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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
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an.
    Sie trug eine schulterfreie weiße Bluse. Den tiefen Ausschnitt zierten Spitzenrüschen, die mit winzigen goldenen Münzen bestickt waren. Der glockenförmige Rock glänzte golden, und unzählige, am Saum aufgenähte Ringlein leuchteten und glitzerten wie Tautrop-fen. Der einzige Schmuck bestand aus langen Ohrrin-gen, die bei der leichtesten Bewegung klimperten und aufblitzten. Ein schalähnliches weißes Tuch, ebenfalls mit diesen goldenen Metallplättchen bestickt, zierte das gelockte schwarze Haar.
    Sie schimmerte von Kopf bis Fuß. Sie war schön. Sie bemerkte Christophers Anwesenheit nicht. Sie blickte den Zigeuner an, als sie die Arme hob und mit dem Tanz begann . ..
    Der junge Mann sah tatsächlich blendend aus. Groß, schlank und geschmeidig in seinen Sprüngen und Bewegungen. Im Vergleich zu ihm kam sich Christopher wie ein ungeschlachter Riese vor. Der Tanz war faszi-nierend. Nie verlor das tanzende Paar den Blickkon-takt zueinander, gleichgültig, wie rasant und feurig die Bewegungen wurden. Es war ein Tanz der Leidenschaft und Verführung. Der Tanz zweier Liebenden, die sich umwarben und neckten, die sich abwiesen, sich anboten und alles versprachen . . .
    »Er kann sie nicht haben. Das verbiete ich«, zischte Christopher wild und bewies damit, wie betrunken er war.
    Es war daher nicht überraschend, daß die alte Frau ihn auslachte. »Das können Sie nicht verbieten, Engländer.
    Sie können es höchstens verhindern . . . aber dazu müssen Sie meine Enkelin heiraten.«
    »Ich kann sie nicht heiraten, Madam.«
    Ein langer, tiefer Seufzer folgte. »Dann schlagen Sie sich meine Enkelin aus dem Kopf und kehren sie nach Hause zurück. Wir werden morgen früh weiterziehen.«
    Seit ihrem Auftauchen hatte er die Augen nicht mehr von der Zigeunerin gelassen, und die Worte der Alten ließen ihn in eine unerwartete Panik geraten, die er nicht eindämmen konnte. Sie wollten weiterziehen -
    sie würde weiterziehen? Er würde sie niemals wiedersehen? Nicht auszudenken. Sie mußte zustimmen und seine Geliebte werden. Er würde ihr alles kaufen, was ihr Herz begehrte. Alles würde sie von ihm bekommen – bis auf den Ehering. Sie mußte einverstanden sein!
    Wie gerne wollte er daran glauben, mit Geld ließe sich jedes Hindernis beseitigen, aber bei einem Schlag Menschen, der so anderes war als er, konnte er sich nicht darauf verlassen. Er war nicht mehr in seinem Element. Nur ein Fremder, ein Außenseiter konnte auf den Gedanken kommen, er könne sie so einfach heiraten, so mir nichts dir nichts, und die Tatsache übergehen, daß er ein Lord war und sie eine gemeine Vagabundin. Nun, gemein wiederum auch nicht. Um ehrlich zu sein, sie war überaus schön, überaus begeh-renswert, aber das gehörte jetzt nicht zum Thema. Es war einfach unmöglich.
    Aber warum nicht?
    Die Frage ließ ihn nicht los. Er brauchte noch einen Schluck. Das allerdings war schnell getan. Aus der breiten Rocktasche zog er die Flasche Rum heraus, öffnete sie und hielt sie an die Lippen und trank daraus, ohne die Augen von dem Mädchen zu lassen.
    Sie war Begehren. Sie war Leidenschaft. Sie tanzte wie ein Engel. Sie tanzte wie eine Verführerin. Mein Gott, er begehrte sie. Nie im Leben hatte er etwas so begehrt wie sie. Sie erweckte ihn wieder zum Leben, ließ ihn wieder fühlen . .. seit einer Ewigkeit. Er mußte sie haben. Gleichgültig, um welchen Preis. Er mußte sie haben . . .

Kapitel Sechzehn
    E i nStöhnen weckte ihn. Christopher konnte nicht ausmachen, aus welcher Richtung es gekommen war, bis er es ein zweites Mal hörte und gewahr wurde, daß dieses Geräusch von ihm kam. Sein Schädel brummte.
    Gleich würde er platzen. Ein grauenvoller Kater, und den hatte er auch verdient, sagte er sich, wenn er so dumm war und ausgerechnet Rum trinken mußte.
    Rum gehörte normalerweise nicht zu seinen bevorzug-ten Getränken, aber gestern suchte er nach etwas Hoch-prozentigem, und im Haus war nichts anderes mehr aufzutreiben gewesen. Als erstes würde er sich heute um die Ergänzung des Getränkevorrats kümmern.
    »Das kann ich kurieren.«
    Die flüsternde Stimme hörte sich fremdländisch an. Er wandte den Kopf, um zu sehen, zu wem sie gehörte.
    Es überraschte ihn nicht, als er sie entdeckte. Sie lag neben ihm in den Kissen und lächelte ihn an. Ann, Anna, nein, Anastasia, ja, das war der Name, den er ihr gestern nacht zu irgendeinem Zeitpunkt entlockte, nur wußte er nicht, wann.
    »Was kurieren?«
    »Die Kopfschmerzen, die du dir gestern

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