Malory
hatte.
Sie hatte auch nicht erwartet, dass die Dame so aufrichtig erscheinen würde. Sie wirkte recht glaubwürdig.
Entweder war sie tatsächlich eine ausgezeichnete Lügnerin, oder sie sagte die Wahrheit.
Danny wies auf den Widerspruch in Emilys Worten hin. »Wenn er so verabscheuungswürdig ist, wie Sie sagen, warum wollen Sie ihn dann überhaupt?«
»Ich will ihn gar nicht mehr«, behauptete Emily.
»Aber mir bleibt keine andere Wahl.« Im Flüsterton er-klärte sie: »Ich vermute, ich bin in anderen Umständen.«
»Wie können Sie das denn schon wissen? Jeremy hat Sie letzte Woche erst kennen gelernt!«
»Ich sagte, ich vermute es«, zischte Emily verärgert.
»Sicher kann ich erst in ein, zwei Wochen sein. Und ich hoffe, dass ich mich irre, wahrhaftig, aber ich muss es leider bezweifeln. Sie sehen also, warum Sie Ihre Zeit vergeuden. Es erwartet Sie nichts als eine Enttäuschung.«
Danny schüttelte den Kopf. »Nein. Was ich sehe, ist, dass Sie sich etwas vormachen. Reißen Sie sich zusammen, und akzeptieren Sie, dass Sie verloren haben.
Wenn Sie Ihren Vater mit in die Sache hineinziehen, wird Ihre Schmach nur noch größer. Und wozu das alles?
Jeremy wird Sie trotzdem nicht heiraten.«
»Was sind Sie doch für eine dumme Gans! Sie wissen nicht, wie solche Angelegenheiten geregelt werden.
Wenn es um einen Millionenerben geht, sind persönliche Vorlieben zweitrangig. Glauben Sie mir, Jeremy hat bei alledem ebenso wenig zu sagen wie ich. Wir haben keinen Einfluss darauf.«
Obwohl Danny die Dame gar nicht kannte, empfand sie bereits tiefe Abneigung gegen sie. »Verschwinde, Kleine.
Von deinem Gequatsche krieg ich Kopfschmerzen.«
Emily schnappte empört nach Luft. »Das ist ja uner-hört!«
Danny nickte zustimmend. »Wahrscheinlich das erste wahre Wort aus deinem Mund.«
Emily wollte etwas Passendes erwidern, überlegte es sich jedoch anders und eilte überstürzt davon. Der Grund dafür wurde Danny klar, als Jeremy hinter ihr fragte: »Alles in Ordnung?«
Sie drehte sich um und warf ihm einen missmutigen Blick zu. »Ganz schön anstrengend, Mann, in so einem langen Gespräch die ganzen Endungen und Artikel ordentlich auszusprechen. Mir brummt richtig der Schädel.«
»Hier, das hilft«, sagte Jeremy und reichte ihr eines der Champagnergläser, die er in der Hand hielt. »Tut mir Leid, dass du dich damit herumschlagen musstest. Mich wundert, dass sie es gewagt hat, dich anzusprechen. Sie ist aber nicht gehässig geworden, oder?«
»Sie war ziemlich glaubwürdig, das können Sie aber annehmen.«
»Dein Auftritt mit mir an deiner Seite hat sie also nicht dazu gebracht, ihre Meinung zu ändern?«
»Pah, kein bisschen. Ich schätze, das stachelt sie nur noch an. Wahrscheinlich hat sie es jetzt noch eiliger, ans Ziel zu kommen.«
»Verflucht.«
»Reißen Sie sich zusammen, Mann«, sagte Danny.
»Sie können immer noch nach Afrika auswandern.«
Jeremy lachte schallend. Als er sich wieder gefangen hatte, sagte er: »Mir gefällt es eigentlich ganz gut hier.
Und Reginas Plan war zumindest zur Hälfte erfolgreich.
Das Gerede der Leute wird nun in eine andere Richtung gehen. Sollen wir das noch forcieren und ein wenig tanzen? Wir können den Rest des Abends ebenso gut genie-
ßen, wenn wir schon einmal hier sind.«
Danny schnaubte, doch auf ihren Lippen lag ein Lä-
cheln. »Ich hab Sie durchschaut, Mann. Sie suchen nur einen Vorwand, um mich noch mal anzufassen.«
»Das würde ich nie tun«, protestierte Jeremy, doch sein Grinsen strafte seine Worte Lügen. Ob Danny ihn nun auf den Gedanken gebracht hatte oder ob er von allein darauf gekommen war, jedenfalls blieben sie nicht lange auf der Tanzfläche. Nach ein paar Runden tanzte Jeremy mit ihr an den Rand des Saals, wo Zimmerpflan-zen und eingetopfte Bäume zu einer Art kleinem Gärtchen arrangiert worden waren.
Er tat so, als versuchte er, diskret zu sein, doch er konnte sein Verlangen einfach nicht mehr zügeln. Das Blattwerk verbarg sie nur vor der Hälfte des Saals; die andere Hälfte konnte bestens beobachten, dass Jeremy sich ganz und gar nicht diskret benahm.
»Das dürfte deutlich genug sein«, sagte er, bevor er sie küsste.
Danny wusste nicht, wie ihr geschah. Normalerweise küssten ein Mann und eine Frau sich in der Öffentlichkeit erst, nachdem das Datum ihrer Heirat bekannt gegeben worden war, und selbst dann galt es nicht als schicklich. Nur ein Schuft wie Jeremy setzte sich über solche Regeln hinweg. Seine Bemerkung
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