Malory
gesehen hatte. Als sie sich endlich für eine entschieden hatten, bekam Danny sie kaum zu Gesicht, denn schon hatte Tess ein anderes Dienstmädchen fortgeschickt, um das Kleid umzuarbeiten.
Der nächste Punkt auf der Tagesordnung war das Schuhwerk, doch alle Schuhe, die zu dem Kleid passten, waren Danny einfach viel zu klein, wie sehr sie auch versuchten, sie zu dehnen. Da die Zeit jedoch zu knapp war, um ein neues Paar anfertigen zu lassen, schickte Regina einen Lakaien zu irgendwelchen Verwandten. Danny wusste nicht genau, wessen weiße Satinpumps vor dem Abendessen eintrafen, doch sie waren nur an den Absätzen ein wenig zu kurz, und ihre Zehen wurden längst nicht so eingequetscht wie zuvor, als sie Reginas Schuhe anprobiert hatte.
Es gab keine Pause zum Abendessen. Regina ließ Tabletts hinauf in ihr Zimmer bringen, und Danny musste essen, während Tess herauszufinden versuchte, was man mit ihrem Haar anstellen konnte. Keine leichte Aufgabe. Ja, dieser Teil erwies sich sogar als der schwierigste von allen. Solche kurzen Locken ließen sich einfach nicht bändigen, und ein Gutteil davon musste tatsächlich noch kürzer geschnitten werden, um zu korrigieren, wie Lucy ihre Freundin zugerichtet hatte.
Schließlich kramte Regina ein Diadem hervor, und Tess rief: »Ja, das wird gehen! Jetzt kann ich die Locken teilen und mit dem Diadem festhalten. Besser bekommen wir es nicht hin.«
»Fantastisch! Ich wusste, dass du das schaffst, Tess.
Genau so soll es morgen auch aussehen.«
Danny bekam keine Gelegenheit, sich im Spiegel anzuschauen. Schon nahm man ihr das Diadem wieder vom Kopf und brachte sie in ein Gästezimmer, wo Regina sie aufforderte, sogleich schlafen zu gehen. Morgen hatten sie noch eine Menge zu tun, sodass man sie zeitig wecken würde.
Ein Gästezimmer! Danny konnte es gar nicht fassen.
Ebenso wenig begriff sie, warum Lady Regina sich solche Mühe machte, nur um ihren Cousin vor der Heirat mit einer hübschen Erbin zu bewahren. Wenn ihn selbst eine solche nicht dazu verleiten konnte, sich zu binden, dann hatte Jeremy offenbar nicht übertrieben, als er gesagt hatte, er werde bis an sein Lebensende Junggeselle bleiben. Was äußerst schade war, dachte Danny mit einem Anflug von Traurigkeit. Wenn er so weit ging, nur um nicht heiraten zu müssen, zeigte das doch nur, dass er nicht der Richtige für sie war.
Die Aussicht, dass er morgen Zeuge ihrer Verwandlung in eine feine Dame sein würde, machte sie trotzdem ganz aufgeregt. Sie würde mit ihm auf einen Ball gehen!
Und er würde sogar so tun, als machte er ihr den Hof! Für kurze Zeit würde die Wirklichkeit ausgeblendet, und sie konnte ebenfalls ein wenig so tun, als ob – als wäre dieser traumhafte Abend nicht nur gespielt ...
Früher als erwartet wurde sie am nächsten Morgen geweckt. Sie hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, als ein Dienstmädchen an ihre Tür klopfte und mit einem Frühstückstablett hereinkam. Danny hatte gerade die Hälfte davon gegessen, als Regina hereinplatzte und jammerte: »Bist du noch nicht fertig? Komm, beeil dich.
Du solltest zwar heute Abend nicht tanzen müssen, aber nur für den Fall, dass etwas schief geht und du doch dazu gezwungen bist, habe ich beschlossen, dass wir genug Zeit für ein bisschen Unterricht haben.«
»Sie wollen mir das Tanzen beibringen?«
»Ich doch nicht, liebes Kind. Jeremy macht das. Ich habe bereits nach ihm schicken lassen.«
Danny konnte ein verächtliches Schnauben nicht unterdrücken. »So früh ist er bestimmt noch nicht auf.«
»Ja, ich weiß.« Regina seufzte. »Aber man wird ihn wecken, da ich gesagt habe, es sei ein Notfall.«
»Ist es das?«
»Natürlich nicht, aber dann beeilt er sich wenigstens herzukommen. Und jetzt sollte ich dir wohl ein wenig über diesen Ball erzählen. Lady Aitchison ist die Gastge-berin. Das bedeutet, es ist der führende Ball dieser Saison, denn ihre Feste sind stets der letzte Schrei. Trotzdem lädt sie nur etwa alle vier Jahre dazu ein.«
»Das heißt, es werden viele Leute dort sein?«
»Ja, es wird wahnsinnig voll werden, und die gesamte Creme der Londoner Gesellschaft wird sich einfinden.
Alle Debütantinnen dieser Saison, alle jungen Männer, die heiraten möchten, ihre Mütter und Väter und sons-tigen Begleiter – und ein paar Schufte wie unser lieber Jeremy, die du unbedingt meiden solltest.«
»Er ist kein Schuft«, widersprach Danny, obwohl sie bereits mehr als einmal das Gleiche gedacht hatte.
»Natürlich
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