Malory
– aber alle drei?«
Emily warf einen verletzten Blick zu Andrew hinüber.
»Sie doch nicht etwa auch?«
Angesichts ihrer zur Schau getragenen Enttäuschung zuckte Andrew zusammen. Es war nicht auszuschließen, dass er plötzlich zusammenbrechen und alles gestehen würde; schließlich wollte er Emily wirklich heiraten.
Und da sie wusste, dass er log, würde es verdammt schwer für ihn sein, das wieder auszubügeln, wenn er denn tatsächlich seinen Willen bekam und Bascomb ihm seine Tochter zur Frau gab. Dann musste Andrew jedoch eingefallen sein, dass dieses kleine Szenario genau dem entsprach, was Emily für Jeremy geplant hatte. Sie zahlten ihr die Lügen, die sie in die Welt gesetzt hatte, nur mit gleicher Münze heim. Es stand ihr also kaum zu, sich da-rüber zu ereifern. »Meine Sorge gilt in erster Linie dem Kind«, erklärte Andrew. »Das mein Erbe sein sollte.«
»Wir wissen beide ganz genau, dass Sie nicht der Vater sind!«, fuhr Emily ihn an. »Also Schluss mit diesem Blödsinn.«
»Wir wissen überhaupt nichts. Ich verstehe dein Be-dürfnis, alles zu leugnen. Aber vergiss nicht, dass ich dich immer noch heiraten will. Ich bin bereit, das Kind großzuziehen, ob ich nun der Vater bin oder nicht. Und ich bin auch bereit, über deine« – er hielt inne, um den anderen beiden einen Blick zuzuwerfen – »zahlreichen Affären hinwegzusehen.«
Wieder wurde Emily puterrot, doch diesmal nicht vor Verlegenheit, sondern einzig und allein vor Zorn. Sie wandte sich wieder ihrem Vater zu. »Du hast mich diesen abscheulichen Anschuldigungen ausgesetzt, von denen keine auch nur im Entferntesten wahr ist. Siehst du nicht, was hier gespielt wird? Das ist nichts als eine Farce, eine Verschwörung, die ganz bestimmt Lord Malory dort drüben ausgeheckt hat, nur um seinem Sohn aus der Klemme . . . «
»Genug!«, brüllte Bascomb. »Halt den Mund, damit ich mich nicht noch mehr für dich schämen muss, als es ohnehin schon der Fall ist!«
Das konnte Emily nur wehtun, und so rang sie denn auch nach Atem, bevor sie erwiderte: »Du glaubst diesen Herren also mehr als mir?«
Es gelang ihr, ein paar Tränen hervorzuquetschen und zutiefst verzweifelt dreinzuschauen. In Drews Gesicht zuckte es. Wenn jemand weinte, wurde er immer schwach.
Andrew wandte sich ab, damit es ihm nicht ähnlich erginge. William verdrehte nur die Augen, denn er erkannte in Emily die Schauspielerkollegin.
Glücklicherweise kannte Bascomb seine Tochter und ihre Strategien sehr gut. »Ich weiß, dass du fähig bist zu lü-
gen, Emily. Das ist eine schlechte Angewohnheit, die du leider entwickelt hast. Und ich weiß auch, dass du sehr gut darin bist. Ich hätte nur im Traum nicht daran gedacht, dass du in einer Sache wie dieser schwindeln könntest, die so unwiderrufliche Konsequenzen nach sich zieht.«
Emily erstarrte. So rasch, wie sie wieder vor Zorn sprühte, war sonnenklar, dass sie nicht wirklich verzweifelt gewesen war, sondern ihre Wut nur für einen kurzen, melodramatischen Augenblick verborgen hatte. Da sie James dafür verantwortlich machte, dass ihr Plan nicht aufging, beschloss sie nun, ihren Ärger gegen ihn zu richten. »Ich weiß, dass Sie dieses Theater angezettelt haben, Lord Malory. Aber Sie haben nicht sehr gründlich darüber nachgedacht, oder?«, fragte sie mit beißendem Spott. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie denken konnten, damit durchzukommen, wenn ich doch beweisen kann, dass alle lügen.«
Süffisant zog James eine Augenbraue hoch. »Und wie wollen Sie das anstellen, meine Liebe, wenn Ihr Wort gegen das der Herren steht, sozusagen drei zu eins – nein, sogar vier zu eins, denn Jeremy hat Sie j a ebenfalls als Lügnerin bezeichnet?«
»Zum Teufel mit Jeremy! Ich kann es beweisen; ich bin nämlich immer noch J u . . . «
Emily brach abrupt ab, als ihr klar wurde, was sie gerade hatte sagen wollen, doch James stürzte sich sogleich in die Bresche, die sie geschlagen hatte. »Noch Jungfrau?«
Als James sich erhob, wich Emily einen Schritt zurück.
Erst jetzt – reichlich spät – wurde ihr bewusst, wen sie mit ihren Worten attackiert hatte. Doch James hatte bereits gar kein Interesse mehr an ihr. Sie hatte genau so reagiert, wie er es erhofft hatte. »Ich bitte um Verzeihung, Lord Bascomb, dass dieser Besuch notwendig war«, sagte er.
Bascomb nickte steif. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Die ganze Sache war ihm fürchterlich peinlich, nun da er begriff, wie weit seine Tochter gegangen war, nur um sich
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