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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
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und Herkunft nicht so viel bedeuten, daß ... andere Dinge ... viel wichtiger sind.«
    »Andere Dinge?«
    Sie dachte nicht daran, es für ihn auszusprechen, so zuckte sie nur mit den Schultern. »Jedem das Seine.
    Manche halten Macht für das Erstrebenswerteste im Leben, andere Reichtum, für manche wiederum ist das Glück das Wichtigste und für andere vielleicht ... nun, wie ich gesagt habe ... jedem das Seine.«
    »Du wolltest die Liebe erwähnen, habe ich recht?«
    fragte er beiläufig. »Ist nicht das, was man fühlt, das Wichtigste im Leben?«
    Sie blickte ihn forschend an. Machte er sich etwa über sie lustig? Nein, das glaubte sie nicht.
    »Nein, Liebe allein ist nicht genug. Man kann lieben und sich elend fühlen.« Sie war sicher gewesen, sie würde das als erstes herausfinden, zog es aber vor zu schweigen und fügte nur hinzu: »Liebe und Glück sind das Wichtigste. Gehen sie Hand in Hand, ist man am Ziel seiner Wünsche. Aber um beides zu gewinnen, muß Liebe gegeben und erwidert werden.«
    »Das ist auch meine Meinung.«
    Dieser kurze Satz brachte ihr Herz wieder zum Rasen.
    Doch sie las zuviel hinein. In Gegenwart der anderen Männer hatte er vielleicht nur so getan, als erhebe er Anspruch auf sie, wollte nur den Eindruck erwecken, als sei er ihr Ehemann. Nur den Eindruck, natürlich.
    Er hatte ihnen nicht ausdrücklich gesagt, daß er ihr Ehemann war, er hatte nur von den »Rechten eines Ehemanns« gesprochen. Sehr klug eingefädelt, da er sich leicht hinauswinden konnte, es sei denn, er hatte tatsächlich die Absicht gehabt, diesen Anspruch öffentlich kundzutun ...
    Sie wußte, daß sie sich der Selbstkasteiung preisgeben würde, und doch schien sie es nicht abwenden zu können. Sie wollte und mußte Klarheit haben. »Das ist ...
    auch deine Meinung?«
    »Daß Liebe erwidert werden muß, wenn sie gegeben wird, sonst stellt sich das Glück nicht ein.«
    »Aber das betrachtest du persönlich doch nicht als das Wesentlichste, oder?«
    »Als mein Leben leer war und mir, wie du es so passend ausgedrückt hast, etwas Wesentliches fehlte, hatte ich genausowenig Ahnung wie du, was dieses Etwas sein könnte.«
    »Ich wußte es«, sagte sie leise.
    »Wirklich? Ja, ich glaube, du hast es gewußt. Und wenn du es mir damals entdeckt hättest, hätte ich es nicht wahrhaben wollen. Das ist dir wahrscheinlich klar gewesen.«
    »Zu diesem Zeitpunkt?«
    Er lächelte. »Wenn ein Tor Glück hat, Anna, dann bleibt er nur solange töricht, bis er begreift, daß er sein Glück beim Schopfe packen muß, bevor es zu spät ist.
    Ich befürchtete schon, es wäre zu spät, und darum bin ich Sir William so dankbar.«
    »Dankbar? Weil er mich in deinen Kreisen gesellschaftlich akzeptabel gemacht hat?«
    »Nein, weil er es mir ermöglicht hat, dich wiederzu-finden. Ich habe es versucht. Es sind immer noch Männer unterwegs, die deine Karawane suchen.«
    »Warum?« fragte sie atemlos.
    Er kam näher, blieb vor ihr stehen, hob ihr Kinn. »Aus dem gleichen Grund habe ich auch nicht die Absicht, mich von dir scheiden zu lassen. Ich will, daß du ein Teil meines Lebens wirst, Anna, auf welche Art du möchtest. Wichtig ist, daß du für immer bei mir bleibst. Das weiß ich jetzt. Ich brauchte nur ein paar Tage Zeit, um mir klar darüber zu werden, daß die Ehe als dauerhafter Bund ihre Vorzüge hat. Der Skandal ist im Vergleich dazu völlig unbedeutend.«
    Sie schlang die Arme um seinen Nacken. Wortlos sahen sie sich an. Was sie fühlte, las er in ihren Augen. In seinem Kuß war keine Leidenschaft, nur unendliche Liebe und Zärtlichkeit. Worte hätten sein Versprechen nicht besser besiegeln können.

    Kapitel Fünfundzwanzig
    C hristopher nahm Anastasia sogleich in sein Londoner Stadthaus mit, wo sie sich aber nicht lange aufhiel-ten. Innerhalb dieser Woche trug er der Dienerschaft auf, seine persönlichen Sachen zusammenzupacken und nach Haverston zu schicken. So sehr er das Stadt-leben genoß, merkte er recht bald, daß seine Frau keinen Gefallen daran hatte. Im Augenblick waren ihm seine eigenen Belange ziemlich unwichtig. Ihm war viel mehr daran gelegen, alles wieder wettzumachen, was er seiner Frau durch sein dämliches Verhalten nach der Hochzeit angetan hatte.
    Statt nach Haverston hätte er sie lieber nach Ryding gebracht. Das Haus dort war wärmer und freundlicher.
    Aber sie hatte den Wunsch geäußert, daß sie ihrer Großmutter nahe sein wolle, und so zogen sie nach Haverston. Natürlich hatte er sie vor der Trostlosigkeit

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