Malory
hinter dem Kopf. Sein befriedigtes Seufzen war in der ganzen Kajüte zu hören.
Doch kaum eine Minute später beklagte er sich: »Verdammt, ich kann dich an meinem Kissen riechen.«
»Dann wasch es doch«, konterte Gabrielle.
Lachend drehte Drew sich um, sodass er ihr den Rücken zukehrte, und kaum zehn Minuten später hörte Gabrielle ein leises Schnarchen. Eigentlich müsste sie nun ein Geräusch machen, um ihn zu wecken. Als er an ihrer Stelle gewesen war, hatte er jedenfalls versucht, sie wach zu halten, noch dazu mit den absonderlichsten Geschichten darüber, wie er ihr Lust bereiten wollte. Das war zu überlegen. Sollte sie es ihm in dieser Beziehung heimzahlen? Schließlich musste sie, nur weil er sein Schiff zurückhatte, nicht gleich ihren Racheplan aufgeben.
Obwohl sie nicht wusste, wie sie sich selbst dazu bringen sollte, einen Schuft, nein, einen Schurken, nein, einen Teufel wie Drew Anderson zu bezirzen. Kopfschüttelnd studierte sie ih-re Umgebung.
Drew hatte die Lampe, die auf seinem Nachttisch befestigt war, brennen lassen. Damit sie Licht hatte, um sich einzurich-ten? Nein, wahrscheinlich hatte er schlicht vergessen, sie zu löschen, oder er hatte womöglich die Angewohnheit, bei Licht zu schlafen. Jedenfalls war auf diese Weise leicht zu erkennen, dass das Bettzeug, das man ihm schließlich gebracht hatte, noch da war und nun ebenso von ihr benutzt werden konnte wie der Nachttopf – der momentan zum Glück nicht gefüllt war – und der leere Teller vom Abendessen.
Sie ließ den Blick zum Nachttopf zurückkehren und sah ihn stirnrunzelnd an. Gütiger Himmel, wie sollte das nun gehen? Würde er ihr überhaupt etwas Privatsphäre lassen?
Falls nicht, wollte sie dafür sorgen, dass er es bereute. Dazu musste sie nur eine Zeit lang nicht an das Wort »peinlich« denken. Gabrielle hatte schon damit angefangen, sich zum Schlafen etwas Anständigeres anzuziehen, als sie plötzlich innehielt und beschloss, lieber den bequemen, lockeren Morgenrock anzulassen. Wenn sie es recht bedachte ..
Warum eigentlich nicht. Sie zog den Morgenrock auch noch aus. Sollten ihm am Morgen ruhig die Augen übergehen, falls er ihr einen Blick gönnte. Vielleicht weckte sie ja ein wildes Verlangen, das sie dann gleich im Keim ersticken konnte, weil sie nicht vorhatte, es noch einmal geschehen zu lassen. Je heftiger er sie begehrte, desto näher würde sie ihrer Rache kommen. Doch was war, wenn er sie nicht mehr wollte, nachdem er sie nun gehabt hatte? Verdammt, daran hatte sie nicht gedacht. Nun, die Antwort darauf würde sie erst am Morgen bekommen. Im Moment musste sie wenigstens versuchen, auch etwas zu schlafen.
Seufzend legte sie sich hin und wickelte sich in eine von Drews Decken – Teufel noch mal, sie konnte ihn auch riechen.
Sie würde frisches Bettzeug verlangen müssen. Morgen. Als sie ihre Beine anzog, um sich zusammenzurollen, fühlte sie das kalte Eisen über ihren Knöchel scheuern.
Gabrielle seufzte und setzte sich auf, um die Metallkette zu untersuchen; sie wollte genau wissen, wie sehr die Fessel ihrer Haut schaden würde. Drew war wundgescheuert gewesen.
Das wollte sie, wenn möglich, vermeiden. Bei ihm hatte die Fessel natürlich auch viel enger gesessen. Schließlich war sie für den Fuß eines Mannes gedacht, nicht für den einer Frau.
Gabrielle bewegte die Fessel hin und her, um zu sehen, wie viel Spielraum ihr tatsächlich blieb, dann schaute sie ungläubig zu, wie sie ihr einfach vom Fuß glitt.
Sie musste die Hand auf den Mund drücken, um ihr Lachen zu ersticken. Und sie vergeudete keinen Augenblick, streifte hastig den Morgenrock über und schlich auf Zehenspitzen zur Tür. Doch die war fest verschlossen.
Gabrielle fluchte stumm vor sich hin, als sie zu ihrem Bettzeug auf dem Boden zurückkehrte. Sie hörte Drew etwas murmeln. Anscheinend hatte er etwas mitbekommen, doch er wurde nicht wach. Sie warf seinem nackten Rücken einen wü-
tenden Blick zu, ehe sie wieder unter die Decken kroch. Es würde andere Gelegenheiten geben, wenn diese Tür nicht verschlossen war. Gabrielle lächelte und freute sich auf den kommenden Tag.
Kapitel 35
Als Gabrielle aufwachte, stelle sie fest, dass sie in der Kabine allein war. Durch die Fensterreihe fiel wenig Licht. Es war zwar Morgen, doch ein Blick nach draußen zeigte ihr, dass die Sonne hinter schwarzen Wolken verborgen war. Das deutete darauf hin, dass es im Laufe des Tages einen Sturm geben wür-de. Schnell zog Gabrielle die Sachen über, die
Weitere Kostenlose Bücher