Malory
weiteren, gut einen Zentimeter breiten Streifen an den oberen Rand der langen, wei-
ßen Handschuhe, die Danny ebenfalls tragen sollte.
Durch diese kleinen Veränderungen sah es aus, als wäre das Kleid von Anfang an so kreiert worden.
Aufgrund von Reginas kürzerem Oberkörper hatten sie das Kleid an den Schultern auftrennen müssen, da sonst seine Taille zu hoch saß. Doch nachdem auch hier weiße Seide eingesetzt worden war und eine weitere Lage violetter Spitze sich an den am Ärmel hinzugefügten Be-satz anschloss, passte Danny das Kleid wie angegossen.
Alles in allem sah Danny so elegant aus, dass sie an ihren Traum von der schönen, engelsgleichen Frau erinnert wurde. Nun war der Traum Wirklichkeit geworden, und für einen Abend würde sie diese wunderschöne Frau sein. Sie konnte sich an ihrem Spiegelbild gar nicht satt sehen. Als sie fertig waren, musste Regina sie regelrecht vom Spiegel wegzerren, um mit ihr nach unten zu gehen.
»Mach den Mund zu, Jeremy, sei so gut«, beschwerte Regina sich, als sie zu ihrem in der Diele wartenden Cousin stießen.
Doch Jeremy starrte Danny weiterhin mit offenem Mund an, bis sie errötete. Sie hatte das Gefühl, dass er die Aufforderung seiner Cousine nicht gehört hatte, und in ihrem tiefsten Inneren war sie darüber so beglückt, dass sie es kaum zu verbergen vermochte.
Er sah in seinem formellen schwarzen Abendanzug ebenfalls blendend aus. Der offen stehende Rock und die mit Rüschen besetzte, nur locker gebundene weiße Krawatte verliehen ihm etwas Verwegenes. Sein pechschwarzes Haar hatte er zurückgekämmt, doch es blieb nicht an Ort und Stelle, sondern fiel ihm über die Schlä-
fen und in den Nacken. Sein Gesichtsausdruck elektri-sierte Danny.
Ihre Erscheinung brachte ihn völlig aus der Fassung, so viel stand fest. Danny war es ja selbst nicht anders ergangen; daher verstand sie gut, warum er den Blick nicht von ihr wenden konnte.
Regina musste Jeremy mehrmals anstoßen. Als er sich endlich seiner Cousine zuwandte, stemmte er die Ha-cken in den Boden und sagte unnachgiebig: »In diesem Aufzug verlässt sie nicht das Haus.«
»Und was ist daran nicht in Ordnung? Ich will dir mal was sagen ...«
»Verdammt, sie ist viel zu schön; das weißt du ganz genau, Reggie.«
Regina starrte ihn mit großen Augen an. »Das war schließlich der Sinn der Sache, du Dussel.«
»Nein, sie sollte nicht annähernd so gut aussehen. Damit habe ich nicht gerechnet. So würde sie ein Aufsehen erregen, wie es die Stadt noch nicht erlebt hat. Sie bleibt zu Hause; das ist mein letztes Wort.«
Regina schnalzte missbilligend mit der Zunge. » Du bleibst zu Hause. Sie geht auf den Ball. Wenn ich es mir recht überlege, brauchst du für unseren Plan gar nicht dabei zu sein. Die Neuigkeit kann ich mit Leichtigkeit auch ohne deine Anwesenheit verkünden. Danny muss natürlich zugegen sein. Das Gerücht verbreitet sich nur, wenn die Leute sie als lebendigen Beweis vor sich sehen.«
»Du hörst nicht zu, Reggie.«
»Doch, aber du nicht. Du hast bei der Sache nun nichts mehr zu sagen. Ich rette dich auch gegen deinen Willen. Komm, Danny, steig in die Kutsche.«
Natürlich folgte Jeremy ihnen doch. Auf dem ganzen Weg zum Wohnsitz der Aitchisons protestierte er ununterbrochen. Es war allerdings nicht sehr weit; der Ball fand in einem Anwesen in der Nähe des Besitztums von Graf Edward Malory statt, dem Haus, bei dem Danny auf ihrer Suche nach Jeremy als Erstes vorgesprochen hatte.
Regina hörte gar nicht mehr hin, da sie inzwischen ziemlich verärgert war. Auch Danny hörte nicht mehr richtig zu. Sie war enttäuscht, weil Jeremy sich so aufregte, und konnte seine Gründe nicht ganz nachvollzie-hen. Sie war zu hübsch? Das würde für zu viel Wirbel sorgen? Aber so war das Ganze doch gedacht gewesen, um den falschen Gerüchten, die Emily Bascomb in die Welt setzte, entgegenzuwirken.
Mit Jeremy zusammen in einer Kutsche zu fahren erinnerte Danny außerdem an die Nacht, in der sie ihn kennen gelernt hatte. Das musste er ihr angesehen haben, denn er raunte ihr zu: »Ganz was anderes als unsere letzte gemeinsame Fahrt, nicht wahr? Du kannst doch so gut aus Kutschen flüchten. Nur zu, tu dir keinen Zwang an.«
Diesen Vorschlag kommentierte Danny nur mit einem leisen Schnauben. Der Kerl war fest entschlossen, schlechte Laune zu verbreiten und zu unken, was für schreckliche Folgen Reginas Plan nach sich ziehen würde.
Beim Gedanken an ihre damaligen Machenschaften flüsterte Danny
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