Malory
zu ignorieren. Das tat er nun nicht mehr, vielmehr verschlang er sie regelrecht mit seinen Blicken. Und alle redeten jetzt über sie; Danny wusste es genau, spürte es, schnappte sogar hier und da einen Gesprächsfetzen auf, allerdings nicht genug, um zu verstehen, was die Gäste über sie sagten. Es war ihr fürchterlich peinlich, dass sie vorübergehend in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt war.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes flüsterte Anthony Jeremy ins Ohr: »Sieh zu, dass du ihr eine eigene Wohnung besorgst. Es wird unter deinen übrigen Dienstboten Differenzen geben, wenn sie erfahren, dass du mit ihr ins Bett gehst. Jason hat zwar auch fünfundzwanzig Jahre lang unbehelligt ein Verhältnis mit seiner Haushälterin gehabt, aber er hatte auch einen geheimen Eingang in Mollys Zimmer. Ich bezweifle, dass es in diesem Haus so etwas Praktisches gibt.«
»Unfug. Ich gehe nicht mit ihr ins Bett, meine ich.«
»Willst du mich auf den Arm nehmen?«, erwiderte Anthony belustigt. »So ein Prachtstück wie sie würdest du dir doch nicht entgehen lassen.«
»Das habe ich auch nicht vor«, sagte Jeremy grollend.
»Es ist nur noch nicht passiert.«
Anthony zog die schwarzen Augenbrauen hoch.
»Hast du etwa deine Finesse verloren, mein Junge?«
Jeremy zuckte die Achseln. »Das glaube ich allmählich auch. Ich muss mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass die Frau einmalig ist.«
»Einmalig schön, darin gebe ich dir völlig Recht. Aber das hast du nicht gemeint, oder?«
»Nein. Zufälligerweise ist rein gar nichts an ihr normal.
Ihre Herkunft, ihre Angewohnheiten, all das ist nicht so, wie man es erwarten würde.«
»Na, so schlimm wird es doch nicht sein, Junge«, wandte Anthony ein.
»Du würdest staunen. Gestern hat sie wie ein Gossen-junge geredet. Heute dagegen habe ich sie wie eine Eng-lischlehrerin parlieren hören! Und sie denkt wie ein Mann. Bis vor ein paar Tagen hat sie die meiste Zeit ihres Lebens Hosen getragen. Aber kaum steckt man sie in einen Rock, will sie sofort heiraten.«
Anthony verschluckte sich fast. »Dich?«
»Nein, sie weiß, dass ich ein eingefleischter Junggeselle bin. Deshalb will sie auch nichts mit mir zu tun haben. Sie sucht einen anständigen Ehemann.«
Anthony lachte. »Also, die Sache mit den Hosen hat mich überzeugt, aber das hier ist doch wieder ganz normal. Die meisten Frauen wollen anständige Ehemänner.«
Jeremy runzelte die Stirn. »Obwohl sie selbst alles andere als eine ehrbare Frau ist?«
»Ah, ich verstehe. Sie versucht, nach oben zu kommen, hm? Tja, wenn du wirklich keine Chance hast, sie herumzukriegen, solltest du vielleicht in Erwägung ziehen, sie loszuwerden, damit du nicht ständig in Versuchung geführt wirst.«
Endlich grinste Jeremy. »So leicht gibt ein Malory nicht auf.«
In einer anderen Ecke fragte Edward seine Frau:
»Kommt dir das Dienstmädchen nicht bekannt vor?«
»Ich wüsste nicht woher«, erwiderte Charlotte.
Edward runzelte die Stirn. »Ich kann sie auch nicht ein-ordnen, aber ich habe das Gefühl, ich müsste sie kennen.«
»Vielleicht hast du sie einmal im Vorbeigehen gesehen, auf der Straße oder in einem Geschäft. Ist ein hübsches Mädchen, an das man sich gewiss erinnert.«
»Wahrscheinlich.« Edward seufzte. »Aber das lässt mir nun keine Ruhe, bis ich weiß, wo ich sie schon einmal gesehen habe.«
Mit einem Seufzer, der dem seines Vaters sehr ähnelte, sagte Derek am Kamin zu seinem Bruder: »Ich schätze, Jeremy hat sein Terrain bereits abgesteckt.«
Marshall lachte. »Natürlich hat er. Ich würde allerdings nicht im Traum daran denken, die Kleine die Rolle des Dienstmädchens spielen zu lassen.«
»Vielleicht gefällt ihr das ja.«
»Ich glaube eher, ihr ist noch nicht klar, dass sie keinen Finger für irgendetwas anderes krumm machen muss als dafür, unseren Cousin selig zu machen. Der Glücks-pilz. Wo treibt er nur all diese Schönheiten auf? Ich habe es noch nie erlebt, dass in einer größeren Runde das hüb-scheste Mädchen nicht versucht, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Emily Bascomb hat es natürlich auch auf ihn abgesehen, und dabei war ich so hingerissen von ihr, ehrlich«, gestand Marshall. »Ich hatte schon überlegt, ihr den Hof zu machen, hatte sogar ihr Interesse geweckt –
bis unser Cousin auftauchte und ihr Blick auf ihn fiel.«
»Ich weiß, was du meinst«, sagte Travis. »Ich wünschte, Jeremy würde heiraten. Es ist verdammt schwer, bei den Damen anzukommen, solange
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