Malory
vorstellen«, bemerkte Jeremy sarkastisch.
»Können Sie nicht«, fuhr Danny ihn an. »Sie haben noch nie versucht, als Hausmädchen zu arbeiten.«
»Hm, nein, ich glaube nicht.«
»Machen Sie sich nicht schon wieder über mich lustig, Malory. Das erlaube ich nicht. Und das war in einem Haushalt von einfacheren Leuten, nicht hier oben, wo nur so verdammt reiche Leute wohnen.«
Jeremy wischte sich mit der Hand über den Mund, um nicht mehr zu grinsen. »Du hast es also schon einmal mit anständiger Arbeit versucht?«
»Bin nie so weit gekommen. Entweder wurde ich gleich wieder gefeuert, oder ich hab erst gar keine Stelle gekriegt. Ich kann nicht lesen; das lässt mir keine große Auswahl an Stellen.«
»Würdest du gern lesen können?«, fragte Jeremy neugierig.
»Klar, aber ich bin doch viel zu alt, um noch zur Schule zu gehen.«
»Zum Lernen ist man nie zu alt. Aber wie auch immer, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass dich hier irgendjemand hinauswirft. Schließlich bist du ja auch unter nicht ganz normalen Umständen eingestellt worden, nicht wahr?«
Zu Jeremys Überraschung schien dieser Wink Danny tatsächlich in Verlegenheit zu bringen. Einfach würde es nicht mit ihr sein. Man würde sie wohl wie ein rohes Ei behandeln müssen. Das lag an der tief in ihr verwurzel-ten Abwehrhaltung, die sie so leicht eingeschnappt reagieren ließ. Und sie besaß kein Fünkchen Respekt. Ein freches Straßengör war sie. Etwas anderes war jedoch auch nicht zu erwarten von jemandem, der im Leben noch keinen Umgang mit feinen Leuten gehabt hatte –
außer um sie auszurauben.
»Komm«, schlug Jeremy vor. »Mrs Robertson ist bestimmt irgendwo hinten im Haus. Du wirst sie mögen; sie hat etwas Mütterliches an sich. Und ...«
Weiter kam er nicht, weil die Eingangstür sich öffnete und seine Cousine Regina hereinplatzte. Eine schlechte Angewohnheit von Reggie, nicht anzuklopfen. Aber da sie nur ein Stück weiter die Straße hinunter wohnte, wusste sie natürlich, dass er noch einen Butler suchen musste.
Sie war überrascht, ihn unten am Eingang anzutreffen.
»Du liebe Zeit, ich habe gar nicht damit gerechnet, so rasch vor dir zu stehen. Wolltest du gerade fortgehen?«
»Nein, ich bin nur dabei, einen meiner neuen Bediensteten einzuweisen.«
Regina warf einen kurzen Blick auf Danny und schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln; zu Jeremy sagte sie jedoch:
»Ah, damit wäre das also erledigt.«
Jeremy runzelte die Stirn. »Darf ich fragen, was?«
Regina seufzte. »Ich wollte dir einen meiner Lakaien anbieten. Billings ist aus seinem Urlaub zurück. Selbstverständlich muss ich ihn wieder einstellen; er gehört ja schon fast zur Familie. Nun hat sein Vertreter ebenfalls ausgezeichnete Arbeit geleistet. Da ich aber keine drei Lakaien brauche, sondern nur zwei, hatte ich gehofft, du könntest den Neuen übernehmen. Allerdings brauchst du keine zwei Lakaien; einer genügt dir vollkommen.
Und ...«
»Himmel noch mal, Reggie, schreib kein Buch darü-
ber! Sag schon, worum es geht.«
Regina sah ihn vorwurfsvoll an. »Das wollte ich ja gerade. Dieser Bursche hier ist zu jung für einen Butler; also hast du offensichtlich soeben einen Lakaien eingestellt.
Was völlig ...«
Diesmal wurde sie von Danny unterbrochen. »Ich hab die Stelle des Hausmädchens angenommen, Madam. Als Lakai zu arbeiten wäre zu einfach.«
Reggie zwinkerte ihr zu; Jeremy gegenüber verdrehte sie jedoch die Augen. »Sehr komisch. Ich verstehe, warum du ihn eingestellt hast. Mit solchen Possen wird er dich ständig zum Lachen bringen. Aber ich muss wieder los. Ich habe heute noch Hunderte von Dingen zu erledigen. Und vergiss nicht, dass du zum Abendessen eingeladen bist.«
»Bin ich das?«
»Du hast es wirklich vergessen!«, stellte Regina em-pört fest.
Jeremy grinste. »Nein, du, würde ich sagen. Ich höre zum ersten Mal davon.«
»Aber Nicholas sollte doch bei dir vorbeischauen und – wunderbar, wahrscheinlich hat er es vergessen.
Na, egal. Jetzt weißt du Bescheid, also komm nicht zu spät. Onkel Tony und Ros kommen auch. Und Drew.
Derek und Kelsey ebenfalls. Ich habe sogar Percy eingeladen.«
»Drew ist zurück in der Stadt?«, fragte Jeremy überrascht.
Regina nickte. »Sein Schiff hat heute Morgen ange-legt. Und da dein Vater und George bei Onkel Jason in Haverston zu Besuch sind, weiß Drew vermutlich nichts mit sich anzufangen. Obwohl ich annehme, dass auch George nach London zurückeilen wird, sobald sie er-fährt, dass ihr
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