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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 08. Gefangener des Herzens
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habe, er wisse bloß, dass er damals unter dem Namen Kapitän Hawke bekannt gewesen sei. Stattdessen hatte James ihm im Delirium seine wahre Identität enthüllt. Daher war eher anzunehmen, dass Gabrielles Bemerkung sarkastisch gemeint war, als sie ih-re Vermutung äußerte und James einen Rohling nannte.
    Freches, undankbares Weibsbild. Es kam immer mehr zusammen, was gegen sie sprach, doch das Schlimmste war, dass sie sich in London aufhielt, um einen Ehemann zu finden.
    Wenn das nicht gewesen wäre, hätte er sich vielleicht Mühe gegeben, mit ihr wieder ins Reine zu kommen. Doch er wollte sich gar nicht mit ihr aussöhnen. Nein, zum Teufel. Er brauchte die Abschreckung durch ihr ablehnendes Verhalten, um sich daran zu erinnern, dass er die Finger von ihr zu lassen hatte. Nicht dass es großer Erinnerung bedurft hätte, da ihm gestern schon beim ersten Blick auf sie wieder eingefallen war, wie sehr er sich im Hafen über sie geärgert hatte. Was merk-würdig war, denn normalerweise war es nicht seine Art, sich so sehr über etwas aufzuregen, dass er es nicht mit einem Achselzucken abtun konnte. Er war einfach unbekümmert. Selbst Streitigkeiten und handgreifliche Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Warren, der früher so verdrossen zu sein pflegte, dass er einen Heiligen in Wut versetzt hätte, machten ihm nicht das Geringste aus. Doch dieses Weib ging ihm unter die Haut.
    Boyd tauchte im Türrahmen auf und versuchte sich anzu-lehnen, wäre dabei aber fast ins Zimmer gefallen. Drew war so in Gedanken versunken gewesen, dass er das Zuschlagen der Haustür überhört hatte. Sein Bruder kam gerade erst heim und sah aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen.
    Boyd und er hatten die gleiche Haarfarbe – hellbraun mit goldenen Strähnen –, doch sein Bruder hatte sein Haar seit seiner Ankunft nicht geschnitten, und, so struppig wie es aussah, wahrscheinlich auch nicht gekämmt. Boyds braune Augen waren nicht nur heller als seine, sondern zudem momentan reichlich blutunterlaufen. Von den fünf Brüdern hatten nur Boyd und Thomas die außergewöhnliche Größe des Vaters nicht geerbt.
    »Du bist noch gar nicht im Bett gewesen?«, riet Drew.
    »Doch, ich habe geschlafen, ich weiß bloß nicht, wo«, erwiderte Boyd.
    »War es etwa genauso wie vorgestern? Als du mich wegen eines weichen Betts verlassen hast?«
    »Sehr weich, wie ich mich schwach erinnern kann, aber ich bin sicher, du hast auch ohne mich nach Hause gefunden.«
    Drew lachte in sich hinein. »Ja, und noch dazu zu einer christlichen Uhrzeit.« Doch dann schüttelte er den Kopf. »Du schlägst aber wirklich über die Stränge, wenn du einen Hafen erreichst. War deine letzte Fahrt wirklich so lang?«
    »Nein, ich hatte bloß einen weiblichen Passagier, der mich zwei verdammte Wochen lang an den Rand des Wahnsinns ge-trieben hat.«
    Drew hob eine Braue. »Hättest du das nicht an Bord regeln können?«
    »Sie war verheiratet, hatte zwei Kinder dabei und war so verdammt glücklich, unterwegs zu ihrem Mann zu sein, dass ich sie nicht wissen lassen wollte, wie es um mich stand.«
    »Und, fühlst du dich jetzt besser?«
    »Frag mich noch mal, wenn ich wieder nüchtern bin«, sagte Boyd, dann erkundigte er sich kichernd: »Und wie war dein Abend?«
    »Warum fragst du mich das nicht noch einmal, wenn du die Piratin gesehen hast?«, antwortete Drew schlagfertig.
    »Nein danke. Ich habe mir für meine Schwester schon eine lange Liste von Entschuldigungen zurechtgelegt. Sie wird mich nicht zu einem dieser Heiratsmärkte schleppen. Malory hat mir in die Feder diktiert, wie man sie am besten vermeidet.
    Außerdem bist du viel besser im Langweilen als ich.«
    Drew lachte schallend. »Du bist mir einer, Bruderherz. Al-so, was möchtest du wetten, dass du deine Meinung ändern wirst – wenn du die Piratin gesehen hast?«
    Boyd grinste ihn nur an. »Darauf falle ich nicht herein.
    Wenn sie so toll aussähe, würdest du dafür sorgen, dass ich morgen in See steche.«
    »Wie du willst«, sagte Drew achselzuckend.
    Boyd sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Ist sie hübsch?«
    »Wen interessiert das schon?«, konterte Drew lässig. »Das Weib ist hier, um sich einen Mann zu angeln, kapiert? Oder willst du dich etwa häuslich niederlassen?«
    Boyd dachte einen Moment darüber nach. »Anders als du habe ich nicht in jedem Hafen eine Braut, daher hätte ich nichts dagegen, eine hübsche Frau zu heiraten, die zu Hause auf mich wartet. Wie du weißt, bin ich nicht

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