Malory
zuverlässige Männer wie diese hier hättest du wirklich etwas großzügiger behandeln können.«
»Vielleicht hätte ich das getan, wenn sie dich geschnappt hätten, bevor dieser Dreckskerl dich geheiratet hat!« fauchte er.
Roslynn konnte noch kaum glauben, daß sie bei dieser Konfrontation, vor der sie sich lange Zeit so gefürchtet hatte, Oberwasser gewonnen hatte. Es war ein äußerst befriedigendes Gefühl. Sie zog einige Banknoten aus der Tasche und reichte sie Wilbert. »Das dürfte genügen, meine Herren.«
Die beiden Brüder bekamen leuchtende Augen beim Anblick der fast fünfzig Pfund. Wilbert warf einen be-gehrlichen Blick auf die Handtasche. Roslynn wollte sich nicht anmerken lassen, daß ihr nun doch wieder etwas mulmig wurde.
»Schlagt euch das lieber sofort wieder aus dem Kopf«, warnte
sie
energisch.
»Und
wenn
ihr
nicht
aussehen
wollt wie der da« - sie deutete mit dem Kopf auf Geordie - »solltet ihr mir lieber nie wieder unter die Augen kommen.«
Die beiden Ganoven grinsten, als die kleine Frau ihnen drohte. Aber sie waren gut bezahlt worden. Wenn der Schotte nicht schon so übel zugerichtet gewesen wäre, hätten sie ihm vielleicht selbst ein bißchen die Fresse poliert, um sich für seine Beschimpfungen zu revanchieren.
So aber waren sie rundum zufrieden und zogen grinsend von dannen.
Auf dem Treppenabsatz verging ihnen jedoch schlagartig das Grinsen. Der Mann, der langsam die Treppe heraufkam, war kein anderer als der vornehme Herr, dessen Haus sie in den letzten zehn Tagen observiert hatten und der offenbar der Ehemann der rothaarigen Dame war. Er sah nicht bedrohlich aus, er schaute sie nicht einmal an, und doch mußten die Brüder plötzlich daran denken, daß der jämmerliche Zustand des Schotten das Werk dieses Mannes war.
Wilbert zückte sein Messer, um sich etwas sicherer zu fühlen, hielt es aber eng an den Schenkel gepreßt. Das lässige Auftreten des reichen Knilchs täuschte aber gewaltig. Er hatte das Messer gesehen und blieb stehen. Sie hörten
ihn
laut
seufzen,
bevor
er
sagte:
»Verdammt.
Aber wenn's sein muß, bringen wir's eben hinter uns.«
Wilbert
und
Thomas
verständigten
sich
mit
einem
Blick, bevor sie gleichzeitig angriffen. Ihre Attacke ging aber anders als erwartet aus. Der Adlige wich in letzter Sekunde aus und drückte sich an die Wand. Thomas verlor das Gleichgewicht und purzelte die Treppe hinab.
Und Wilbert verlor sein Messer, bevor er wußte, wie ihm geschah. Als er es in der Hand des Adligen sah, rannte er die Treppe hinab, zerrte seinen stöhnenden Bruder auf die Beine und zog ihn mit sich, auf die Straße hinaus.
Oben im Zimmer lief Roslynn wütend vor einem ver-bitterten Geordie auf und ab. »Du bist eine so gemeine, bösartige,
verabscheuungswürdige,
schändliche
Krea-
tur, daß mir dafür einfach die Worte fehlen, Geordie Cameron. Es ist eine Schande, daß du den Namen Cameron trägst. Du hast ihm nie Ehre gemacht.«
»Du etwa?«
»Halt die Klappe, Mann! Nur wegen dir bin ich jetzt verheiratet. Wegen dir mußte ich heiraten, obwohl ich es gar nicht wollte, zumindest nicht auf diese Weise.«
»Und du hast dabei auch noch das ganze Geld verloren, du blöde Kuh!« schoß Geordie zurück. »Ha, wie mich das freut! Wenn ich das Vermögen der Camerons schon nicht haben kann, weiß ich wenigstens, daß du es auch nicht mehr hast, weil er dich ausgetrickst hat.«
Roslynn blieb stehen und starrte ihn verwundert an.
»Was redest du da?«
»Er hat mir erzählt, daß er deinen tollen Ehevertrag verbrannt
hat«,
berichtete
Geordie
glucksend.
»Der
schlaue Kerl hat dich wirklich sauber reingelegt. Er hat jetzt die ganzen Piepen, und auch wenn er abkratzt, kriegst du sie nicht zurück, weil er nämlich alles seiner eigenen Sippe hinterläßt. An einen feinen Ehemann bist du da geraten, Kusine!«
Sie konnte sich nur mit Mühe das Lachen verbeißen, aber wenn Anthony sich schon die Mühe gemacht hatte, Geordie diesen Bären aufzubinden, würde sie ihm bestimmt
nicht
auf
die
Nase
binden,
daß
es
nicht
stimmte. Es war wirklich eine glänzende Idee von Anthony gewesen, Geordie auf diese Weise zu überzeugen, daß ihr Vermögen für ihn unwiederbringlich verloren war.
»Immerhin ist er mir noch lieber als du, Vetter!«
Er wollte aufspringen, ließ sich aber mit einem lauten Stöhnen wieder aufs Bett fallen. Ohne jedes Mitleid sti-chelte Roslynn weiter.
»Du hättest verduften sollen, als du die Gelegenheit dazu
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