Malory
kommen.«
Bascombs Wangen röteten sich. »Dann reden Sie nicht um den heißen Brei herum, Malory. Was wollen Sie hier?«
»Tja, mit Gerüchten ist das so eine Sache. Man findet sie entweder prickelnd, erstaunlich oder skandalös, je nachdem, aus welcher Perspektive man eine Angelegenheit betrachtet und wie sehr man selbst in sie verwickelt ist.«
»Mir ist bewusst, dass einige hochnotpeinliche Ge-rüchte im Umlauf sind. Wer auch immer sie verbreitet hat, sollte erschossen werden. Unglücklicherweise sind sie zufällig wahr.«
»Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein. Glücklicherweise sind sie nicht wahr.«
»Ihr Sohn gedenkt also, seine Verantwortung zu leugnen? Wie feige von ihm . . . «
»Sparen Sie sich die Verleumdungen, Bascomb«, unterbrach James. »Ich neige dazu, so etwas persönlich zu nehmen.«
Obwohl dies in freundlichem Ton gesprochen worden war, wurde Bascomb bleich, um im nächsten Augenblick zu poltern: »Es ist ebenso Ihr Enkelkind wie meines, um das es hier geht.«
»Wenn es mein Enkelkind wäre, würde dieses Gespräch nicht stattfinden, darauf können Sie sich verlassen.«
»Die Wahrheit wird ganz von selbst ans Licht kommen«, verkündete Bascomb selbstsicher.
»In der Tat, aber es wird nicht die Wahrheit sein, die Sie erwarten, und wenn sie von selbst ans Licht kommt, ist es zu spät. Daher habe ich Ihnen ein paar andere Wahrheiten mitgebracht, über die Sie sich den Kopf zerbrechen können.«
»Ist das der Punkt, an dem Sie anfangen zu drohen und mir schwören, mich umzubringen?«, wollte Bascomb wissen.
James musste laut lachen, nicht wegen der Frage, sondern weil Bascomb sie so entrüstet gestellt hatte. »Ich weiß nicht, was Sie über mich gehört haben, Bascomb, aber es war sicherlich nur die halbe Wahrheit, glauben Sie mir. Ein weiterer Fall von Gerüchten, die nicht stimmen, sehen Sie.«
»Das bezweifle ich«, murmelte Bascomb.
»Wie Sie wollen. Aber wie ich vorhin sagte, machen zurzeit Gerüchte die Runde, die zum Teil sogar behaupten, Jeremy und Ihre Kleine seien bereits so gut wie verheiratet. Aufgrund dieses Geredes wurde mein Haus diese Woche von zwei aufgebrachten Freiern Ihrer Tochter belagert, die nicht wussten, dass Jeremy inzwischen seinen eigenen Wohnsitz hat. Sie dachten, er lebt noch bei mir. Es gab auch noch einen dritten, aber der ist zurzeit wirklich bei mir einquartiert, leider. Ein Verwandter meiner Frau. Nicht so einfach, ihn sich wieder vom Halse zu schaffen.«
Vor der Tür hustete jemand, doch Bascomb schien es nicht zu bemerken. »Und?«, fragte er stirnrunzelnd.
»Sie können sich mein Erstaunen vorstellen, als alle drei steif und fest behaupteten, ein größeres Recht als Jeremy zu haben, Emily zu heiraten, da sie bei ihr zuerst zum Zuge gekommen seien.«
»Zum Zuge gekommen? Was wollen Sie damit sagen?«
James zog erneut eine Augenbraue hoch. »Muss ich in meiner Wortwahl wirklich ordinär werden, Bascomb?«
Emilys Vater wurde dunkelrot vor Zorn. Dann erhob er sich, beugte sich vor und ballte die Fäuste, bis die Knö-
chel ganz weiß wurden. »Wenn Sie glauben, Sie könnten solche Andeutungen machen, ohne den geringsten Beweis dafür zu liefern, Lord Malory . . . «
»Und wo ist Ihr Beweis?«
Wieder wurde Bascomb knallrot, diesmal allerdings, weil James’ Treffer gesessen hatte. James ließ einen Augenblick verstreichen, damit dem Lord noch deutlicher wurde, dass er sich ausschließlich von den Geschichten hatte leiten lassen, die seine Tochter ihm aufgetischt hatte. Dann sagte er: »Ich würde vorschlagen, dass Sie Ihre Tochter herunterrufen, damit wir sehen, was sie selbst zu sagen hat. Ich bestehe sogar darauf.«
»Sie bestehen darauf? Dieses Thema ist für ein Mädchen in ihrem zarten Alter völlig ungeeignet . . . «
»Papperlapapp. Es ist ihr Thema, das durch ihren an-geblichen Fehltritt erst aufgekommen ist. Haben Sie wirklich geglaubt, Sie könnten meinen Sohn zwingen, Emily zu heiraten, ohne dass sie uns ihre Sicht der Dinge schildert? Im Übrigen habe ich meine Beweise mitgebracht, alle drei Herren, die behaupten, Emily zu kennen – sehr gut zu kennen.«
»Und Ihr Sohn ist nicht bei Ihnen? Warum nicht?
Wenn Emily diese peinliche Situation nicht erspart bleiben kann, möchte ich auch hören, was Ihr Sohn zu sagen hat.«
»Er würde Ihnen nur versichern, dass er die Kleine überhaupt nicht kennt. Was hätte das für einen Sinn?
Sie sind derjenige, der eine Forderung stellt, nicht meine Familie. Vergessen Sie das
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