zwei weitere verborgene Ausgänge gab, von denen einer nach draußen und ein weiterer in die Ställe führte. Der Gang in den Keller führte auch an den Dienstbotenkammern vorbei, und es war für Jason ein Leichtes gewesen, eine Tür durchbre-chen zu lassen, durch die man direkt in ihr Zimmer gelangte. Seitdem hatten beide diesen Weg benutzt.
    Jason hatte wie immer eine Lampe mitgebracht, aber es dauerte doch noch einen Moment lang, bis Molly merkte, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.
    Sie fuhr ihm mit der Hand über die angespannten Wan-genmuskeln. »Was ist los?«
    »Frances will die Scheidung.«
    Molly begriff sofort die Schwierigkeiten, die das mit sich brachte. Scheidung mochte zwar in der Unter-schicht üblich sein, aber beim Adel galt sie als etwas Unerhörtes. Daß Lady Frances, die Tochter eines Earls, die Frau eines Marquis, so etwas auch nur in Betracht zog ...
    »Hat sie den Verstand verloren?«
    »Nein, sie hat eine Affäre mit so einem kleinen Kerl in Bath, und jetzt will sie ihn heiraten.«
    Molly blinzelte. »Frances hat einen Liebhaber? Deine Frances?«
    Er nickte brummig.
    Molly konnte es immer noch nicht fassen. Frances Malory war so eine furchtsame kleine Frau. Molly kannte sie wahrscheinlich besser, als ihr Ehemann sie jemals gekannt hatte, weil sie viel Zeit mit ihr verbracht hatte, wenn Frances sich in Haverston aufhielt. Sie wußte, daß Frances Angst vor Jason hatte. Seine Wutanfälle brachten die arme Frau jedesmal an den Rand der Tränen, selbst wenn sie sich nicht gegen sie richteten. Sie wußte auch, daß Frances ihren Mann wegen seiner Statur ver-abscheute – er war schließlich ein großer, stattlicher Mann –, weil er ihr damit Angst einjagte.
    Molly war immer in einer unangenehmen Lage gewesen, da Frances schließlich die Dame des Hauses war und sie ihren weiblichen Geständnissen zuhören muß-
    te, obwohl sie

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