Malory
erinnert«, fügte sie kokett hinzu.
»Oh, er erinnert sich sogar sehr gut«, sagte Bascomb abschätzig. »Und Gott sei Dank möchte er dich heiraten.«
»Ich fühle mich geschmeichelt«, begann Emily, doch als sie begriff, was ihr Vater gerade gesagt hatte, wurde sie plötzlich ganz still. »Wie meinst du das, ›Gott sei Dank‹?«
Andrew beeilte sich, als Erster zu antworten. »Was immer auch hier geschieht, Emily, bitte glaub mir, dass es mir eine Ehre wäre, dich zu heiraten.«
»Ich wiederhole, ich fühle mich geschmeichelt, aber . . . «
»Die ›Abers‹ gehen dir allmählich aus, Emily«, unterbrach ihr Vater sie barsch. »Jeremy Malory will dich nicht und bestreitet, dich jemals angerührt zu haben.«
Emily seufzte. Ein wenig übertrieben, fand James. Ihre Niedergeschlagenheit wirkte nicht echt.
»Ich habe dir j a gesagt, dass er alles abstreiten würde, der verantwortungslose Schuft.« Sie wandte sich mit riesengroßen Augen an James, als hätte sie ihn soeben erst bemerkt. »Oh, Verzeihung, Lord Malory. Aber es weiß schließlich jeder, von wem Jeremy seine Manieren hat.«
Über diese Bemerkung musste James lauthals lachen.
Emily ging bereits in die Defensive. Sie hätte aber auch ziemlich dämlich sein müssen, wenn ihr angesichts des heiligen Zorns ihres Vaters nicht aufgefallen wäre, dass mit ihrem Plan etwas schief gelaufen war.
»Ja, ich bin richtig stolz auf den Jungen, vor allem darauf, dass er nie lügt.«
»Sie lügt er vielleicht nicht an«, erwiderte Emily höhnisch. »Aber in dieser Angelegenheit hat er eindeutig . . . «
»Genug, Emily«, fiel Bascomb ihr ins Wort. »Kennst du die Herren, die hier versammelt sind, oder nicht?«
Emily straffte die Schultern. Auf James machte sie den Eindruck, als wäre sie nicht daran gewöhnt, dass ihr Vater wütend auf sie war, und als verstörte dies sie am meisten. Vermutlich wusste sie nicht, wie sie damit umgehen sollte, zumindest nicht in Gegenwart Dritter.
Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und räumte ein: »Ich kenne die meisten von ihnen, ja.«
»Den Amerikaner hier?« Ihr Vater wollte es genau wissen.
»Na ja, ich erinnere mich, dass wir einander begegnet sind. Es ist schwierig, einen so groß gewachsenen Mann zu vergessen.«
»Und so gut aussehend«, fügte Drew mit frechem Grinsen und einem Augenzwinkern hinzu.
»Pfui, Sir, seien Sie nicht so von sich eingenommen.«
Emily stimmte in den koketten Flirtton ein.
»Und diesen hier?«, fragte Bascomb und deutete auf William.
»Nein, ich glaube nicht, dass ich ihn schon einmal gesehen habe«, erwiderte Emily sanft.
Nun warf William sich verärgert in Positur. »Na, das habe ich gern«, rief er empört. »Mit mir herumzutändeln war schön und gut, solange dein Vater nichts davon erfuhr, was? Willst du das etwa abstreiten?«
»Was abstreiten? Ich kenne Sie nicht. Was gibt es sonst noch abzustreiten?«
»Du lieber Himmel, weißt du das wirklich nicht mehr?
Du warst auf dem Ball ein bisschen betrunken, aber ich habe noch nie erlebt, dass eine Frau sich an so etwas nicht mehr erinnert. Oder warst du mit so vielen Männern im Bett, dass du den Überblick verloren hast?«
Emily schnappte entgeistert nach Luft und wurde puterrot. Nun war William zu weit gegangen. Solche Obs-zönitäten waren immer eine Beleidigung, ganz gleich, ob sie der Wahrheit entsprachen oder nicht. Emilys Reaktion konnte also nicht allein vom Inhalt der Aussage ab-hängig gemacht werden.
In ihrem verletzten Stolz und ihrer Empörung herrschte sie ihren Vater an: »Ist es das, worüber du dich so aufregst?
Ein Fremder kommt daher und tischt dir die absonder-lichsten Lügen auf, und du glaubst ihm! Ich bin noch nie im Leben betrunken gewesen – na ja, das eine Mal auf Mamas Geburtstagsfeier letztes Jahr. Aber das weißt du ja schon, und damals waren keine Männer dabei.«
»Es geht nicht um deine Trinkgewohnheiten, Schätzchen«, warf Drew ein. »Ich bin nicht hier, um zu behaupten, dass dein Kind von mir ist, obwohl du zugeben musst, dass nicht viel gefehlt hat.«
Emily schnappte erneut nach Luft und fuhr zu Drew herum. »Mein Gott, Sie auch? Was ist das hier, eine Verschwörung, ausgeheckt von den Malorys?«
Sie drehte sich wieder zu ihrem Vater um und sah ihn flehentlich an. »Papa, ich schwöre dir, sie lügen!«
»Alle drei?«, erwiderte Bascomb müde, während er hinter seinem Schreibtisch Platz nahm. »Wenn es nur einer wäre, hätte ich j a noch meine Zweifel gehabt, selbst bei zweien
Weitere Kostenlose Bücher