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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01. Das Geheimnis ihrer Liebe
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ich...«
    »Überleg es dir«, ordnete er entschieden an.
    Sie lächelte. »Ja, Onkel.«
    23.
    Es war wieder einer dieser feuchten Novembermorgen, und Reggie schlenderte mit ihrem Skizzenblock zum See hinunter. Onkel Tony hatte die Nacht in Silverley verbracht, und sie hatte sich am frühen Morgen von ihm verabschiedet und ihm noch einmal versprechen müssen, sich zu überlegen, ob sie nicht doch wieder nach Hause kommen wollte. Sie würde darüber nachdenken. Oder zumindest würde sie darüber nachdenken, ob sie nicht nach London zurückkehren sollte, um ihrer Familie näher zu sein. Wenn sie in Nicholas' Stadthaus zog, bliebe der Schein gewahrt. Das war eine gute Idee. Und außerdem hätte sie eine Beschäftigung - jetzt, wo ihre körperlichen Aktivitäten doch stark eingeschränkt waren. Sie konnte sein Haus in London neu einrichten, einen Teil seines Geldes ausgeben.
    Das Ärgerliche war, daß sie wirklich angefangen hatte, die Ruhe und Abgeschiedenheit in Silverley zu genießen -
    zumindest dann, wenn Miriam nicht in der Nähe war. Mit dem Personal kam Reggie gut aus. Sogar Mrs. Oates hatte sich überraschenderweise in dem Moment, in dem sie erfahren hatte, daß Reggie ein Baby bekam, umstimmen lassen. Anscheinend liebte Mrs. Oates Babys. Wer hätte das gedacht?
    Reggie sah das graue Haus träumerisch an. Hier hätte sie wirklich glücklich sein können. Sie malte sich aus, wie ihre Kinder über die Wiesen von Silverley liefen, im Sommer kleine Boote auf dem See schwimmen ließen, im Winter darauf Schlittschuh liefen. Und sie stellte sich sogar vor, wie ihr Vater ihnen ihre ersten Ponys schenkte und ihnen die Gangarten zeigte. Irgendwie wußte sie, daß Nicholas gut mit Kindern umgehen könnte. Sie seufzte tief und setzte die Kapuze ihres Pelzcapes auf, als sie einen Blick auf die dräuende Wolkenmauer warf, die sich über ihr zusammenbraute. Meg hatte recht. Es wurde zu kalt, um im Freien zu zeichnen.
    Sie klemmte ihren Skizzenblock unter einen Arm und wandte sich wieder dem Haus zu. Den See würde sie bei einer anderen Gelegenheit zeichnen. Plötzlich sah sie, daß einer der Dienstboten auf sie zueilte, aber er kam nicht vom Haus her, sondern aus den Wäldern.
    Auf der anderen Seite dieser Wälder lag ihr eigenes Anwesen. Sie war bisher noch nicht dort gewesen. Die Me-lancholie, die der Gedanke an diesem Ort auslöste, an dem ihre Eltern den Tod gefunden hatten, war zu überwältigend. Irgendwann würde sie das Grundstück aufsuchen, sagte sie sich. Ja, irgendwann. Und eines Tages würde sie es ihrem Kind zeigen. Das Anwesen, das seinen Großeltern gehört hatte.
    Als er näher kam, erkannte sie in dem Dienstboten einen der Männer, die sie kürzlich gezeichnet hatte. Er trug einen riesigen Sack, von dem sie vermutete, daß er dazu diente,
    welkes
    Laub
    hineinzustopfen.
    Sein
    Äußeres
    wirkte so seltsam, wie sie es in Erinnerung hatte. Ein un-gewisses Gefühl einer drohenden Gefahr stieg in ihr auf.
    Vielleicht lag es an dem dichten, ungepflegten Bart, vielleicht an dem langen, strähnigen Haar - aber vielleicht auch an seiner Dreistigkeit. Auf jeden Fall beschloß sie, nicht zu warten, bis er sie erreicht hatte. Sie würde zum Haus zurücklaufen.
    Dann blieb sie stehen und sagte sich, was für ein Dummkopf sie doch war. Sie ließ zu, daß ihre Fantasie mit ihr durchging. Wie albern von ihr! Schließlich war der Mann ein Gärtner, nichts weiter.
    Reggie hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, als der Mann sie erreicht hatte. Sekundenlang wartete er, um Atem zu holen, dann zog er den Sack, den er bei sich trug, über ihren Hals und ihre Schultern. Im ersten Moment wollte sie impulsiv schreien. Doch ihre Verblüffung überrumpelte sie, während der Sack bis zu ihren Füßen hinuntergezogen wurde, und von ihrem Schrei blieb nur ein erstickter Laut.
    Ihr Angreifer warf sich seine Beute sofort über die Schulter und kehrte in die Wälder zurück. Dort stand in einem Versteck eine kostbare, gutgefederte Kutsche, mit zwei Grauschimmeln, die es kaum erwarten konnten, los-zulaufen. Ein Mann saß auf dem Kutschbock, bereit, die Pferde mit der Peitsche anzutreiben, sowie er auch nur eine Spur von irgendwelchen Verfolgern wahrnahm. Der Mann, der auf dem Boden stand, blickte finster zu ihm auf.
    »Du könntest deinen Arsch wenigstens so weit bewegen, um mir diese verdammte Tür aufzumachen. Sie sieht zwar vielleicht aus, als würde sie nicht mehr als eine Feder wiegen, aber nach dem langen Weg ist sie überhaupt

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