Malory
Sie gehören?«
Er sagte das derart hämisch, dass Gabrielle genau wusste, welche Rolle sie seiner Meinung nach auf dem Schiff spielte, und das war nicht sehr schmeichelhaft. An ihrem Befehlston musste sie wohl noch arbeiten.
»Sie täuschen sich, Drew«, entgegnete Gabrielle. »Diese Männer stehen unter meinem Kommando. Ich bin ihr Kapitän.«
Darauf lachte er bloß und sagte: »Klar sind Sie das. Aber ab jetzt hören Ihre Männer auf mein Kommando – falls ihnen Ihr Leben lieb ist.«
Damit packte er sie urplötzlich. Abgesehen von seinen letzten Worten hatte es keinerlei Vorwarnung gegeben, und er hatte so schnell gesprochen, dass Gabrielle keine Zeit blieb zu reagieren. Sich in einer festen Umklammerung auf seinem Schoß wiederzufinden, verblüffte sie derart, dass sie sprachlos war. Drew dagegen hatte seine Sprache wiedergefunden und sein Lachen klang höchst triumphierend.
»Na, wie fühlt es sich an, wenn man selbst in die Mangel genommen wird, Weib?«, fragte er.
»Es ist mir zu eng«, sagte Gabrielle, und dann begann sie, mit aller Kraft gegen ihn anzukämpfen.
Kapitel 23
Warum hatte sie das nicht kommen sehen? Weil er so verdammt gut aussah? Weil sie unfähig gewesen war, sein Gesicht lange genug aus den Augen zu lassen, um zu bemerken, dass er sich von seinen Fesseln befreite? Und nun hatte er die Oberhand, würde seine Freiheit wiederbekommen, sein Schiff ebenfalls, und sie zweifellos allesamt den Behörden ausliefern.
Sie würde einen Kerker aus erster Hand kennenlernen, genau wie ihr Vater, anstatt Nathan aus seinem herauszuholen. Sie hatte bei ihrer Aufgabe vollkommen versagt und das alles nur, weil sie diesem verfluchten Amerikaner wie gebannt in sein Gesicht geschaut hatte – wie jedes Mal.
Gabrielle war wütend auf sich selbst, ließ ihre Wut jedoch an Drew aus. »Das wird nichts, du Schwachkopf!«, fauchte sie, während sie sich wand, um von seinem Schoß herunterzu-kommen.
»Wollen wir wetten?«
Drew klang immer noch höchst amüsiert. Er hörte sich an, als koste es ihn nicht die geringste Mühe, sie festzuhalten, und das machte Gabrielle noch wütender. Sie versuchte, ihn zu überlisten und den Stuhl umzuwerfen.
Wieder lachte Drew sie aus. »Netter Versuch, aber der Stuhl ist mit dem Boden verschraubt.«
Gabrielle hätte wissen müssen, dass er, genau wie alles andere in der Kabine, befestigt war, doch sie zischte bloß: »Und da wirst du auch landen, wenn du mich nicht loslässt!«
»Ich sage das nur ungern, Weib, aber ich habe hier die Oberhand. Ach, ich möchte es doch lieber anders ausdrücken Ich sage das nur zu gern!«
»Es ist nur vorübergehend und das weißt du auch! Ein Schrei und ein Dutzend Pistolen sind auf dich gerichtet!«
»Nein, sie werden auf dich gerichtet sein«, widersprach Drew ihr. »Du gibst einen ausgesprochen hübschen Schutz-schild ab. Aber wenn du nicht aufhörst, so herumzuzappeln, passiert etwas ganz anderes.«
Seine Stimme hatte einen warnenden Unterton. Gabrielle merkte das zwar, verstand jedoch nicht, was Drew meinte. Es gelang ihr, sich auf die Seite zu drehen. Das half allerdings auch nichts, Drew hielt sie immer noch fest und sie war von ihren Anstrengungen erschöpft. Da küsste er sie urplötzlich.
Sie hatte keine Ahnung, wie es geschah oder warum. Einen Augenblick vorher hatte er ihr noch auf den Mund geschaut und im nächsten ..
Der Griff, mit dem er sie so umklammert gehalten hatte, dass ihre Arme an den Körper gedrückt wurden, veränderte sich. Für den Kuss zog er sie näher heran, hielt sie aber nicht mehr so fest wie vorher. Gabrielle bekam sogar einen Arm frei und musste den Drang bekämpfen, ihn um Drew zu schlin-gen. Du lieber Himmel, sie musste noch mehr als das bekämpfen. Sein Kuss war allzu verführerisch und ganz genau so schön wie in ihrer Erinnerung. Sie stellte fest, dass sie viel zu großen Gefallen daran fand und wünschte, er würde niemals enden. Nur ein paar Minuten, mein Gott, dieser Geschmack, diese Hitze, die zwischen ihnen aufflammte, wie konnte er nur so verdammt schnell derart schamlose Gelüste in ihr wecken.
Dass sie ihn verabscheute, machte überhaupt keinen Unterschied, das Verlangen, das er in ihr weckte, war einfach überwältigend.
Fast hätte sie sich ihm vollkommen hingegeben, so mächtig waren die Gefühle, die sie durchströmten. Wenn es nicht um das Leben ihres Vaters gegangen wäre, hätte sie die Waffen gestreckt. Es fiel ihr jedenfalls sehr schwer, die Gelegenheit zu nutzen, die sich ihr
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