Malory
doch. Du kannst wieder nach Hause kommen.«
»Ich weiß, daß ich einen Fehler gemacht habe, Tony, aber ich will nicht, daß es jeder erfährt. Verstehst du das?«
»Um seinetwillen?« fragte er mit scharfer Stimme.
»Nein«, erwiderte sie, und dann fügte sie zögernd hinzu: »Mein Gewicht, auf dem du immer wieder herum-reitest, hat andere Gründe, als du glaubst, Tony. Ich bin schwanger.«
Einen Moment lang herrschte verblüfftes Schweigen.
Dann entgegnete er: »So früh kannst du das noch nicht wissen. Du bist erst seit einem Monat verheiratet.«
»Ich bin schwanger, Tony. Und zwar hochschwanger.«
Seine kobaltblauen Augen, die ihren so ähnlich waren, wurden kugelrund und zogen sich dann zu Schlitzen zusammen. »Das darf doch nicht wahr sein! Ich bringe ihn um.«
»Nein, das wirst du nicht tun.« Wieder einmal erhob sie Einwände gegen seine bevorzugte Lösung ihrer Probleme. »Du wirst zum ersten Mal Großonkel. Wie könntest du dem Kind erklären, daß du seinen Vater getötet hast?«
»Er hat zumindest eine ordentliche Tracht Prügel verdient«, knurrte ihr Onkel.
»Vielleicht«, stimmte sie zu. »Aber nicht, weil er mich vor der Hochzeit verführt hat. An der Zeugung dieses Kindes war ich nur zu bereitwillig und gern beteiligt.«
»Mach dir nicht die Mühe, ihn in Schutz zu nehmen, Kätzchen. Du vergißt, daß er mir sehr ähnlich ist, und ich kenne alle Tricks. Er hat dich verführt.«
»Aber ich wußte genau, was ich tue«, beharrte sie. »Ich
- ich war ganz furchtbar dumm, und das weiß ich jetzt auch, aber ich dachte, es würde dazu beitragen, seine Haltung mir gegenüber zu ändern. Er wollte mich dazu bringen, die Verlobung zu lösen. Die Heirat ging ihm von Anfang an gegen den Strich, was er mir deutlich zu verstehen gab.«
»Er hat sich einverstanden erklärt!«
»Ja, aber er dachte, er könnte mich vor der Hochzeit so ärgern, daß ich ihm den Laufpaß gebe.«
»Das hättest du auch tun sollen.«
»Was ich hätte tun sollen, zählt jetzt nicht mehr, Tony.«
»Ich weiß, ich weiß, aber, verflucht, Reggie, wie konnte er dich verlassen, wenn er weiß, daß...«
»Ich habe es ihm nicht gesagt! Du glaubst doch nicht etwa, ich würde versuchen, einen Mann auf diese Weise zu halten, oder?« Sie wirkte ausgesprochen schockiert.
»Oh«, sagte Anthony verwirrt. Dann fügte er düster hinzu: »Im Ernst, Kätzchen, du bist wirklich ganz so wie deine Mutter. Melissa hat dich auch nur wenige Monate nach ihrer Eheschließung geboren.«
Reggie schnappte nach Luft. »Wirklich? Aber - warum hat mir denn das keiner von euch je erzählt?«
Anthony wurde rot und wandte sich ab. »Na ja, hätten wir vielleicht sagen sollen: ›Übrigens, Liebes, du hast es gerade so mit Mühe und Not geschafft, kein uneheliches Kind zu werden‹?«
Sie kicherte und beugte sich vor, um ihn auf die Wange zu küssen. »Ich bin dir wirklich dankbar dafür, daß du mir das erzählt hast. Er freut mich, daß ich nicht der einzige Schandfleck in der ganzen Familie bin - außer Onkel Jason natürlich«, neckte sie ihn.
»Dein Vater hat Melissa wenigstens nicht verlassen. Er betete sie an. Und er hätte sie eher geheiratet, wenn ihr verbissener Stolz die beiden nicht auseinandergebracht hätte.«
»Von alldem habe ich nie auch nur ein Wort gehört«, flüsterte sie verblüfft.
»Sie haben entsetzlich miteinander gestritten, die beiden, das kann man wohl sagen. Melissa hat die Verlobung dreimal gelöst und jedesmal geschworen, sie würde ihn nie wiedersehen.«
»Aber mir haben immer nur alle erzählt, wie sehr sie einander geliebt hätten«, protestierte Reggie.
»So war es auch, Kätzchen«, versicherte er ihr. »Aber sie war genauso aufbrausend wie ich. Die kleinste Un-stimmigkeit hat sie aus der Fassung gebracht. Gott sei Dank, daß du das nicht von ihr geerbt hast.«
»Ach, da wäre ich mir gar nicht so sicher«, erwiderte Reggie versonnen. »Wenn Nicholas je zurückkommt, werde ich ihm nicht verzeihen. Er hat mich dazu gebracht, mich in ihn zu verlieben, aber unserer Ehe nicht die kleinste Chance gegeben. Ich habe meinen Stolz, obwohl ich ihn anflehte, mich nicht zu verlassen. Aus meiner Liebe ist... Jedenfalls gerate ich in Wut, wenn ich nur an ihn denke.«
»Das ist gut für dich. Überleg dir, ob du nicht doch wieder nach Hause kommen willst, ja? Bei deiner Familie kannst du das Kind genausogut auf die Welt bringen. Wir halten Außenstehende auch gern von dir fern.«
»Ich habe schließlich Meg, und
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